Gefaehrliches Verlangen
bleischwer. Ich könnte mich auf der Stelle auf den Boden legen und einschlafen. Bestimmt liegen Ringe in der Größe von Untertassen unter meinen Augen.
»Ja, das bin ich auch. Ich sollte nach Hause fahren. Ich muss morgen früh raus.«
»Früh raus?« Davina sieht mich blinzelnd an. »Eigentlich solltest du tagsüber schlafen, wenn du jeden Abend Vorstellung hast. Zumindest während des Vormittags.«
»Ich weiß, aber meine Familie braucht mich gerade.«
»Dann versuch, dir helfen zu lassen. Wir brauchen dich genauso.«
❧ 47
N ach dem Umziehen gehe ich mit Leo ins Foyer, um Autogramme zu geben. Eigentlich sollte ich mich über die Fans freuen, aber ich kann nur an eines denken: Schlaf. Trotzdem setze ich ein freundliches Lächeln auf. Solange Leo dabei ist, geht es einigermaßen. Außerdem fühle ich mich geehrt, dass Leute ein Autogramm von mir wollen.
Als ich meinen Namen auf die Eintrittskarten einer glücklich strahlenden Familie setzen will, stößt Leo mich an und hält sein Handy hoch.
»Hey, ich habe eine SMS bekommen. Rate mal, von wem.«
»Keine Ahnung.« Ich wende mich wieder der Familie zu und danke ihnen fürs Kommen.
»Von Marc Blackwell.«
»Marc?« Ich erstarre, reiße mich aber zusammen und setze meinen Nachnamen auf die letzte Karte, schüttle der Familie die Hand und wünsche ihnen eine gute Heimfahrt, ehe ich mich Leo zuwende. »Marc hat dir eine SMS geschickt?«
»Genau. Er will, dass ich dir etwas ausrichte.«
»Und zwar?«
»Dass er die Überwachung um das Haus deines Vaters verdoppelt hat. Und ich soll dir sagen, dass du nach Hause fahren sollst. Du wärst zu müde, um jetzt noch Autogramme zu geben, meint er.«
Trotz meiner Erschöpfung muss ich lachen. »Ich fasse es nicht, dass er ausgerechnet dir eine SMS geschickt hat. Er muss schon ziemlich verzweifelt gewesen sein, immerhin …« Ich halte inne.
»Nein, sprich es ruhig aus. Marc hasst mich, stimmt’s?«
»So weit würde ich nicht gehen«, wiegle ich ab. »Er will mich nur beschützen. Und, na ja, vielleicht ist er ein klein bisschen eifersüchtig. Aber das ist nur verständlich. Schließlich darfst du die ganze Zeit mit mir zusammen sein, er jedoch nicht.«
»Ja, ja, schon klar. Wäre ich an seiner Stelle, könnte ich mich auch nicht ausstehen. Aber er hat recht. Du solltest nach Hause fahren. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen.«
»Das geht nicht. All die Leute warten auf uns. Ich kann doch nicht einfach verschwinden, ohne dass ich ihnen ein Autogramm gegeben habe.«
»Du wirst dich überanstrengen«, meint er. »Das ist dir doch klar, oder?«
»Kann sein. Aber ich wüsste nicht, was ich daran ändern könnte.«
Als ich nach Hause komme, bin ich so müde, dass ich kaum noch stehen kann. Ich versuche, meinen Schlüssel ins Schloss zu bekommen, doch es verschwimmt vor meinen Augen.
Schließlich bin ich drauf und dran, in die Hocke zu gehen, um ihn ins Schloss zu schieben. In diesem Moment spüre ich, dass jemand hinter mir steht.
Meine Nackenhärchen richten sich auf.
Eigentlich sollte ich Angst haben, aber ich bin vollkommen ruhig. Denn ich weiß genau, wer es ist.
»Marc.«
❧ 48
D reh dich nicht um«, befiehlt er mit dieser tiefen, autoritären Stimme, die mir wie üblich durch Mark und Bein geht. »Ich meine es ernst, Sophia. Sieh nach vorn. Wir haben vereinbart, uns nicht zu sehen, und ich habe die Absicht, Wort zu halten.«
Meine Hände zittern. »Das ist also kein Verstoß gegen unsere Vereinbarung? Immerhin sprichst du mit mir, obwohl wir nur einmal pro Woche miteinander telefonieren dürfen.« Meine Stimme ist hoch und gepresst. O Gott, dass er hier ist, direkt hinter mir … Trotz der nächtlichen Kälte breitet sich eine glühende Hitze in meinem Körper aus.
»Nein. Du hast dich bereit erklärt, mich nicht zu sehen. Aber ich darf dich sehen, solange es im Interesse deiner Sicherheit ist.« Sein Tonfall verrät mir, dass er lächelt. »Deshalb verstoßen wir nicht gegen die Regeln. Du siehst mich schließlich nicht, oder?«
»Nein.«
»Gut. Nach dem Vorfall mit dem Zettel musste ich herkommen.«
»Woher weißt du von dem Zettel?«
»Von den Überwachungskameras. Ich bin immer hier und behalte dich im Auge, auch wenn du nichts davon mitbekommst. Vorhin, im Theater, hast du ausgesehen, als würdest du vor Müdigkeit gleich umfallen.« Er hält kurz inne. »Sophia, ich sehe dir an, dass es dir nicht gut geht. Du übernimmst dich.«
»Ich bin müde, das stimmt. Aber mein
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