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Gefaehrliches Verlangen

Gefaehrliches Verlangen

Titel: Gefaehrliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Quinn
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der letzten Nummer könnte ich schwören, eine Frau in der ersten Reihe sitzen zu sehen, die genauso aussieht wie Cecile. Allein die Vorstellung bringt mich so aus dem Konzept, dass ich die erste Strophe versehentlich zweimal singe.
    Leo, ein echter Vollprofi, geht sofort darauf ein und singt mit, und so gelingt es uns, den Song zu Ende zu bringen. Als am Ende der Vorstellung das Licht angeht, stelle ich fest, dass die Frau nicht die geringste Ähnlichkeit mit Cecile hat.
    Ich sehe Gespenster.
    »Heftiger Abend«, bemerkt Leo, als wir von der Bühne abgehen, legt mir wie beschützend den Arm um die Schultern und führt mich durch den Bereich hinter der Bühne. »Aber ist schon okay, ich weiß ja, dass du nervös bist.«
    »Es tut mir wahnsinnig leid, Leo. Du verdienst jemand Besseres als mich. Jemanden, der sich wie ein Profi benimmt.« Das Ganze ist mir überaus peinlich.
    »Hey, hey.« Leo dreht mich an den Schultern zu sich herum. »Jeder hat mal einen schlechten Tag. Das ist doch ganz normal und menschlich. Das passiert uns allen, dass man Privates an sich heranlässt.«
    »Dir ist es aber noch nie passiert.« In diesem Moment sehe ich Davina auf uns zusteuern.
    »Unsinn. Natürlich ist es mir auch schon passiert. Damals, als Sigourney mich wegen dieses Franzosen abserviert hat, konnte ich wochenlang meinen Text nicht behalten. Die Dreharbeiten zu dem Film, an dem ich gearbeitet habe, dauerten mindestens doppelt so lange wie sonst.«
    Meine Züge werden weich. »Ein großer, starker Kerl wie du ist wegen eines Mädchens komplett von der Rolle?«
    »Ja, ein großer, starker Kerl wie ich. Damals war ich jede Woche in ein anderes Mädchen verliebt und dachte, Sigourney sei die Liebe meines Lebens. Sie war so souverän und hatte Klasse, alles, was ich nicht von mir behaupten konnte. Aber es hat eben nicht gepasst. Das Supermodel und der Surferboy. Nicht gerade eine Traumkombination. Und sie war nicht authentisch. Ohne Make-up, zurechtgemachte Frisur und schicke Klamotten sah sie völlig anders aus. Ganz anders als bei dir. Du bist immer wunderschön.«
    Ich werde rot. »Ich bitte dich. Bei mir klopft jedenfalls keiner an und fragt mich, ob ich bei der Vogue aufs Titelbild oder als Model in einem Chanel-Spot mitmachen will.«
    »Sollten sie aber.«
    »Ist Sigourney Seymour nicht inzwischen verheiratet?«, platze ich heraus – ein jämmerlicher Versuch, das Thema zu wechseln.
    Wie taktvoll, Sophia.
    Zum Glück scheint Leo meine Frage nicht zu kränken.
    »Ja, mit dem Typen, wegen dem sie mich abserviert hat. Louis Dupois.«
    Ach ja. Jen liest leidenschaftlich gern die Klatschblätter und hält mich über die neuesten Ereignisse auf dem Laufenden, ob ich nun will oder nicht. Es ist ein seltsames Gefühl, über eine Berühmtheit wie Sigourney Seymour zu reden, als wäre sie ein ganz normales Mädchen, das Leo zufällig kennt. Andererseits ist Leo ebenfalls ein großer Star – seine Bodenständigkeit lässt es mich nur immer wieder vergessen.
    »Sophia. Leo.« Davina kommt auf ihren hochhackigen Schuhen auf uns zugehastet. Ich wappne mich bereits innerlich gegen die nächste Tirade.
    Und diesmal wäre ihre Kritik absolut berechtigt. Allerdings scheint sie nicht auf mich böse zu sein.
    »Die Vorverkaufsstelle hat die stornierten Karten nicht neu verkauft. Ist das zu fassen? Wir hätten für die heutige Vorstellung bestimmt zwanzig Stück mehr verkaufen können.«
    »Aber zwanzig sind nicht die Welt, Davina. Lass es gut sein«, wirft Leo ein.
    »Oh, nein, das werde ich nicht tun. Gleich morgen rede ich ein ernstes Wort mit denen. Aber ihr beide wart klasse. Und ganz toll fand ich die Idee, die erste Strophe zweimal zu singen.«
    »Das war ein Versehen. Ich hatte vergessen, dass wir sie schon gesungen hatten«, gestehe ich.
    »Trotzdem war es großartig. Es ist immer gut, Bewegung in einer Show zu haben, schließlich wollen die Leute nicht jeden Abend exakt dasselbe auf der Bühne sehen, oder? Ich fand es gut, dass ihr mal etwas Neues gemacht habt. Ist alles in Ordnung?« Ein Ausdruck, den ich beinahe als Besorgnis interpretieren könnte, erscheint in ihren Raubvogelaugen, allerdings würde ich lieber nicht darauf wetten, weil eine solche Miene so gar nicht zu ihrem Gesicht passt.
    »Das wird schon wieder«, sage ich und wende mich Leo zu. »Mir ist heute nur ein kleiner Schreck in die Glieder gefahren, das ist alles.«
    »Du siehst müde aus.«
    Erst jetzt merke ich, dass sie recht hat. Mein ganzer Körper ist

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