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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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flüsterte Orlov dem Mädchen etwas ins Ohr.
    Shannon war überrascht, wie freundlich er mit Kindern umging, und sie fragte sich, ob seine flapsige Bemerkung über etwaige Nachkommenschaft der Wahrheit entsprach. Oder hatte er Kinder? Einen flachsköpfigen Sohn mit blauen Augen, eine kleine nordische Prinzessin mit einem Lächeln, das einen Drachen handzahm machen konnte?
    Ihr Herzschlag schien zu stolpern. Oh, warum nur zerbrach sie sich den Kopf über diesen verfluchten Kerl? Er war nichts als ein Schurke - nein, ein Erzschurke, der persönlich eingestanden hatte, dass er sich im Leben für nichts anderes interessierte als für sich selbst. Und er hatte es schlicht mit einem weiteren Auftrag zu tun. Für den er zweifellos prächtig entlohnt wurde.
    »Ha, Sir, ich habe Ihr Pferd eingekreist!« Sie sah, dass Prescott einen elfenbeinfarbenen Bauer auf ein schwarzes Quadrat schob.
    »Ah! Aber du vergisst, dass ein talentierter Reiter noch die größten Hürden überspringen kann.« Sehr zur Belustigung der Kinder schnappte Orlov sich das geschnitzte Pferd mit Reiter und warf es in hohem Bogen in die Luft, bevor er es wieder auffing. »Unter allen Figuren auf dem Schachbrett ist das Pferd das Einzige, das aus verschiedenen Winkeln angreifen kann. Ihr müsst immer einen scharfen Blick darauf werfen, welche Züge es machen kann.«
    Er stellte die Ebenholzfigur an ihren Platz zurück und warf einen Blick auf den schattigen Türrahmen.
    Eine Herausforderung? Eine Warnung?
    Ihre Blicke trafen sich sekundenlang, bevor Shannon sich umdrehte und fortging.
    Sie hatte den Flur halbwegs durchquert, als sie leise Schritte hinter sich hörte. Unverkennbar lange Schritte.
    »Gibt es irgendetwas zu berichten?«
    Shannon strich sich eine Locke aus der Stirn. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie wie ein halb ertrunkenes Murmeltier aussehen musste. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie war kurz davor, ihm eine scharfe Antwort zu geben, als sie in sein Gesicht schaute. In dem gedämpften flackernden Licht der Öllampen bemerkte sie die dunklen Schatten unter seinen Augen; auch die Falten um seinen Mund schienen tiefer zu sein als noch wenige Tage zuvor.
    »Kommen Sie in mein Zimmer«, forderte sie ihn mit sanfter Stimme auf. »Ich habe eine Salbe, die den Wundschmerz lindern wird.«
    »Welche?«
    Plötzlich war er müde und erschöpft; die übliche Selbstsicherheit schien brüchig geworden. Shannon hatte sich so sehr an seine Arroganz gewöhnt, dass dieser Hauch Unsicherheit sie kalt erwischte.
    Sie vergaß, welche Eigenheiten sie ihm früher unterstellt hatte und streckte die Hand aus, um seine Wange zu berühren. Die goldblonden Stoppeln pikten wie tausend glühende Funken.
    »Sie müssen wissen, dass wegen des verdammten Stechginsters noch ein paar Dornen in meinem Rücken stecken«, erklärte Orlov rasch und zwang sich zu einem bitteren Gelächter, das allerdings nicht recht wahrhaftig klang. »Darf ich darauf hoffen, dass Sie mir anbieten, die Dornen herauszuziehen, golubuschka?« Er versuchte, ihre Hand abzuschütteln, aber sie behauptete ihr Terrain.
    »Schubsen Sie mich nicht fort. Was war los?«
    »Nichts«, behauptete er, »ich bin es nur nicht gewohnt, wie ein Lämmchen im Stall zu verharren und auf den Schlachter zu warten.«
    »Sie haben sich zu viel zugemutet. Ab jetzt bestehe ich darauf, dass wir die nächtlichen Streifengänge gemeinsam absolvieren.«
    »Nein«, lehnte er strikt ab.
    »Es ist nicht an Ihnen, das Kommando an sich zu reißen, schon vergessen? In diesem Auftrag haben wir beide dieselben Rechte. Vor allem aber haben Sie kein Recht, mir irgendwelche Befehle entgegenzubellen.«
    »Es war ja mehr ein Knurren«, meinte er und fügte etwas hinzu, was verdächtig nach einem russischen Fluch klang. »Würde es helfen, wenn ich ›bitte‹ sage?«
    Shannon schüttelte den Kopf. »Nicht im Geringsten.«
    Diesmal erklang der Fluch deutlich lauter und auf Englisch. »Verdammt noch mal, warum zum Teufel müssen Sie so hartnäckig darauf bestehen, sich solchen Gefahren auszusetzen?«
    »Und wenn ich Ihnen die Frage stellen würde?«
    Orlov atmete scharf ein und stieß den Atem in einem weichen Gelächter wieder aus. »Touché.«
    »Lassen Sie uns beide hoffen, Mr. Orlov, dass keine französische Klinge Ihren Schutzschild durchdringen kann.«
    »Sie sind eine weit größere Gefahr für mich«, entgegnete er rätselhaft. »Und es wäre besser, wenn Sie mich vorerst Alex rufen würden und nicht bei meinem

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