Gefaehrliches Verlangen
Schlafanzug in sein Zimmer, aber er liegt nicht in seinem Bettchen. Mit hämmerndem Herzen renne ich die Treppe hinunter und pralle dabei um ein Haar mit Rodney zusammen, der mit dem Staubsauger in der einen und einer Schachtel Teppichreiniger in der anderen Hand herumhantiert.
»Oh! Rodney. Sie müssen … Marc hat gesagt … wo ist Sammy?«
»Im Wohnzimmer. Spielen.«
Ich stürze ins Wohnzimmer, wo Sammy gerade an einem weiteren Hausgast hinaufzuklettern versucht. Einem Gast, den ich nur zu gut kenne.
»Jen!«
»Soph.« Grinsend hebt Jen Sammy vollends auf ihren Schoß. Sie trägt ihre Version von lässiger Freizeitkleidung – hautenge schwarze Jeans und einen schicken Pullover dazu – und hat ihr glänzendes Haar zu einem raffinierten Knoten im Nacken frisiert. »Marc hat mich angerufen und als Not-Babysitter engagiert. Er meinte, du könntest ein bisschen Hilfe gebrauchen. Ich wünschte, du hättest Bescheid gesagt, dann wäre ich schon viel früher gekommen.«
Ich setze mich neben sie. Sofort klettert Sammy auf meinen Schoß. »Ich dachte, du musst arbeiten, deshalb wollte ich dich nicht …«
»Mich belästigen. Ja, ja, ich kenne dich lange genug. Du wolltest niemandem Umstände bereiten. Aber manchmal, Soph, braucht auch jemand wie du Hilfe, sonst brichst du am Ende zusammen, womit niemandem gedient ist.«
»Es ist jedenfalls schön, dich zu sehen. Sehr sogar.«
»Finde ich auch. Ich habe im letzten Monat praktisch meine beste Freundin verloren. Jeden Abend Vorstellung, sieben Tage die Woche. Selbst der liebe Gott hat einmal pro Woche frei.«
»Es ist ja nur bis März.«
»Weiß ich doch, und danach feierst du eine tolle Riesenhochzeit und bist bis zum Ende deiner Tage glücklich mit Marc.«
»Ich hoffe es.« Beim Gedanken an den seltsamen Zettel im Garten macht sich ein unbehagliches Gefühl in mir breit.
»Alles in Ordnung?«, fragt Jen mit schief gelegtem Kopf. »Dich schaudert ja richtig.«
»Vermutlich liegt es nur an der Kälte.«
»Dann geh und zieh dich an.« Jen lächelt. »Es ist Winter, und du kommst wie eine Verrückte im Schlafanzug die Treppe heruntergestürmt. Sammy ist bei mir gut aufgehoben, keine Sorge.«
»Ich weiß.« Ich gebe ihm einen Kuss. »Er liebt dich beinahe so wie ich.«
Jen verpasst mir einen spielerischen Klaps auf den Arm.
»Wie kommt es überhaupt, dass du Zeit hattest? Hat dein Boss nichts dagegen, dass du sie einfach im Stich lässt?«
»Ach, im Büro ist alles in Ordnung. Kein Problem.«
»Aber normalerweise sind sie doch so streng.«
»Weiß ich, aber das ist im Moment nicht wichtig. Und weißt du auch, wieso?«
»Wieso?«
»Weil ich seit gestern nicht mehr dort arbeite.«
Ich reiße die Augen auf. »Nein?« Mir schwant Böses. »Du hast doch nicht etwa gekündigt, nur um hier sein zu können?«
»Nein. Also, ich würde ja einiges für dich tun, aber rein zufällig war es genau der richtige Zeitpunkt dafür.«
»Ist alles okay? Sie haben dich doch nicht gefeuert, oder?« Ich kenne Jen. Manchmal trägt sie ihr Herz auf der Zunge und handelt sich dadurch Schwierigkeiten ein.
»Nein.« Jen lacht. »Ich gründe meine eigene Agentur, von der ich schon seit dem Schulabschluss träume.«
»Wow. Das klingt ja toll. Aber solltest du nicht hinter dem Computer sitzen und auf Kundenfang gehen?«
»Na ja, ein bisschen Zeit bleibt mir noch. Weil ich rein zufällig schon einen supertollen Kunden habe.«
»Was? So schnell? Wen denn? Kenne ich ihn?«
»Ja, ich glaube, der Name sagt dir etwas. Marc Blackwell.«
❧ 50
I ch sehe sie fassungslos an. »Marc Blackwell ist dein erster PR -Kunde?«
»Ja, und ich werde ihn ganz hervorragend betreuen. Und dich natürlich auch. Du bist ja gewissermaßen Teil des Pakets. Schadensbegrenzung, lautet die Parole. Ich muss deinen guten Ruf wahren.«
Ich lache. »Wow, das ist ja echt schräg … aber auf eine positive Weise. Und freust du dich darüber?«
»Ich bin komplett aus dem Häuschen. Mein erster Kunde – ein Hollywoodstar. Das ist der reinste Wahnsinn. Tausend Dank, Soph, dass du mich ihm vorgestellt hast. Ich kann es kaum erwarten anzufangen.«
»Oh, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich allzu viel mit der Entscheidung zu tun habe. Wenn er von deinen Fähigkeiten nicht überzeugt wäre, hätte er dich wohl kaum engagiert. Und wir wissen beide, dass du eine sensationelle PR -Frau bist.«
»Sehr schmeichelhaft.«
»Aber wenn Marc dich engagiert hat, solltest du auch für ihn arbeiten.«
»Wie
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