Gefaehrliches Verlangen
»Ich weiß.«
»Will er dich heiraten oder so etwas in der Art?« Jessie hörte sich so ungläubig an, wie Mia sich immer noch fühlte.
»Nein, natürlich nicht«, sagte Mia und schreckte bei dem Gedanken daran zurück. »Ich denke, er möchte einfach höflich sein. Vielleicht. Ich habe keine Ahnung, ob es in der krinarischen Kultur überhaupt etwas bedeutet, die Eltern zu treffen. Außerdem ist er älter als sie und deshalb wird er wohl nicht so schnell von ihnen eingeschüchtert sein ...«
»Wow, Mia«, sagte Jessie langsam. »Ich weiß nicht mal, was ich dir dazu sagen soll—«
»Du musst gar nichts sagen, Jessie. Ich weiß, das Ganze ist total verrückt, aber mir geht es richtig gut. Und eigentlich wollte ich dich um einen Riesengefallen bitten ...«
»Lass mich raten«, sagte Jessie trocken. »Rita zieht am Montag ein und deine wundervollen Sachen sind noch überall verteilt.«
»Ja, genau.« Mias Stimme wurde leicht flehend. »Jessie, wenn du das für mich machen könntest wäre ich dir so wahnsinnig dankbar ...«
Sie konnte hören, wie Jessie seufzte. »Natürlich. Ich werde das für dich machen. Aber wo soll ich das alles hin packen? Einlagern?«
»Nein, Korums Fahrer in New York kann alles abholen und in Korums Appartement bringen.«
»Oh ... Ich verstehe«, sagte Jessie und hörte sich eigenartig zögerlich an. »Das heißt also, dass du jetzt offiziell bei ihm einziehst?«
»Nein, natürlich nicht! Das ist nur für den Sommer, um die Sachen nicht einlagern zu müssen.«
»Also ich weiß nicht, Mia.« Jessie hörte sich wieder beunruhigt an. »Irgendwie sehe ich dich nicht wieder hier einziehen ...«
»Jessie ...« Mia wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte nichts versprechen, weil es noch so viele ungeklärte Sachen gab. Würde Korum wollen, dass sie mit ihm in Tribeca wohnte, wenn sie wieder nach New York zurückkehrten? Und wäre es schlimm, wenn sie das täte? Sie kannte ihn jetzt gerade mal einen Monat und Mia konnte sich nur schwer vorstellen, wie ihre Beziehung in weiteren zwei Monaten sein würde.
»Das ist schon okay, du musst überhaupt nichts sagen«, antwortete Jessie mit gespielter Fröhlichkeit. »Wir konnten ja nicht ewig Mitbewohnerinnen bleiben. Irgendwann musste das ja mal enden. Zugegebenermaßen passiert das jetzt unter ziemlich ungewöhnlichen Umständen, aber ich bin mir sicher, dass sein Penthouse um einiges netter ist, als unser mit Kakerlaken verseuchtes Gebäude.«
»Jessie, bitte ... Es ist noch zu früh um schon darüber zu sprechen—«
»Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Jessie und eine neckische Note schlich sich in ihre Stimme. »Ihr beiden scheint ziemlich schnell voran zu gehen — mit Eltern treffen und so ...«
Mia lachte und schüttelte ihren Kopf tadelnd, auch wenn ihre Mitbewohnerin das nicht sehen konnte. »Ach komm, jetzt bist du einfach nur albern.«
Sie unterhielten sich noch ein wenig und Jessie fragte Mia über ihren bisherigen Aufenthalt in Lenkarda aus. Mia erzählte ihr begeistert von dem Essen und gab mit der intelligenten Technologie an, auf die sie gestoßen war, indem sie ihr unter anderem das Bett bis ins kleinste Detail beschrieb. Wie erwartet stimmte Jessie ihr zu, dass es definitiv eine gute Seite hatte, eine Affäre mit einem Krinar zu haben. Sie war auch völlig außer sich über Mias neu erlangte sprachliche Fähigkeit.
»Und du kannst mich wirklich verstehen?« Jessie fragte sie das in Mandarin, der Sprache, die sie von ihren eingewanderten Eltern mitbekommen hatte.
»Ja, Jessie, ich kann dich wirklich verstehen. Ist das nicht fantastisch?« Mia antwortete in der gleichen Sprache und musste sich wieder ihre Ohren reiben als Jessie vor Aufregung aufschrie.
Letztendlich versprach Mia, sich in ein paar Tagen wieder bei Jessie zu melden und dann sagte sie dem Gerät an ihrem Arm, es solle das Gespräch beenden.
Ihre Eltern waren die nächsten auf der Liste.
Ihre Mutter freute sich, von ihr zu hören, auch wenn sie besorgt darüber zu sein schien, dass Mia nicht von ihrem normalen Telefon aus anrief.
»Mach dir keine Sorgen, Mami«, erklärte ihr Mia. »Mein Handy funktioniert gerade nicht richtig und ich habe vorübergehend dieses Telefon bekommen, bei dem ich noch nicht alle Einstellungen vorgenommen habe.« Das stimmte auch zum Großteil. Ihr Handy funktionierte ja wirklich nicht in der krinarischen Siedlung und sie hatte auch noch nicht ausprobiert, was dieses Gerät von Korum alles
Weitere Kostenlose Bücher