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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Nerven ihn endlich im Stich?
    Ein Seitenblick auf Shannon bekräftigte seine Einschätzung. Nachdem der Auftrag abgewickelt war, blieb noch genügend Zeit zu entscheiden, ob der Augenblick gekommen war, die Pistole endgültig in das Halfter zu stecken. Bis dahin hatte er eine Mission zu bewältigen.
    Atemlos und mit roten Gesichtern trafen Jervis und De Villiers als Erste bei ihnen ein.
    »Gute Güte, sind die Kinder verletzt?«, fragte der Lord und kniete sich in das hohe Gras.
    »Nein. Dank Miss Sloane«, meinte Orlov, der den Körper immer noch wie einen schützenden Kokon um Emma hüllte.
    »Oh, Mr. Oliver, bitte lassen Sie mich raus! Ich finde das Spiel nicht lustig!«, piepste das dünne Stimmchen erstickt.
    Er befreite sie gerade so weit, dass sie über seine Arme linsen konnte. »Du hast recht, kleine Elfe. Es ist ein dummes Spiel. Wir werden es nicht wieder spielen.«
    »Mr. Oliver ist eher an raue Ringkämpfe mit Jungen gewöhnt«, meinte Shannon und löste Emma aus seiner Umklammerung. »Lass dir Schmutz von der Wange wischen.«
    Plötzlich erinnerte Orlov sich an Prescott, ließ den Blick am Rand des Obstgartens entlangschweifen und entdeckte den Jungen schließlich in einem Ast, von dem aus er das gesamte Picknick übersehen konnte.
    »Scottie, du kannst den Ausguck verlassen!«, rief er. »Unser Schiff wird gleich den Heimathafen ansteuern.«
    Talcott blieb stehen, die Ladys dicht auf den Fersen.
    »Ich ... es war ein Unfall«, kreischte Annabelle. Die Stimme schwankte zwischen Angst und Trotz. »Monsieur De Villiers hat sich geweigert, meine Hand loszulassen. Ich ... ich wollte nicht ...«
    Mit einem durchdringenden Blick brachte Shannon sie zum Schweigen. »Keine hysterischen Anfälle, wenn ich bitten darf. Niemand hat unterstellt, dass Sie es mit Absicht getan haben.« Sie drehte sich zu Helen. »Bitte bringen Sie Ihre Schwester fort und wedeln Sie ihr mit einem Essigfläschchen unter der Nase herum, falls sie Gefahr läuft, ohnmächtig zu werden.«
    Schluchzend und mit raschelnder Seide verabschiedeten sich die Talcott-Schwestern.
    »Ich sollte besser gehen und dafür sorgen, dass die Schleusen nicht doch noch geöffnet werden«, brummte ihr Bruder und wischte sich ein paar Schweißtröpfchen von der Stirn. »Zum Teufel noch mal! Manchmal bin ich fast überzeugt, dass die Kleine größere Schwierigkeiten macht, als sie es eigentlich wert ist.«
    »Miss Annabelle hat die unglückliche Neigung, mit allem zu übertreiben«, bemerkte der Comte knapp. Sein Gesicht war so blutleer, dass man glauben konnte, es wäre in Marmor gehauen. »Und sie neigt dazu, ihren Gefühlen allzu freien Lauf zu lassen. Ich hatte befürchtet, dass ihr das Temperament durchgeht, habe versucht, ihr die Waffe aus der Hand zu nehmen.« Nur der flackernde Blick gab zu erkennen, wie aufgewühlt er innerlich war. »Sind Sie sicher, dass dem Kind nichts zugestoßen ist?«
    »Einigermaßen.« Während er sprach, signalisierte Orlov dem Comte, in Gegenwart des kleinen Mädchens nicht über die Gefahr zu sprechen.
    Lady Sylvia sah erschüttert aus, hatte den Blick aber auf Shannon gerichtet und nicht auf Emma. »Wo haben Sie solch erstaunliche Bewegungen gelernt, Miss Sloane? Ich könnte schwören, dass ich solche Akrobatik noch niemals gesehen habe. Noch nicht einmal im Astley's Circus. Sie sind ja über diese Mauer geflogen, als hätten Sie Flügel am Leib.«
    »Ganz so dramatisch war es nicht. Wenn die Not am größten ist, scheint alles in Windeseile zu gehen. Oftmals verschwimmt unser Blick auf die Dinge.«
    Orlov war klar, dass die Gründe woanders lagen. Er hatte ebenfalls gesehen, dass sie in kürzester Zeit die Mauer erreicht, sie mit einem schwindelerregenden Handstandüberschlag überwunden hatte und sicher auf den Füßen gelandet war. Einen Moment später hatte sie sich nach vorn geworfen, hatte Emma und ihn in letzter Sekunde flach zu Boden gedrückt. Der Pfeil war an ihnen vorbeigezischt, ohne Schaden anzurichten. Oder beinahe. Auch die Wunde an ihrem Arm schien nur ein Kratzer zu sein.
    »Und doch klingen Sie so gelassen, Mademoiselle«, bemerkte der Comte. »Als ob Sie über reichhaltige Erfahrungen verfügten, solche Krisen zu meistern.«
    Shannon antwortete, ohne zu zögern. »Monsieur De Villiers, ich bin Gouvernante. Und selbstverständlich ausgebildet, mit allerlei Eventualitäten umzugehen.« Sie strich eine Locke aus Emmas Gesicht. »Es kann immer gefährlich werden, wenn Kinder im Spiel sind. Sie können

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