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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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ausgemistet?“
    „In den Weihnachtsferien.“
    Obwohl ich sie nicht sah, wusste ich, dass sie grinste.
    „Als ob das wichtig wäre! Für meine alten Schulbücher interessiert sich doch kein Schwein. Außerdem ist das Klassenzimmer abgeschlossen, wenn wir nicht dort sind. Allerdings …“
    „Allerdings?“
    „… nicht am Donnerstag, als Natalie aufs Dach der Turnhalle raufkletterte. Bei der Gelegenheit ist ja einiges gestohlen worden.“
    „Mhm, und genau da kann jemand dir die Ohrringe in den Rucksack gesteckt haben. Bist du sicher, dass sie dieser alten Tante gehören?“
    „Frau Asp? Nein, aber so wie Simons Mutter den Schmuck beschrieben hat, passt es.“
    „Wer weiß, vielleicht hast du ja einen geheimen Verehrer.“
    „Oder einen geheimen Hasser, der möchte, dass ich als Diebin geschnappt werde.“
    Ich überlegte kurz.
    „Schätze, die Ohrringe hätten schon früher gefunden werden sollen. Simons Mutter wollte doch in meinem Rucksack herumwühlen.“
    „Wie hast du sie gefunden?“
    „Hab den Rucksack an die Wand gepfeffert und da sind sie rausgefallen.“
    Jo kicherte.
    „Es gibt viele Arten, eine Schultasche zu leeren. Hast du den Rucksack bei Frau Asp dabeigehabt?“
    „Nein.“
    „Warum wollte sie dann in deinem Rucksack nachschauen und nicht in deinen Kleidertaschen oder Schubladen?“
    Ich zermarterte mir den Kopf. Die einzige Erklärung, die mir einfallen wollte, war, dass jemand ihr einen Tipp gegeben hatte. Und das konnte nur Simon gewesen sein.
    „Woran denkst du?“, fragte Jo, als ich lange nichts mehr gesagt hatte.
    „Es muss Simon sein. Als Natalie oben auf dem Dach herumturnte, hab ich ihn nirgends gesehen. Du etwa?“
    „Nein, aber ich hab auch nicht nach ihm geschaut. Wahrscheinlich hat er die Gelegenheit wahrgenommen, als alle draußen im Freien waren. Vielleicht hat er auch Alexanders Taschenrechner gestohlen. Ja, und die übrigen Sachen auch.“
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl sie mich nicht sehen konnte.
    „Das kommt mir ziemlich abwegig vor. Hannamaria behauptet, er hätte reiche Eltern. Warum sollte er lauter gebrauchten Kram mitgehen lassen, wenn er sich alles kaufen kann, was er will? Ich hoffe, Linus bekommt die Wahrheit aus ihm heraus. Er hat versprochen, es zu versuchen.“
    „Simon wird kein Wort sagen“, vermutete Jo.
    „Dann muss ich ihn eben selbst fragen.“
    „Die Lehrer haben dich zurzeit auf dem Kieker!“
    „Dann machen wir’s nach der Schule.“
    „ Wir? Willst du mich etwa da mit reinziehen?“
    Ich lachte.
    „Du bist schon mittendrin! Stell dich nicht an! Ich werd Mama morgen bitten, Wuff am Nachmittag auszuführen.“
    „Aber ich muss gleich nach der Schule heim zu den Pferden!“
    Verräterin, wollte ich schon sagen, ließ es aber im letzten Moment bleiben. Sie hätte bestimmt zugesagt, wenn es möglich gewesen wäre.
    „Dann mach ich’s eben allein.“
    „Bitte nicht“, bat sie. „Stell dir vor, er denkt sich neue Lügen aus und behauptet noch mal, du hättest ihn geschlagen.“
    „Dann glaubst du mir also?“
    „Klar tu ich das! Du hättest nie den Mund darüber halten können, falls du ihn geschlagen hättest. Aber tut mir leid, Svea, ich kann wirklich nicht mitkommen.“
    „Verstehe. Du hilfst mir trotzdem.“
    „Das hoffe ich.“

MONTAG
    Schon als wir an der Schule ankamen, spürte ich die eigenartige Stimmung. Ich selbst war ein Teil davon. Jüngere Schüler drehten sich nach mir um und deuteten auf mich, als sie glaubten, ich sähe es nicht.
    Seltsam. Es war, als hätten sie Angst vor mir. Als wäre ich eine tickende Bombe, die jederzeit explodieren könnte.
    Weil alle mich anstarrten, wurden die Blicke von zwei Gestalten abgelenkt, die hundertmal furchteinflößender waren als ich – von Jimmy und Stoffe.
    Beide groß und laut und heute außerdem voll cool gestylt. Bisher waren sie immer in abgetragenen schwarzen Jeans herumgelaufen, aber plötzlich erinnerten sie eher an Elias und seine Kumpel und stolzierten in Markenklamotten herum, auf die ich mindestens ein Jahr lang hätte sparen müssen. Um Jimmys Hals funkelte ein Goldkettchen und Stoffe hatte ein neues Handy, das von Hand zu Hand wanderte.
    Ich beobachtete sie verstohlen, als sie sich über den Schulhof bewegten. Eine Bande lärmender Siebt- und Achtklässler folgte ihnen auf Schritt und Tritt.
    Auf einmal umringten sie einen Jungen aus der Siebten.
    Es sah aus wie eine normale Unterhaltung. Keiner von ihnen erhob die Stimme oder fuchtelte mit den Fäusten.

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