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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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lautem Knall zu. Aus dem Umkleideraum der Jungs kamen Schritte.
    Endlich!
    Ich war wohl das einzige Mädchen der Mannschaft, denn niemand kam zu mir herein.
    Ich spähte in die Turnhalle. Dort war es dunkel. Nur ein grünes Schild mit einem rennenden Männchen leuchtete schwach überm Haupteingang.
    Seltsam, wie eine vertraute Umgebung sich im Dunkeln in etwas Unheimliches verwandeln kann. Dieses nagende Gefühl von Unbehagen, das ich schon die ganze Zeit empfand, sorgte dafür, dass ich es unterließ, Hallo zu rufen. Stattdessen schloss ich die Tür zum erleuchteten Umkleideraum hinter mir, bevor ich vorsichtig in die dunkle Halle trat.
    Die ganze Zeit wartete ich darauf, den üblichen Lärm zu hören, wenn eine Mannschaft aus lauter Jungs in einen Raum hereingepoltert kommt. Gelächter, Geschrei, Rufe, Flüche.
    Aber keine Stimme war zu hören.
    Gleichzeitig spürte ich deutlich, dass ich nicht mehr allein in dem Gebäude war. Es waren nicht nur die Schritte, da waren auch andere Geräusche: Knarren, Schlurfen, Kleiderrascheln. Die Tür zum Umkleideraum der Jungs ging einen Spaltbreit auf und gab ein klagendes Knarzen von sich.
    Es war stockfinster. Mir wurde immer mulmiger zumute. Warum machten sie kein Licht?
    Wieder hörte ich Schritte. Kräftige Sohlen trafen auf dem Boden auf.
    Ich blieb wie gelähmt stehen.
    Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
    Plötzlich tauchte jemand in der Türöffnung auf, die Umrisse einer Person, die größer war als ich. Das musste einer der Jungs sein. Der Hausmeister ist viel dicker. Obwohl ich in die Dunkelheit starrte, bis mir die Augen tränten, gelang es mir nicht, ein Gesicht auszumachen.
    Ich versuchte meine Angst zu zügeln, obwohl sie danach drängte, sich in einem heftigen Schrei Luft zu schaffen. Auf keinen Fall durfteich in Panik geraten, das war mir klar. Weil ich schon eine Zeit lang hier stand, hatten meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt. Solange ich still stehen blieb, würde ich nicht entdeckt werden. Ich wagte kaum zu atmen.
    Ich hoffte, der Kerl würde kehrtmachen und in den Umkleideraum zurückgehen. Doch diesen Gefallen tat er mir nicht. Stattdessen kam er weiter in die Halle herein.
    Ich fühlte mich, als würde ich von Kopf bis Fuß aus diesem schleimigen grünen Gelee bestehen, das mir als Kind so geschmeckt hatte. Es war höchste Zeit zu fliehen. Bald würde er mich entdecken.
    Plötzlich hörte ich neue Schritte. Eine Tür schlug zu und mehrere Personen polterten in den Umkleideraum der Jungs hinein. Die Neuankömmlinge bemühten sich nicht einmal, leise zu sein.
    Im nächsten Moment badete die Turnhalle in Licht.
    Die plötzliche Helligkeit blendete mich, es gelang mir aber trotzdem, einen kurzen Blick auf einen Jungen in einer schwarzen Mütze zu werfen. Ich hatte keine Ahnung, wer er war, aber mir war klar, dass er nicht gekommen war, um mit der Mannschaft zu trainieren.
    „Sie ist hier!“
    Das war das Einzige, was ich noch hörte. Der Rest ertrank im Echo von rennenden Schritten, meinen eigenen und denen meiner Verfolger.
    Ich floh in den Umkleideraum, tastete voller Panik nach dem Türgriff der Tür, die nach außen führte, und stieß gleichzeitig die Tür mit der Schulter auf. Atemlos warf ich mich in die Kälte hinaus und rannte auf den Fußweg zu.
    Hinter mir erklang das Dröhnen vieler Schritte. Die Kälte drang mir in die Lungen und ich hatte das Gefühl, als würden sie zerspringen.
    Ich bin durchtrainiert, doch meine Verfolger waren das auch. Aus Angst zu stolpern traute ich mich nicht einmal, einen kurzen Blick nach hinten zu werfen, aber es klang, als würden sie mich einholen.
    Mein Herz hämmerte wie wild in der Brust und der Schweiß strömte mir über den Rücken.
    Mein einziger Gedanke war, sie dürfen mich nicht hier so allein in der Dunkelheit erwischen.
    Hinten an der Ampel sah ich ein Paar auf den Fußweg einbiegen. Sie hatten einen zottigen Hund an der Leine. In der Kälte dampfte die Luft vor ihren Mündern.
    Dieser Anblick verlieh mir neue Kräfte.
    „Hilfe!“, krächzte ich.
    Meine Lungen waren kurz vorm Zerspringen und in meinem Mund stieg ein metallischer Geschmack hoch.
    Mit letzten Kräften stolperte ich auf das Paar zu und stieß fast mit ihnen zusammen.
    Sie waren im Alter von Oma und Opa und wirkten sehr besorgt.
    „Ach du liebe Zeit“, sagte die Frau. „Was ist denn passiert?“
    „Die … verfolgen … mich“, gelang es mir hervorzukeuchen.
    „Wer denn?“, fragte der Mann.
    Als ich mich umdrehte, war

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