Gefaehrliches Verlangen
Tür auf.
»Tolle Vorstellung«, sagt er. »Wo ist Marc?«
»Ich dachte auch, dass er kommt, aber ich … keine Ahnung.«
»Ich wollte dir nur frohe Weihnachten wünschen.« Leo streckt mir einen Mistelzweig entgegen, beugt sich vor und gibt mir einen Kuss auf die Wange, wobei seine Lippen einen Moment länger verharren als unbedingt nötig.
»Dir auch frohe Weihnachten, Leo. Und schöne Grüße an deine Familie.«
»An deine auch. Und Sophia?«
»Ja?«
»Amüsier dich.«
Ein Wachmann begleitet mich zum Wagen, der vor dem Bühneneingang auf mich wartet. Wieder macht sich Enttäuschung in mir breit, als ich sehe, dass Marc nicht an der Wagentür steht.
»Hey, Keith.« Ich öffne die Beifahrertür. »Wie geht’s?«
»Gut. Ich freue mich schon auf Weihnachten. Äh, vielleicht wollen Sie heute ja lieber hinten sitzen.«
»Wieso? Ich unterhalte mich gern auf der Fahrt mit Ihnen.«
»Na ja, machen Sie einfach die Tür auf und sehen Sie auf den Rücksitz.«
»Okay.« Ich steige aus. »Auch wenn ich nicht ganz verstehe, wieso.«
Keith antwortet nicht.
Mit klopfendem Herzen öffne ich die Tür. Eigentlich mag ich Überraschungen, aber bei Marc Blackwell weiß man nie so genau, was einen erwartet.
Ich schließe die Augen und wappne mich innerlich. Als ich sie wieder aufschlage, stoße ich mit einem lang gezogenen »Ooooohhhh« den Atem aus.
Das gesamte Wageninnere ist mit Mistelzweigen geschmückt, herrlich grün und mit kleinen weißen Beeren, die im Mondschein leuchten. Und dann fällt mein Blick auf etwas noch viel Schöneres.
Marc.
Ich stürze mich in seine Arme. »Ich dachte schon, du kommst nicht. Wieso hast du nicht neben der Bühne auf mich gewartet?«
»Das wollte ich ja, aber ich musste mich noch um eine Überraschung für morgen kümmern. Keith und ich sind gerade erst vorgefahren.«
»Noch mehr Überraschungen …«
»Sie werden dir gefallen, versprochen.«
❧ 28
E ng umschlungen sitzen wir während der Fahrt auf dem Rücksitz, doch kaum kommt mein Dorf in Sichtweite, setzt Marc sich auf und zieht mich noch fester an sich.
Vor dem Cottage lässt er mich erst aussteigen, nachdem er sich davon überzeugt hat, dass mir nichts passieren kann, allerdings besteht er darauf, dass ich auf dem Weg zum Haus ganz dicht neben ihm bleibe.
»Gibt es Anlass, nervös zu sein?«, flüstere ich und klopfe leise an die Tür.
»Nein, für dich nicht. Für mich allerdings sehr wohl. Ich muss wachsam sein.«
Dad gelingt es nicht ganz, sein Unbehagen bei Marcs Anblick zu verhehlen, trotzdem bittet er uns herein und bietet Marc etwas zu trinken an.
Es ist immer noch halbwegs aufgeräumt. Von Sammy ist weit und breit nichts zu sehen, deshalb gehe ich davon aus, dass er längst schläft.
»Ist mit Sammy alles in Ordnung?«
»Ja, ja.« Dad zieht den Gürtel seines Morgenmantels enger. »Er hat alles aufgegessen, was du vorbereitet hattest, und hat sich ganz brav ins Bett bringen lassen.«
Ich trete zum Kamin und bemerke den leeren Feuerrost. »Keine Möhre dieses Jahr für Rudolph?«
»Dieses Jahr habe ich auf all das verzichtet. Sammy ist noch ein bisschen zu klein und ich zu alt dafür.«
»Schade.«
»Ich lasse euch jetzt allein. Wir sehen uns morgen früh.« Müde schleppt er sich die Treppe hinauf.
»Du gehst jetzt schon schlafen?«
»Ja, im Moment lege ich mich lieber schon früh hin.«
»Okay. Schlaf gut, Dad.« Zumindest schläft er heute Abend nicht in seiner Straßenkleidung.
»Tja.« Ich wende mich Marc zu. Es ist ein komisches Gefühl, ihn im Haus meiner Eltern zu sehen, beinahe surreal. Und dass er sogar hier übernachtet – ein Hollywoodstar unter unserem Dach. Hier ist alles viel bescheidener als in seinem Stadthaus. Kein Personal. Keine Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer. »Da wären wir also.«
»Ich finde es schön, diesen Teil von dir kennenzulernen«, sagt er leise. »Wir sollten nach oben gehen. Du brauchst deinen Schlaf.«
»Okay. Aber was ist mit dir? Bist du denn gar nicht müde?«
»Ich werde noch eine Weile wach bleiben und aufpassen. Jetzt, da wir beide hier sind, will ich besonders aufmerksam sein.«
»Marc, du machst mir wirklich Angst.«
»Das ist nicht notwendig.« Marc gibt mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich bin nur übervorsichtig.«
Ich zeige Marc das Gästezimmer mit dem Bett, das so schmal ist, dass wir kaum beide Platz darin finden werden. Außerdem gibt es eine Kommode und einen Sessel.
Meine Sachen stehen neben der Kommode, daneben befindet sich
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