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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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müssen Sie Ihren Dienstherrn sehr nützlich sein.« Aus der Nähe war De Villiers nicht so geckenhaft, wie es zuerst den Anschein gemacht hatte. Unter den übertriebenen Aufschlägen seines himmelblauen Mantels und den verschlungenen Falten seines gestärkten Krawattentuchs zeichneten sich muskulöse Schultern ab. Obwohl er von durchschnittlicher Größe war, ließ ihn die eng anliegende Weste schlanker erscheinen, als er wirklich war.
    Er schlug sich mit den Ziegenlederhandschuhen leicht auf den Schenkel. In den engen Hirschlederhosen deuteten sich Konturen an, auf die jeder Mann hätte stolz sein können. »Ich wundere mich, dass Sie die Unbequemlichkeiten dieses Teils der Welt auf sich nehmen, wo Ihre Dienste in London doch viel dringlicher gebraucht werden.«
    »Was dem einen das Paradies, ist dem anderen die Hölle.«
    »Chacun à son goût«, kommentierte der Franzose mit weicher Stimme, bevor er sich seinen Freunden anschloss.
    Jeder nach seinem Geschmack, übersetzte Orlov stumm.
    Falls der Comte auf einen raschen Sieg hoffte, musste er sich auf eine gewaltige Überraschung gefasst machen.
    Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012

13. Kapitel
 
    M it der Ankunft der anderen beiden Kutschen setzte ein plötzliches Durcheinander unüblicher Arbeiten im Herrenhaus ein. Während Rawley darauf achtete, dass den Lords und Ladys ein kalter Imbiss serviert wurde, befassten sich die Kammerdiener und Zofen damit, das Gepäck auszuladen und es in die oberen Stockwerke zu transportieren.
    Nicht, ohne sich in beachtlichem Maße darüber zu beklagen, dass sie Arbeiten unter ihrer Würde verrichteten, wie Shannon feststellte. Das Geräusch fremder Stimmen hatte sie veranlasst, die Kinder im Klassenzimmer ihren Rechenaufgaben zu überlassen und einen raschen Blick in die Eingangshalle zu werfen. Angesichts der Menge des Gepäcks sah es danach aus, als hätte ein ganzes Regiment Einzug gehalten anstatt nur einem halben Dutzend jener Menschen, die man üblicherweise zu den Schönen und Reichen zählte.
    Die Gäste befanden sich, vermutete Shannon, bereits im Salon. Genau wie Orlov, der nirgendwo zu sehen war.
    Es dauerte bis zum Abendessen, dass sie einen ersten Blick auf die Leute werfen konnte. Dem gepeinigten Butler blieb gerade so viel Zeit, ihnen Lady Octavias Bitte zu übermitteln, die Mahlzeiten weiterhin mit ihr einzunehmen. Wenn es um die Etikette ging, waren die Stellungen des Hauslehrers und der Gouvernante schwer zu beurteilen; weder gehörten sie zur Dienerschaft noch standen sie gesellschaftlich auf einer Ebene mit der Herrschaft. Am Ende blieb es der Familie überlassen, wie sie das Verhältnis sehen wollte.
    Es ist ein Glück, dass die Witwe nicht auf der Etikette beharrt, dachte Shannon weiter. Denn so bot sich ihnen die Gelegenheit, den Besuch genauer unter die Lupe zu nehmen, als die Umstände es sonst erlaubt hätten. Sie strich sich das Haar zurück und befestigte den pedantischen Knoten an ihrem Hinterkopf, bevor sie vom Spiegel zurücktrat und die Wirkung betrachtete. Von einer Gouvernante erwartete man Farblosigkeit. Das formlos geschnittene Kleid in eintönigem Grau passte genau zu ihrer Stellung, und nachdem sie ein paar widerspenstige Locken mit Haarnadeln gezähmt hatte, beschloss sie, dass sie ihrer Rolle gemäß ausgestattet war.
    Die schweren Falten der Wolle verdeckten die Ausbuchtung der kleinen Pistole, genau wie die Klinge, die sie sich ans Bein geschnallt hatte.
    »Ah, da sind Sie ja, Miss Sloane!« Das Klopfen des Spazierstocks zitierte sie herbei. »Treten Sie näher, begrüßen Sie meine Gäste.«
    Shannon durchquerte den Salon, registrierte die angeregte Plauderei.
    »Das ist Lady Sylvia St. Clair, Angus' Schwägerin.«
    Falls die Lady sich darüber ärgerte, dass die Vorstellung die Regeln der Etikette verletzte, verstand sie es gut zu verbergen.
    »Sie wird von Miss Helena Talcott und ihrer Schwester Miss Annabelle begleitet.« Die Witwe nickte den drei Ladys zu. »Gestatten Sie, dass ich Ihnen Miss Sloane vorstelle.«
    Die Ladys nickten zart.
    Die Gentlemen, die eine alte Jagdflinte betrachteten, welche über einem Gemälde mit einer Jagdszene hing, zeigten sich wesentlich mitteilsamer, als die Namen genannt wurden.
    »Helen und Annabelle sind meine Schwestern«, murmelte ein Mann und winkte den Frauen rasch zu. Er hatte ein breites, freundliches Gesicht; die gerötete Nase und die Schwellungen um die Augen ließen allerdings vermuten, dass er

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