Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
Vom Netzwerk:
Wachmänner auf Patrouille abzulösen. Irgendein Körnchen nützlicher Information konnte man aus dem rauen Gelächter und den üblen Flüchen immer aufschnappen.
    Nachdem er einen kurzen Moment zugehört hatte, zog er sich in den Schutz der Treppe zurück, stieß selbst einen lautlosen Fluch aus. Zeit für Improvisationen. Ein Auftrag wie dieser lässt sich nicht erledigen wie ein Uhrwerk, mahnte er sich stumm. Und genau deshalb war Orlov gut vorbereitet.
 
    Das Seil schlitterte über das Schieferdach, und die Schlinge zog sich fest um einen eisernen Pfeiler. Shannon prüfte, ob es ihrem Gewicht standhielt, wickelte sich dann eine Schlinge um die Hand. Wie mit Flügeln glitt sie lautlos an der Mauer hoch und landete leichtfüßig auf dem Fenstervorsprung vor der Bibliothek. Mit der Klinge löste sie den Riegel und konnte die Fensterflügel mühelos aufstoßen.
    Nachdem sie eingestiegen war, brauchten ihre Augen ein paar Sekunden, um sich an den verdunkelten Raum zu gewöhnen. Zwischen den dahinjagenden Wolken und dem abnehmenden Mond konnte kaum ein Lichtschimmer durch die zweiflügeligen Scheiben eindringen. Es reichte gerade, um den massiven Eichentisch zu erkennen zu geben, der noch aus dem elisabethanischen Zeitalter zu stammen schien, und die Bücherregale, die mit Werken vollgestopft waren, die nicht zueinanderpassten, und ...
    Aus der entfernten Ecke des Zimmers drang ein leichtes Kratzen.
    Shannon duckte sich tief hinter das Kuriositätenkabinett. Mit dem Daumen schob sie den Spannhahn ihrer Pistole zurück. Vielleicht eine Maus? Sie wollte nichts dem Zufall überlassen und lockerte das Messer in seiner Scheide.
    Wieder hörte sie das Geräusch, lauter diesmal, gefolgt von der aufflackernden Bewegung.
    Nein, das konnte nicht sein!
    Ein Strahl des Mondlichts fiel ins Zimmer, direkt auf einen Goldschimmer.
    »Sie!«, stieß Shannon grimmig aus. Die schlanke, geschmeidige Gestalt, die sich aus den Schatten materialisierte, war unverkennbar. Der russische Schurke. Das auffällige blonde Haar und den glitzernden Ohrring mit dem Wolfskopf hätte sie selbst in der dichtesten Rauchwolke und im Feuer der Hölle noch erkannt.
    »Sie«, echote er sanft, keineswegs glücklicher über die Begegnung als Shannon.
    Während sie langsam die Waffen senkten, entdeckte Shannon, dass er eine goldene Schnupftabakdose in der anderen Hand hielt. »Mr. Orlov, Sie haben sich einen ausgesprochen gefährlichen Ort für solch kleinliche Diebereien ausgesucht. Besser, Sie verschwinden, bevor Sie Ihre Überheblichkeit diesmal mit dem Leben bezahlen.«
    Der Russe lächelte, wirkte aber äußerst verärgert. »Wohl kaum kleinlich, golubuschka. Es handelt sich um ein Kunstwerk aus der Renaissance, das von Cellini gearbeitet wurde. Und es ist ein Vermögen wert.« Er steckte den zerbrechlichen Schatz in seine Tasche. »Und was das Verschwinden betrifft, so wollte ich Ihnen gerade denselben Vorschlag machen.« Er warf einen Blick auf die Standuhr. »Sofort.«
    »Besten Dank, aber ich bin aus wichtigerem Grund hergekommen als nur wegen eines goldenen Spielzeugs.«
    »D'Etienne hält sich nicht hier auf. Vor zwei Tagen ist er nach Tralee weitergereist.«
    »Woher ...«, begann Shannon.
    »Vertrauen Sie mir.«
    »Ihnen? Einer Schlange würde ich eher vertrauen.«
    »Saint Patrick sei Dank, in Irland gibt es keine Schlangen.« Wieder warf Orlov einen Blick auf die Uhr.
    »Befürchten Sie, zu spät zu einer Verabredung zu kommen?«, zischte sie. »Ich bin mir sicher, dass die Lady Ihnen nicht zürnen wird, wenn sie sich ein paar Minuten gedulden muss.«
    »Ich befürchte etwas ganz anderes, golubuschka. Wenn wir uns nämlich noch sehr viel länger hier herumtreiben, wird es keine Körperteile mehr geben, die noch groß genug sind, um uns zu identifizieren. Geschweige denn, um uns zu vergnügen.« Er ergriff ihren Arm und zerrte sie unsanft zum Fensterbrett. »Lassen Sie uns verschwinden.«
    »Was zum Teufel soll das heißen?« Shannon befreite sich aus seinem Griff, zog die Pistole und zielte tödlich auf ihn.
    »Ich habe zwei Pakete Sprengstoff in dem Zimmer versteckt, in dem O'Malley die Schiffsladung mit dem französischen Gold verborgen hat. Der Verlust wird ihn ernsthaft in seinen Absichten zurückwerfen, in dieser Gegend Ärger anzuzetteln. Jedenfalls für eine Weile.« Schulterzuckend schwang er sich hinaus auf den Fenstersturz. »Aber machen Sie es sich nur bequem. Wenn Sie es vorziehen, sich grundlos ins Jenseits zu befördern, werde ich

Weitere Kostenlose Bücher