Gefaehrliches Verlangen
gesprächig, doch Marc gibt sich alle Mühe mit ihm.
Schließlich steht Dad auf.
»Ich muss mich bei euch beiden entschuldigen.«
»So?« Ich horche auf. Vielleicht findet er ja langsam Gefallen an der Idee, dass Marc und ich heiraten wollen.
Er räuspert sich. »Ja. Ihr fragt euch vielleicht, wieso ich keine Geschenke unter den Baum gelegt habe. Na ja, es ist mir wirklich peinlich, aber ich habe es dieses Jahr einfach nicht geschafft, welche zu kaufen, weil ich die ganze Zeit hier herumgesessen und gegrübelt und darüber völlig vergessen habe, dass es ja auch noch andere Menschen auf der Welt gibt. Aber ab sofort wird sich das ändern. Ich werde nicht mehr nur an mich denken und mich in meinem Liebeskummer suhlen, und ich hoffe, ihr beiden verzeiht mir meine Rücksichtslosigkeit.«
»Ist schon gut, Dad. Diese letzte Woche war ziemlich schwierig für dich. Ich hatte kein Geschenk erwartet, und Marc bestimmt auch nicht.«
»Nein, absolut nicht«, bekräftigt Marc.
»Ihr seid so verständnisvoll.«
Einen Moment lang herrscht Stille.
»Dad«, sage ich schließlich. »Hast du noch einmal über Marcs und meine Hochzeit nachgedacht? Oder … denkst du immer noch gleich darüber?«
Dad wirft Marc einen Blick zu, dann starrt er auf die Tischplatte.
»Ich brauche noch ein wenig Zeit«, antwortet er, »aber ich freue mich sehr, dass Marc heute hier ist. Das gibt mir Gelegenheit, ihn besser kennenzulernen. Und vielleicht kann ich nach den Feiertagen ja schon grünes Licht geben, wer weiß?«
»Das wäre wunderbar.« Hoffnung keimt in mir auf. »Jetzt räume ich erst einmal den Tisch ab.«
Es gibt noch eine weitere Regel in unserer Familie: Die Kinder dürfen ein Geschenk am Vormittag aufmachen, aber mit den restlichen müssen sie ebenso bis nach dem Essen warten wie die Erwachsenen.
Ich bin nicht sicher, ob Sammy die Bedeutung dieses Tages schon versteht, aber wir lassen ihn trotzdem ein erstes Geschenk auspacken. Er entscheidet sich für Marcs Päckchen und strahlt übers ganze Gesicht, als der Holzlaster zwischen all dem Geschenkpapier zum Vorschein kommt.
»Was für ein schönes Geschenk«, bemerkt Dad und kniet sich auf den Boden, um Sammy zu helfen, die Klappen umzulegen, sodass die kleinen Baumstämme von der Ladefläche und über den Wohnzimmerteppich kullern. »Vielen Dank.«
»War mir ein Vergnügen«, kontert Marc.
Danach machen wir uns zu unserem traditionellen Weihnachtsspaziergang auf. Marc schiebt Sammy in seinem Buggy durch die Matschpfützen, was Sammy mit begeistertem Quieken quittiert. Nach der Rückkehr mache ich mich an die Zubereitung des Essens. Bereits vor dem Spaziergang habe ich den Truthahn in den Ofen geschoben und begieße ihn nun immer wieder mit Sauce und würze nach, solange ich das Gemüse schnipple.
Dad spielt mit Sammy im Wohnzimmer, während Marc sich zu meiner Verblüffung zu mir in die Küche gesellt.
»Ich habe eine Vorspeise organisiert.« Er öffnet den Kühlschrank, in dem eine weiße Styroporschachtel steht, die ich zuvor nicht bemerkt hatte.
»Woher kommt die denn auf einmal?«
»Ich habe sie gestern schon herschicken lassen. Rodney war gestern auf dem Borough Market unter der London Bridge.«
Er löst die Schnur, sodass das Papier auseinanderfällt und den Blick auf acht dicke Hummer freigibt.
»Wow. Was für Prachtburschen.«
Marc streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, nimmt ein Messer und einen Wetzstahl aus dem Block und beginnt, es routiniert zu schleifen.
»Sie scheinen in der Küche ja regelrecht zu Hause zu sein, Mr Blackwell. Dabei dachte ich immer, du kannst nicht kochen«, sage ich erstaunt.
Sein Gesicht verzieht sich zu seinem gewohnt verschmitzten Grinsen. »Ich erinnere mich nicht, jemals behauptet zu haben, ich könnte nicht kochen.«
»Aber Rodney bereitet doch alle Mahlzeiten für dich zu, oder?«
»Ja. Meistens. Ich bin klug genug, dem Meister den Vortritt am Herd zu lassen. Dasselbe gilt für dich.«
»Also kannst du sehr wohl kochen.«
»So weit würde ich nicht gehen, aber einige Gerichte kriege ich hin, unter anderem Hummer. Und ein Messer kann ich auch wetzen.«
»Wo hast du das gelernt?«
»Ich habe eine Zeit lang mit der Idee gespielt, ein Restaurant in L . A . zu eröffnen, und dachte, wenn ich ein solches Projekt tatsächlich in die Tat umsetzen will, muss ich auch alles über die Gastronomie wissen.«
»Der ewige Perfektionist«, bemerke ich lächelnd.
»Ich gebe grundsätzlich hundert Prozent.« Seine Augen
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