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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Zeiten.«
    »Was für eine Prahlerei!«, zischte Shannon, als die Witwe bereits über den Flur schritt. »Wie sind Ihnen nur all die Märchen eingefallen?«
    Er fixierte sie mit einem unergründlichen Blick. »Wie kommen Sie darauf, dass alles nur gelogen war?«
    »Oxford?«, entgegnete sie betont zweifelnd.
    »Merton College, um genau zu sein. Professor Henry Gilmartin ist ein weltberühmter Gelehrter.«
    »Ich dachte ...«
    »Ach, denken Sie doch, was Sie wollen.«
    Selbstverständlich hatte er recht. Denn Shannon wusste wirklich nichts über ihn, wenn man von den nackten Tatsachen seiner jüngst zurückliegenden Heldentaten absah. Es war ihre eigene Einbildung gewesen, die eine Gestalt mit bestimmten Zügen aus ihm gemalt hatte. Ihre Unterstellungen hatten seinen Charakter geformt, dazu Eigenheiten, die wunderbar zu ihren eigenen Empfindungen zu passen schienen. Dichtung und Wahrheit. Es war, als hätte sie ihn porträtiert und dieses Porträt anschließend in ihren Geist verpflanzt. Aber vielleicht war es nötig, dass sie einen genaueren Blick auf den gegenwärtigen Zustand ihres Objektes warf.
    »Kann es sein, dass mir Krümel am Kinn kleben?«
    Orlov hatte Shannon dabei erwischt, dass sie ihn unverwandt anstarrte. Rasch senkte sie den Blick wieder auf das Notizbuch und beeilte sich, ihre Skizze des Erdgeschosses des Herrenhauses zu beenden. Trotz allem weigerte ihr Stift sich, die Linien und Winkel des Gemäuers gerade und korrekt zu zeichnen, brachte nicht mehr als ein paar fantastische Schnörkel zu Papier. Wie von Geisterhand formte sich eine Haarlocke, dann ein Ohr, eine Nase, der sinnliche Schwung der Lippen. Verdammt! Die unbewusste Kritzelei war sicher auch nicht treffender als alles andere, was sie zu Papier gebracht hatte. Sie war eine zu unbeholfene Zeichnerin, als dass sie sein komplexes Wesen fassen könnte.
    »Irgendjemand, den ich kennen sollte?« Rasch hatte Orlov sich zu ihr gesellt, war lautlos über den Teppich geglitten. »Mit solchen Reißzähnen sieht der Kerl aus wie ein Wolf im Schafspelz. Oder vielleicht besser andersherum.«
    Shannon schlug ihr Buch zu. »Wir haben genügend Zeit mit nutzlosen Plaudereien verschwendet. Heute Nacht ist Vollmond. Ich habe die Absicht, die Außenanlagen noch sorgfältiger zu untersuchen, um zu prüfen, ob ich Hinweise auf geheime Observationen entdecken kann.«
    »Ich komme mit. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    »Nein.« Shannons Widerspruch klang eine Spur zu schrill. Aus unerklärlichen Gründen brachte die Nähe seines Körpers sie dazu, die Muskeln anzuspannen. Ihr Atem ging rascher. »Wir sollten die Kinder nicht unbewacht in ihren Zimmern lassen, sondern stattdessen lieber unsere Wachsamkeit hier verdoppeln. Ich habe zwar keinerlei Anzeichen gefunden, dass die Fenster manipuliert worden sind, aber es war doch eine frostige Mahnung daran, dass D'Etienne jederzeit zuschlagen kann.« Sie atmete tief durch. »Morgen Vormittag sollten wir uns darum kümmern, ein paar Stolperdrähte zu ziehen, damit in einem unserer Schlafzimmer bei Gefahr sofort Alarm ausgelöst wird. Mit den Kindern und den Tieren wird es nicht einfach sein, aber einige Auslösestellen können auch verdeckt werden.«
    Plötzlich wechselte Orlovs Stimmung. Wie auf leisen Sohlen, aber unabwendbar. Er gab nicht länger den herumlungernden Salonhelden. Seine Muskeln strafften sich, schienen sich zusammenzuballen, während er so wachsam wirkte wie ein Raubtier auf Beutezug und den Blick mit beängstigender Eindringlichkeit schärfte. Ein Wolf. Obwohl sein Haar noch immer golden zu schimmern schien.
    »Ich werde gehen, während Sie die Korridore im Auge behalten«, befahl er. »Ich bin es gewohnt, raue Hügel zu erklimmen wie in dieser Gegend.«
    »Und ich bin durchaus in der Lage, den Weg durch die Heide zu bewältigen«, erwiderte sie knapp, »wie Sie sehr wohl wissen sollten.«
    Bei der Anspielung auf Irland kniff er die Augen zusammen. »Ich kann mich sehr gut an Ihre Heldentaten erinnern. Genau wie ich mich auch an den Nahkampf erinnere. Und daran, dass ich als Sieger daraus hervorgegangen bin.«
    Ihre Blicke verhakten sich ineinander, als würden sie die Klingen kreuzen.
    »Verdammt!«, sagte Orlov weich, als er merkte, dass weder er noch sie bereit waren, einen Zoll zurückzuweichen. »Shannon, wir sollten miteinander nicht auf Kriegsfuß stehen. Pragmatismus ist wichtiger als Stolz. Ich bitte Sie nur, vernünftig zu sein. Schließlich will ich weder Ihre Kraft noch Ihre Fähigkeiten

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