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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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ihrem Notizbuch und dem Stift griff und gerade so weit zur Seite rückte, um den braunen Flecken zu verbergen.
    Sein Spott brachte ihm einen weiteren scharfen Verweis der Witwe ein. »Trotz meines fortgeschrittenen Alters und meiner Gebrechlichkeiten«, ergänzte sie seufzend, »hätte ich nichts dagegen. Ich finde es allerdings reichlich schwierig, mich so leichtfüßig zu bewegen wie früher.«
    »Sie scheinen nicht ein bisschen nachgelassen zu haben.«
    Die alte Lady quittierte sein Zwinkern mit einem nachdenklichen Blick. »Bitte noch einen Spritzer Whisky, wenn es beliebt. Meine morschen Knochen können an einem einzigen Abend nur ein gewisses Maß an Aufregung ertragen.«
 
    Shannon erhob sich, um Lady Octavia das Glas zu füllen. Der Mann besaß einen Charme ... Es war zum Steinerweichen! Und es schien, als wäre kein weibliches Wesen zwischen acht und achtzig vor seinen Schmeicheleien gefeit. Außer ihr natürlich. Aber schließlich kannte sie die Wahrheit über ihn.
    »Und jetzt, Mr. Oliver, ist die Zeit gekommen, dass Sie mir ein wenig über sich erzählen.« Die Witwe blinzelte durch das geschliffene Kristall. »Miss Sloane hat mir bereits über ihre Herkunft berichtet. Sie allerdings haben mir bisher alle Beweise auf Ihre Befähigung vorenthalten.«
    Shannon stellte das Glas ab, war neugierig, wie er sich wohl selbst erklären würde.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, begann Orlov mit seiner Geschichte. »Die Familie meiner Mutter stammt aus Yorkshire. Ich bin nach Oxford gegangen, um dort Philosophie und die Klassiker zu studieren, zusammen mit ein wenig englischer Literatur. Ich hatte gehofft, Vorlesungen des Rechts oder vielleicht der Theologie besuchen zu dürfen, aber während des ersten Studienjahres hat meine Familie eine Reihe ernster finanzieller Rückschläge einstecken müssen. Ich war gezwungen, der Gelehrsamkeit abzuschwören und mir meinen eigenen Weg in die Welt zu suchen.«
    »Was für ein Jammer. Dabei kann ich mir vorstellen, dass Sie sowohl in dem einen als auch in dem anderen Beruf ausgesprochen gut gewesen wären«, grübelte die Witwe. »Daher sind Sie also Lehrer geworden?«
    »Nein. Ich war ein sehr begabter Reiter und habe mich einem Wanderzirkus mit Akrobaten angeschlossen. Unsere Reisen haben uns durch Flamen, durch die Niederlande und schließlich bis an die Ostseeküste geführt. Ich muss gestehen, dass ich mich auf dem Weg an die Ostsee in Hamburg in die Tochter eines Handlungsreisenden verliebt und als Anführer einer Handelskarawane nach dem Osten unterschrieben habe. Aber leider hat sich herausgestellt, dass sie schon mit dem Zahlmeister verlobt war, sodass ich in Warschau gestrandet bin.«
    »Und dann?«, drängte die Witwe sichtlich fasziniert.
    »Ich habe allerlei merkwürdige Arbeiten verrichtet, die es mir gestattet haben, in noch exotischere Gegenden zu reisen. So habe ich recht viel Zeit in Sankt Petersburg und Moskau verbracht.«
    »Um was zu tun?«
    »Oh, unter anderem habe ich als Geheimagent für Zar Alexander gearbeitet«, erwiderte er, ohne sich etwas anmerken zu lassen. »Dann bin ich zum Schwarzen Meer und nach Konstantinopel gereist. Es war ausgesprochen lehrreich.«
    Du liebe Güte, dachte Shannon, während der Stift in ihrer Hand pausierte, der Mann sollte sich darauf verlegen, Gruselgeschichten zu schreiben. Mit einer solch überbordenden Einbildungskraft und seiner geradezu unheimlichen Befähigung zur Lüge würden die Ladys in den Salons ihm zweifellos zu Füßen liegen und um Fortsetzungen betteln.
    »Nach all den Abenteuern kann ich mir vorstellen, dass das Unterrichten ein wenig langweilig ist«, bemerkte die Witwe.
    »Nein. Denn ich habe in meinem Leben genügend Abenteuer erlebt.« Orlov wirkte so unschuldig wie ein Chorknabe, als er die Lider senkte und ein schwermütiges Lächeln aufsetzte. Zweifellos hatte er den Blick lange im Spiegel geübt; Shannon war kurz davor, ihm die Geschichte abzukaufen. »Ich freue mich sehr, Master Prescott mit meinen Erfahrungen dienlich sein zu können.«
    »Was für ein Glück, dass er ausgerechnet Sie gefunden hat. Oder besser - dass Sie uns gefunden haben.« Lady Octavia stellte das Glas beiseite und erhob sich langsam aus dem ledernen Armsessel. »Sosehr ich den Abend mit Ihnen auch genossen habe, ich werde es jetzt Miss Sloane und Ihnen überlassen, den wöchentlichen Unterricht in allen Feinheiten auszuarbeiten, während ich das Bett aufsuche. Habe nicht mehr das Durchhaltevermögen früherer

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