Gefaehrliches Verlangen
mit deinem Vater reden und ihm die Situation erklären. Und mich bei ihm entschuldigen.
Was Annabel angeht, versuche ich sie seit Jahren zu überreden, nach Richmond zu ziehen. Ich würde ihr jede Wohnung kaufen, die sie haben will, aber das Problem ist, dass sie aus irgendeinem Grund immer noch an Daniels Vater und ihren einstigen Freunden hängt.
Ich liebe dich auch.
Marc
Eilig tippe ich eine Antwort und stolpere dabei um ein Haar über einen losen Pflasterstein auf der Straße.
Nein, tu’s nicht! Ich kenne Dad besser als du. Er ist wütend, weil wir uns gestern getroffen haben, und wird seine Meinung nicht ändern. Wir müssen uns damit abfinden.
Und ich glaube nicht, dass Annabel sich ihr altes Leben zurückwünscht. Sie ist nur ein bisschen deprimiert, weil sie auf die Hilfe anderer Leute angewiesen ist. Sie will unbedingt ihr eigener Herr sein. Wir müssen eine Möglichkeit finden, ihr eine Wohnung zu beschaffen, ohne dass sie das Gefühl hat, Almosen anzunehmen.
Sekunden später kommt Marcs Antwort.
@ Dein Vater: Es ist mir noch nie leichtgefallen, Dinge hinzunehmen. Aber für dich nehme ich alles in Kauf. Wenn es so sein soll, werden wir es irgendwie überstehen.
@ Annabel: Sag ihr, dass sie sich etwas Passendes suchen soll, und ich kaufe es ihr. Und wenn sie erst wieder auf die Beine gekommen ist, kann sie mir jeden Monat einen Betrag überweisen, bis das Apartment abbezahlt ist. Auf diese Weise ist es kein Almosen, sondern ein Darlehen.
Du erstaunst mich immer wieder. Ich engagiere Jen und Rodney, damit sie dir helfen, und du stürzt dich geradewegs ins nächste Projekt. Übernimm dich bitte nicht.
Ich wache über dich. Damit du in Sicherheit bist.
Ich liebe dich,
Marc
Die ganze Bus- und Zugfahrt über fliegen die Nachrichten hin und her. Wir schreiben uns, wie sehr wir uns lieben und vermissen, über die Hochzeit – und darüber, wohin es in die Flitterwochen gehen soll.
Die Vorstellung, bald zu heiraten und in die Flitterwochen zu fliegen, macht mich ziemlich scharf, und ich kann nur hoffen, dass die anderen Fahrgäste nicht mitbekommen, wie sich meine Wangen und mein Hals röten. Als ich Marc maile, dass ich auf dem Weg zum Ivy College bin, kommt die Antwort umgehend.
Nicht allein. Ich schicke dir einen Fahrer. Keith hat heute frei, aber ich habe einen Ersatzfahrer.
Ich schreibe zurück.
Zu spät. Ich bin schon am Bahnhof Liverpool Street und muss jetzt einsteigen, deshalb habe ich gleich keinen Empfang mehr. Keine Angst, es sind immer Leute um mich herum.
Bevor ich in die Central Line steige, kommt die Antwort.
Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich deinen Hang zur Unabhängigkeit gleichzeitig liebe und hasse? Er macht es schwer, deine Sicherheit zu gewährleisten. Ich schicke dir jemanden, der auf dich aufpasst. Keine Widerrede.
Lächelnd lese ich die Mail. Als ich an der Station Oxford Street aussteige, ist bereits die nächste eingegangen.
Sophia, wo bist du jetzt?
Ich gehe gerade zu Fuß zum College. Keine Sorge, in zwanzig Minuten bin ich dort.
Das solltest du auch gefälligst tun, sonst muss ich kommen und persönlich dafür sorgen. Da wir wenigstens noch den heutigen Tag haben, um zu mailen, habe ich dir etwas auf dein Zimmer legen lassen. Du magst doch Überraschungen.
Ich lächle und bin so gedankenverloren, dass ich um ein Haar über eine rote Ampel gegangen wäre. In letzter Sekunde bleibe ich stehen und warte, bis das grüne Männchen erscheint. Dann schreibe ich zurück.
Kommt auf die Überraschung an, Mr Blackwell, aber bisher waren die Ihren ausnahmslos recht nett.
Melde dich, sobald du in deinem Zimmer bist.
Gespannt schiebe ich mein Handy in die Tasche und marschiere durch die Londoner Straßen.
❧ 61
A ls ich mein Zimmer betrete, fällt mein Blick als Erstes auf eine große schwarze Schachtel mit rosa Satinband auf meinem Bett. Das Fenster wurde inzwischen gesäubert, und auf dem Nachttisch steht ein frischer Strauß weiße Rosen – genau dieselben wie in dem schicken Hotel, in dem Marc und ich übernachtet haben.
Ich setze mich aufs Bett und schreibe Marc, dass ich gut angekommen bin, dann ziehe ich die Schachtel heran, löse das Band und hebe vorsichtig den Deckel ab.
Es ist eine dieser Schachteln aus teurem Karton, die beim Aufmachen leise quietschen.
Beim Anblick des Inhalts beschleunigt sich mein Herzschlag.
Inmitten von üppigem rosa Satin liegen eine Kette und ein Höschen mit einer Art Plastikeinsatz im Schritt.
Was ist das?
Ich hebe
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