Gefaehrliches Schweigen
niemand mehr da.
„Sie sind im Wald verschwunden“, sagte die Frau. „Ich hab sie gesehen.“
Ich beugte mich vor und schnappte nach Luft.
Der Hund, ein zottiger Retriever, kam sofort her, um mein Gesicht zu beschnuppern.
„Aber Bertil!“, rief die Frau aus.
„Das macht nichts“, erklärte ich. „Ich hab auch einen Hund.“
„Ich hab meinen Mann gemeint. Er hat nach seinen Zigaretten getastet, obwohl er versprochen hat, mit dem Rauchen aufzuhören.“
„Hab bloß nach einem Hustenbonbon gesucht“, murmelte der Mann.
Ich richtete mich auf und sah mich um. Außer uns befand sich niemand auf dem Fußweg. Allmählich beruhigte ich mich etwas, ich nahm mir sogar Zeit, den Hund zu streicheln.
„Na, wie heißt du denn?“, erkundigte ich mich.
„Berti.“
Ich versuchte der Miene der Frau zu entnehmen, ob sie damit ihren Mann meinte, aber allem Anschein nach war es der Hund, der so hieß. Zumindest sah sie ihn mit liebevollem Blick an.
„Wo wohnst du?“, fragte sie.
„In Richtung Vårsta“, sagte ich mit einem Kopfnicken dorthin.
„Dann werden wir dich begleiten“, entschied sie. „Was waren das für Typen, die dich verfolgt haben?“
„Keine Ahnung“, sagte ich.
Obwohl ich ahnte, dass wenigstens einer von ihnen Elias war.
„Sollten wir nicht die Polizei anrufen?“, fragte sie.
„Was kann die schon tun?“, meinte der Mann. „Inzwischen ist die Bande schon über alle Berge. Oder was meinst du … übrigens, wie heißt du denn?“
„Svea.“
Ich zuckte die Schultern und damit begnügten sie sich.
Das ältere Paar begleitete mich fast bis nach Hause. Als sie mir zum Abschied zuwinkten, kehrte die Angst zurück. Ich spürte sie wie einen eiskalten Kloß im Magen, der in mir festgefroren war. Kalte Schauer krochen mir wie Würmer über den Nacken und die Arme entlang. Ich wandte den Kopf und schielte nach hinten und seitwärts. Vielleicht standen meine Verfolger irgendwo im Schatten und lauerten. Oder vor meinem Haus.
„Mir macht ihr nicht so leicht Angst“, murmelte ich, ohne es wirklich zu meinen.
Ich kam in ein menschenleeres Haus. Auf dem Dielentisch lag ein Zettel.
„Sind im Kino.“
Während Wuff meine Hände und Hosenbeine beschnupperte, die nach dem Retriever rochen, überlegte ich, ob ich meine Eltern anrufen sollte, sah aber dann ein, dass ihre Handys bestimmt ausgeschaltet waren.
Stattdessen wählte ich die Nummer von Bjarne Lund.
Sein Anrufbeantworter schaltete sich nach dem vierten Läuten ein. Ich wartete ungeduldig, bis er seinen munteren Begrüßungsspruch aufgesagt hatte, dann fauchte ich meine Frage aufs Band.
„Hier ist Svea. Warum war heute Abend kein Training? Rufen Sie mich gleich an, wenn Sie das hier gehört haben!“
Sicherheitshalber fügte ich meine Handynummer hinzu.
Ich plumpste am Küchentisch auf einen Stuhl und ließ meine angsterfüllte Flucht noch einmal wie einen Film in meinem Kopf abspulen. Was wäre passiert, wenn es mir nicht gelungen wäre, so schnell aus der Turnhalle zu entkommen? Oder wenn ich dem alten Paar nicht begegnet wäre?
Rasch schüttelte ich diese Gedanken ab. Die waren zu beängstigend.
Garantiert war Elias einer meiner Verfolger. Aber wer waren die anderen?
Woher wussten sie, dass ich alleine kommen würde?
Und warum war das Training ausgefallen?
Ich wählte noch einmal Bjarne Lunds Nummer. Diesmal legte ich einfach auf, als der Anrufbeantworter sich einschaltete.
Mir fiel ein, dass ich Alexander anrufen könnte.
Er antwortete beim ersten Läuten.
„Hallo, hier ist Svea. Hätten wir heute Abend nicht Training gehabt?“
„Nein, warum? Erst morgen früh. Das hat Lund gestern doch gesagt.“
„Schon, aber Axel hat behauptet, der Termin wäre vorverlegt worden.“
„Axel?“
„Hat er dich nicht angerufen?“
„Nö-ö.“
Ich wollte gerade die ganze Geschichte losrattern, wie ich zur Schule gelockt worden und dann verfolgt worden sei, aber Alexander kam mir zuvor.
„Ich muss gehen. Jemand läutet an der Tür. Wir sehen uns morgen früh.“
Er legte auf.
Ich versuchte den Gedanken zu verdauen. Axel hatte mich in die leere Turnhalle gelockt. Aber warum? Zwar war er mit Elias befreundet, aber doch trotzdem schlau genug, um zu begreifen, dass ein Angriff auf mich nicht die richtige Art war, Elias wieder in die Mannschaft zurückzubringen. Und überhaupt, warum war bloß ich das Ziel? Alexander war auch ein Ersatzspieler. Dann hätte er doch uns beide anrufen müssen.
War es tatsächlich Axel
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