Gefaehrliches Verlangen
eigentliches Problem ist, dass ich dich vermisse und mich geradezu verzweifelt nach dir sehne.«
»Verzweiflung – das drückt nicht einmal annähernd aus, was ich gerade empfinde.«
Wieder kostet es mich enorme Überwindung, mich nicht umzudrehen und mich in seine Arme zu werfen, meine Lippen auf seinen Mund zu pressen.
Der Schlüssel zittert so heftig zwischen meinen Fingern, dass ich meine andere Hand zu Hilfe nehmen muss.
»Ich will, dass du morgen in dein Zimmer im Ivy College zurückkehrst und dich ausruhst. Es ist zu viel, jeden Abend auf der Bühne zu stehen und dich auch noch um deinen Vater und den Haushalt zu kümmern. Ich sorge dafür, dass ihm jemand hilft.«
Ich schüttle den Kopf. »Aber Sammy hat zu Fremden kein Vertrauen. Und Dad braucht mich. Er muss jemanden um sich haben, den er kennt und dem er vertraut. Ich kann ihn jetzt nicht im Stich lassen.«
Lange Zeit höre ich nur Marcs leise Atemzüge hinter mir.
»Okay. Dann bleib. Aber ich schicke trotzdem jemanden, der euch hilft, ob es dir gefällt oder nicht. Ich muss jetzt gehen.« Seine Stimme wird noch tiefer. »Dir so nahe zu sein … Es fällt mir schwer, nicht die Beherrschung zu verlieren.«
»Geh nicht«, platze ich heraus. Zu wissen, dass er hier ist, direkt hinter mir steht, ist, als würde man einem Verdurstenden in der Wüste ein Glas Wasser vor die Nase halten.
»Ich muss, das weißt du selbst.«
»Ja.« Ich schlucke niedergeschlagen. »Ich … ja. Es ist so schwer. Und wir haben noch Monate vor uns.«
»Gott, ich muss sofort gehen, sonst gerät alles außer Kontrolle. Geh hinein und leg dich ins Bett, Sophia. Und morgen schläfst du bis mittags.«
»Bis mittags? Aber Sammy wacht um sechs auf.« Ich sehe auf meine Uhr. Es ist kurz vor ein Uhr früh, also bleiben mir noch etwa fünf Stunden.
»Keine Angst, ich schicke jemanden her, der sich um ihn kümmert. Und um den Haushalt.«
»Aber das wird Dad nicht gefallen.«
»Er versteht es. Ich habe heute mit ihm gesprochen und alles Notwendige in die Wege geleitet. Wir haben uns auf einen Plan B geeinigt, für den Fall, dass du zu erschöpft bist.« Er lacht leise. »Zumindest in einem Punkt sind dein Vater und ich uns einig – dass dein Wohlergehen an erster Stelle steht.«
»Aber Sammy hat Angst vor Fremden …«
»Er kennt die Person, die morgen kommt. Und jetzt geh hinein und ruh dich aus. Keine Widerrede.«
»Marc …«
»Ich sagte, keine Widerrede. Ich bin froh, dass Leo heute Nachmittag hier war.«
»Ich … er stand plötzlich da.«
»Ich habe gehört, dass er den Garten abgesucht und versucht hat, dich zu beschützen.« Ich höre einen Anflug von Verärgerung in seiner Stimme.
»Ich war sehr froh darüber.«
»Ich auch. Vielleicht ist er ja erwachsener, als ich dachte. Er will dich beschützen, und Schutz ist genau das, was du im Moment brauchst.«
»Der einzige Mensch, von dem ich beschützt werden will, bist du.«
»Aber da ich nicht hier sein kann, bin ich froh, dass Leo an deiner Seite ist.«
Ich höre ihn einen Schritt nach hinten treten und sehne mich mit jeder Faser meines Herzens danach, mich zu ihm umzudrehen, aber ich tue es nicht.
»Leo genießt ein hohes Ansehen. Er ist ein echter Star.« Ich höre die Sprödigkeit in Marcs Stimme. »Allerdings ist er im Gegensatz zu mir überall beliebt. Die Leute beten ihn förmlich an. Er ist Hollywoods Goldjunge. Mich können die Typen von PAIN in der Öffentlichkeit als Bösewicht darstellen, aber ihm werden sie kein goldenes Härchen krümmen, weil die Leute sonst über sie herfallen würden. Das macht ihn zum perfekten Beschützer für dich und deine Familie.« Sein Tonfall verrät, wie schwer es ihm fällt, seine Eifersucht im Zaum zu halten und zu akzeptieren, dass ein anderer Mann vorübergehend seinen Platz eingenommen hat.
»Dass du bereit bist, deine Gefühle um unserer Sicherheit willen beiseitezuschieben, finde ich sehr beeindruckend.«
»Aber es ist nicht einfach, das kann ich dir versichern. Geh jetzt ins Haus, Sophia. Du brauchst dringend Schlaf. Und ich muss gehen, wenn ich nicht riskieren will, gegen die Vereinbarung zu verstoßen.«
❧ 49
A m nächsten Morgen werde ich vom Brummen des Staubsaugers und von köstlichem Kaffeeduft geweckt. Ich fahre hoch und lausche, doch von Sammy ist nichts zu hören.
Ich sehe auf die Uhr.
Es ist neun.
Wahnsinn! Aber dann bekomme ich einen Schreck. O Gott, hoffentlich ist mit Sammy alles in Ordnung.
Ich springe aus dem Bett und laufe im
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