Gefaehrliches Verlangen
woher rufst du an?« Jessie hörte sich überrascht an. »Es zeigt unbekannte Nummer an.«
»Äh, ja, also das ... Ich bin im Moment nicht in der Stadt—«
»Was? Wo bist du?«
»Ähm ... in Costa Rica.«
»WAS?« Jessies Aufschrei hätte Trommelfelle zum Platzen bringen können.
Mia rieb sich ihre Ohren. »Das war eine eher ungeplante Reise, aber alles ist schön. Ich bin hier mit Korum und—«
»Ach du Scheiße, was zum Henker machst du in Costa Rica? Hat der Bastard dich gezwungen, dahin zu gehen? Weil wenn er das getan hat—«
»Nein Jessie, alles ist in Ordnung! Ich wollte dich nur anrufen und dich wissen lassen, wo ich bin—«
»Mia, was machst du in Costa Rica?« Jessie hörte sich ein kleines bisschen ruhiger an, auch wenn Mia immer noch den panischen Unterton aus der Stimme ihrer Mitbewohnerin heraus hören konnte. »Und wo genau in Costa Rica bist du?«
Mia machte eine kurze Pause um zu überlegen, wie sie das Alles jetzt am besten erklären konnte. »Ich bin gerade in Lenkarda — das ist die krinarische Siedlung in Costa Rica—«
»Oh mein Gott Mia, hat er dich dahin gebracht? Hat er etwas herausgefunden?« In Jessies Stimme klang das pure Entsetzen mit. »Weiß er Bescheid über ... du weißt schon?«
Mia seufzte. »Ja. Er wusste es die ganze Zeit. Aber mach dir keine Sorgen — jetzt ist alles in Ordnung ...«
»Was meinst du mit, er wusste es die ganze Zeit?«
»Du Jessie, ich möchte jetzt nicht die ganze Geschichte erzählen, aber glaube mir bitte einfach, wenn ich dir sage, dass ich in keinster Weise in Gefahr bin, okay?« Mia sprach schnell, weil sie wusste, dass sie nur ein paar Minuten Zeit hatte, bevor Jessie irgendetwas Übertriebenes machte — wie wieder Kontakt zum Widerstand aufzunehmen. »Wir haben über alles geredet und es gab da etwas, das ich missverstanden hatte — jetzt ist alles geklärt. Ich werde nur den Sommer hier verbringen. In ein paar Wochen werden wir nach Florida fahren, um meine Eltern zu besuchen und dann werde ich für das nächste Semester wieder nach New York zurückkehren. Es gibt also nichts, worüber man sich Sorgen machen sollte, das verspreche ich dir ...«
Ein paar Sekunden lang herrschte Stille und dann sagte Jessie ruhig, »Mia, ich verstehe das einfach nicht. Du willst mir gerade erzählen, dass der Außerirdische, den du ausspioniert hast, dich in eine krinarische Siedlung gebracht hat und du denkst, dass ich dir glaube, dass alles in Ordnung ist?«
Mia atmete tief ein. »Alles ist okay. Ehrlich. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich mich auf den Widerstand eingelassen habe. Korum hat mir jetzt alles erklärt und ich hatte die ganze Situation vorher einfach nicht richtig verstanden—«
»Und jetzt schon? Wie kannst du überhaupt irgendetwas glauben, was er dir erzählt?«
»Ich muss ihm einfach vertrauen, Jessie. Er hat ja auch überhaupt keinen Grund, mich jetzt anzulügen.« Zumindest hoffte Mia das.
»Und er lässt dich bei mir anrufen?«
Mia lächelte. »Ja natürlich, wie du gerade merkst — es ist also wirklich nicht so, wie du denkst.« Sie konnte fast hören, wie es in Jessies Kopf arbeitete.
»Also erzählst du mir gerade ernsthaft, dass du dich in einer Siedlung der Krinar befindest, und dass es dir gut geht? Und dass du zur Uni zurückkehren wirst und das alles?«
»Genau«, sagte Mia, erleichtert darüber, dass es langsam bei Jessie ankam. »Es hat sich einfach so ergeben. Anstatt den Sommer in Florida zu verbringen, bin ich nach Costa Rica geflogen, das ist alles.«
»Und was ist mit deinem Praktikum in Orlando?«
»Dafür habe ich auch noch keine Lösung gefunden«, gab Mia zögernd zu. »Ich werde sie wohl anrufen und ihnen erklären müssen, dass ich nicht mehr zur Verfügung stehe.«
»Also wirst du den Sommer vor dem Abschlussjahr kein Praktikum machen? Das ist wirklich ein schlechter Karriereschritt, Mia ...«
»Ja, ich weiß«, sagte Mia und musste nicht auch noch von ihrer Mitbewohnerin daran erinnert werden. »Vielleicht schaffe ich es ja, über die Berufsberatung irgendetwas während des Semesters zu bekommen ... Ich werde mir schon etwas einfallen lassen. Aber erstmal werden wir für ein paar Tage nach Florida fahren und darauf freue ich mich schon.«
»Ihr beide zusammen?«
»Ja.« Mia grinste, als sie sich die Reaktion ihrer Mitbewohnerin auf das vorstellte, was sie ihr als nächstes erzählen würde. »Er möchte meine Eltern kennen lernen.«
»WAS? Meinst du das ernst?«
Mia lachte.
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