Gefährliches Spiel der Versuchung
wirst.«
»Du kannst sicher sein, dass ich mich keinem unnötigen Risiko aussetzen werde. Ich habe vor, mich mit den Kindern den ganzen Tag im Hause aufzuhalten. Lady Octavia hat gemeint, dass es auf dem Dachboden eine Truhe voll alter Spiele gibt. Ich dürfte keinerlei Schwierigkeiten haben, Prescott und Emma nach dem Unterricht zu beschäftigen.«
»Bleib hier im Turm. Es ist der sicherste Ort.«
»Ja. So sicher wie der Horst eines Falken.« Shannon ließ den Blick über die ferne Heide schweifen. »Du bist derjenige, der allein und verwundbar durch die Landschaft wandert.«
»Genau das entspricht unserer Ausbildung, Shannon. Wir arbeiten auf eigene Faust. Gefahren sind die ständigen Begleiter in unserem Leben.« Er stand auf. Ein Lichtstrahl fiel auf seinen nackten Körper. »Vergiss nicht - ich weiß, was ich tue. Und ich kann auf mich selbst aufpassen.«
Die Zusicherung konnte ihre Angst nicht vertreiben. Das Spiel von Sonne und Schatten zeigte nicht nur Muskeln, die wie gemeißelt aussahen, sondern auch Narben aus der Vergangenheit, die hell auf der gebräunten Haut schimmerten.
»Du bist aus Fleisch und Blut, Alexandr. Und ich kann mich nur zu gut daran erinnern, wie leicht ein bisschen Blei noch durch die härtesten Muskeln und Sehnen dringt.«
»Der Trick liegt darin, niemals an die Vergangenheit zu denken, Shannon. Nur an die Zukunft.«
Natürlich hatte er recht. Ein Krieger durfte sich niemals auf Vorwürfe oder Bedauern einlassen. Shannon schützte ihr Gesicht vor den Funken und zündete eine einzelne Kerze neben dem Bett an.
Schau nicht zurück.
Zweifellos fand sich in Sun Tzus Werken auch ein Aphorismus zu ihrer Lage, aber Shannon wollte einfach keiner einfallen. Weder ein paar Zeilen aus den homerischen Heldenepen noch poetische Verse von Shakespeare. Die Worte, die sie sagte, kamen ihr von Herzen. »Ich bitte dich, halte die Augen offen.«
»Du auch, golubuschka.« Orlov zog sich fertig an und schlüpfte zur Tür hinaus.
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20. Kapitel
W ir können natürlich auch Schrot einpacken, um Vögel zu schießen«, verkündete Jervis, während er die Jagdgewehre aus der Waffenkammer ausgab. »Obwohl ich es für meinen Teil vorziehen würde zu versuchen, die Fährte eines Hirsches aufzunehmen, wenn wir schon mal im schottischen Hochland sind. Ich habe viel über Größe und Kraft dieser Hirsche gehört. Es wäre eine Ehre, ein solches Tier zur Strecke zu bringen.«
Der Comte hob die Schultern. »Welches Beutetier auch immer Sie auswählen, ich bin nur zu bereit, mit Ihnen die Verfolgung aufzunehmen.«
Übten die Gentlemen sich nur in höflichen Plaudereien, wie sie es vor der Jagd gewohnt waren? Oder lag dem Wortwechsel ein eher bedrohlicher Tonfall zugrunde? Orlov hielt sich im Hintergrund und täuschte Gleichgültigkeit vor, während er die Munitionsbeutel bestückte. Es war ihm ebenso recht, dass die Bemerkung nicht an ihn gerichtet war. Die Lust auf weitere Spielchen war ihm gründlich vergangen - Spielereien mit Worten und auch anderweitig.
»Du lieber Himmel, ich bin mir nicht mal sicher, dass ich ein offenes Scheunentor treffen würde«, stöhnte Talcott. Seine Augen waren gerötet, die fahle Haut erinnerte an die Bauchseite eines Kabeljaus. »Ich würde am liebsten absagen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass die Ladys mich zu einem Ausflug an irgendeinen verfluchten Felsen zwingen, den sie gerade unbedingt besichtigen wollen.« Er drückte sich die Hand an die Stirn, krümmte sich gequält. »Es wäre mir lieber, einen Schlaganfall zu erleiden, während ich über die Heide latsche, als stundenlang Annabelles Jammern zu ertragen. Verdammt noch mal, man könnte fast glauben, dass die Welt untergeht, nur weil das Luder ihre Einführung in die Gesellschaft um eine Saison verschoben hat.«
Als Gentlemen, dachte Orlov, könnte ich mich verpflichtet fühlen, ihn vor den Plänen des jüngsten Sprösslings der Talcotts zu warnen. Allerdings hielten seine Skrupel sich in Grenzen. Ehrlich gesagt, gab es kein Familienmitglied, für das er besondere Sympathie hegte, außer vielleicht für Helen. Gefangen zwischen zügelloser Verschwendung und verzogenem Gör galt ihr eher sein Mitleid als Abscheu.
»Alle jungen Ladys träumen von schicken Bällen und attraktiven Männern, die um ihre Hand anhalten. Es ist nur natürlich, dass sie enttäuscht ist, noch warten zu müssen«, gab De Villiers zu bedenken.
»Sie sind
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