Gefährliches Spiel der Versuchung
Haut, und die Ladys fanden seine Art offenbar bestechend. Ganz besonders Lady Sylvia.
»Ah, ein ernsthafter Student!«, bemerkte De Villiers. »Sprechen Sie vielleicht sogar Französisch, Monsieur? Ich wäre höchst entzückt, wenn ich in meiner Muttersprache plaudern könnte.«
»Selbstverständlich beherrsche ich Latein und Griechisch. In den modernen Sprachen kenne ich mich nicht so gut aus.«
»Und worin kennen Sie sich gut aus?«, hakte Lady Sylvia nach.
»In englischer Literatur und alter Geschichte«, erwiderte Orlov sanft.
Jervis tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. »Recht trockener Stoff, um es diplomatisch zu formulieren. Ich ziehe es vor, mich lebhafteren Tätigkeiten zu widmen, als in einer Bibliothek zu hocken und modrige Manuskripte zu studieren.«
»Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, ihre Fehler zu wiederholen.«
»Bonaparte würde Ihnen begeistert zustimmen«, bemerkte der Comte. »Wie man hört, soll ein eifriger Student aus ihm geworden sein.«
Bevor Orlov antworten konnte, warf Lady Sylvia einen Kommentar ein. »Mr. Oliver sieht nicht aus wie ein Mann, der seine gesamte Zeit in stickigen Zimmern verbringt.«
»Jagen Sie?«, fragte die ältere der Talcott-Schwestern. Genau wie ihr Bruder hatte Helen dickes braunes Haar und große haselnussbraune Augen. Ihr Gesicht war eigentlich hübsch, aber insgesamt ein wenig zu voll und die Nase eine Spur zu spitz; nie würde man sie für attraktiv halten, ganz besonders nicht im Vergleich mit Lady Sylvia. Das mochte allerdings auch daran liegen, dass sie beständig einen Schmollmund zog.
»Hin und wieder«, bestätigte Orlov. »Und Sie ...«
»Dann müssen Sie sich auf einen Schuss zu uns gesellen«, meinte Jervis und schnitt sich ein Stück Fasan ab. »Verraten Sie mir doch, haben Sie in der Gegend viel Wild erspäht?«
»Auf meinen morgendlichen Spaziergängen habe ich zahlreiche Moorhühner gesehen.«
»Ich hatte an eine größere Herausforderung als an Vögel gedacht.«
Orlov erlaubte sich ein kleines Lächeln. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Heide zahllose Gelegenheiten zu Leibesübungen bietet.«
»Ausgezeichnet. Ich freue mich schon darauf, zu sehen, wie Sie mit wissenschaftlichem Geschick auf die Pirsch gehen.«
Shannon nahm ein Schlückchen Champignoncremesuppe. Du wirst dich noch wundern.
Die Mahlzeit verlief ohne weiteren Zwischenfall. Lady Octavia beteiligte sich weiterhin nicht an der Konversation, sodass die Truppe aus London dazu überging, die Verdienste der jüngsten Ausstellung in Landschaftsmalerei in kleiner Runde zu diskutieren. Obwohl Orlov höflich lauschte, war ihm bewusst, wie angestrengt die Witwe dreinblickte. Als ob sie sich ganz in sich selbst zurückgezogen hätte.
Warum? Wieder eine unbeantwortete Frage. Orlov spürte, wie er die Hand fester um das Messer klammerte. Für seinen Geschmack gab es davon mehr als genug.
Als sie sich abrupt erhob und vorschlug, dass die Ladys die Herren ihrem Port überlassen sollten, stieß er seinen Stuhl ebenfalls zurück. »Gestatten Sie, dass ich Ihnen beim Tee helfe, Mylady. Ich bin mir sicher, dass die Herren gern unter sich sein wollen, um ein wenig zu entspannen.«
Jervis begriff, dass eine solche Vereinbarung den Hauslehrer mit den Ladys allein lassen würde. »Wir sollten nicht auf der Etikette beharren«, verkündete er. »Wenn Sie einverstanden sind, Lady Octavia, werden wir unsere Drinks mit Ihnen im Salon einnehmen.«
Sie zuckte die knochigen Schultern. »Wie es Ihnen beliebt. Aber seien Sie gewarnt, dass Sie auf die Terrasse treten müssen, falls Sie die Absicht haben, blaue Wölkchen in die Luft zu stoßen.«
Nachdem Orlov die Witwe zu ihrem Lieblingssessel am Kamin begleitet hatte, arrangierte er es, an Shannon vorbeizuschlüpfen. »Halten Sie die Gentlemen in der nächsten Viertelstunde beschäftigt.«
»Warum?«, wisperte sie.
»Ich möchte das Quartier des Comte rasch durchsuchen, solange sein Diener noch beim Essen sitzt.«
Shannon blickte ihn verunsichert an. »Ich weiß nicht recht, wie ...«
»Lassen Sie sich etwas einfallen.« Als Helen sich näherte, entfernte er sich schnell, und nahm Rawley das Teetablett ab. »Ziehen Sie es vor, selbst einzuschenken, Mylady? Oder möchten Sie lieber, dass eine der Ladys die Rolle der Gastgeberin übernimmt?«
»Ich bin überzeugt, dass Lady Sylvia die Aufgabe mit Vergnügen übernehmen würde«, antwortete die Witwe. »Die Anstrengungen des Tages haben mich sehr
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