Gefährte des Wolfes: William
Frau vor, die gerade etwas aus dem Ofen holte.
»Ach du meine Güte«, schimpfte Mary und wischte sich die Hände an der Schürze ab, als sie durch die Küche lief. »Sie sind ja genauso dürr wie Master Benjamin.« Sie tätschelte Rauls flachen, muskulösen Bauch.
Benjamin lächelte nachsichtig und verdrehte die Augen, sodass Mary es nicht sehen konnte. »Mary glaubt, Vermögen und Wohlbefinden eines Mannes müssten sich in seinem Körperumfang widerspiegeln«, stichelte er und drückte der Haushälterin einen liebevollen Kuss auf die Wange.
Sie errötete und sah grinsend zu Benjamin auf. »Mit Ihrem Vermögen würden Sie nicht mehr durch die Tür passen. Ich sorge nur dafür, dass Sie nicht durch ihre Kleidung hindurchfallen.« Sie schlug ihm leicht gegen den Arm, bevor sie zum Tisch ging. Als Raul über ihre kleinen Neckereien lachte, verpasste sie auch ihm einen Klaps. »Oder Sie, junger Mann.«
Die beiden Männer lachten, als sie sich gegenüber an dem großen Eichentisch niederließen. »Sie ist wirklich ein Schatz«, flüsterte Raul, als sich Mary wieder dem Ofen zuwandte.
»Sie und Conrad sind meine Familie«, erklärte Benjamin mit einem liebevollen Ausdruck in den Augen.
Es war eine gute Einleitung und Raul war neugierig. »Erzähl mir von dem Fluch.«
Benjamin wartete, bis Mary Teller mit Fleisch und Eiern und eine Kanne Kaffee auf den Tisch gestellt hatte und sich zur Spüle wandte. Obwohl die Angestellten von dem Werwolf wussten und auch mit dem Fluch vertraut waren, war er aus Gewohnheit zurückhaltend, wenn er die Geschichte erzählte.
»Mein Ur-, Ur-, Ur-… und so weiter Großvater Lucas Sterling hat um 1700 ein uneheliches Kind mit Anne Northland gezeugt. Er hat ein Mädchen aus gutem Haus aus Boston geheiratet und Anne und ihr ungeborenes Kind verstoßen. Sie sind beide bei der Geburt gestorben.«
Benjamin machte eine Pause, nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse und konzentrierte sich dabei auf den Dampf, der daraus aufstieg. »Anne war als Hexe bekannt. Sie arbeitete mit Kräutern und als Geburtshelferin. Zu dieser Zeit wurde Hexerei noch nicht offen praktiziert, deshalb gibt es keine genauen Aufzeichnungen darüber. Es heißt, dass Anne Lucas und seine ganze Familie in der Nacht vor seiner Hochzeit verflucht hat. Sein Sohn war der erste, der sich verwandelt hat. Als es passierte, war Anne seit mehr als zehn Jahren tot. Ihr einziger Verwandter, von dem wir heute noch wissen, war ihr Zwillingsbruder, der kurz nach ihrem Tod verschwand. Seitdem verwandelt sich jeder erstgeborene, männliche Sterling in einen Werwolf, wenn er die Pubertät erreicht.«
Raul war fassungslos und wusste nicht, was er sagen sollte. Das, was er immer als ein Geschenk gesehen hatte, war für diesen Mann ein Fluch. »Was ist, wenn es keine Kinder gibt?«
Benjamin lächelte humorlos. »Hört sich nach einer einfachen Lösung an, nicht? Der Fluch scheint aber dafür zu sorgen, dass es passiert. Für uns ist es fast zu einfach, jemanden fürs Bett zu finden, und glaub mir, es ist verdammt schwer, das nicht als Vorteil zu nutzen, wenn du jung bist. Selbst die Männer, die nicht geheiratet haben, haben für Nachkommen gesorgt und einen Bastard gezeugt, der den Fluch in sich trägt.«
Raul musterte den Mann, der ihm gegenübersaß. Benjamin war wirklich sehr attraktiv. Sein Kinn war kräftig und kantig, seine Wangenknochen hoch. Er hatte das Gesicht eines Aristokraten und sogar die Andeutung eines Grübchens im Kinn. Er war charmant, großzügig und – noch viel wichtiger –, mit einem zurückhaltenden Selbstvertrauen gesegnet, das unglaublich anziehend wirkte. Rauls Wolf begann, sich in Aussicht auf Sex zu rühren, doch Raul schob ihn zurück. Das würde seinem Dilemma nur die Krone aufsetzen und alles verkomplizieren.
Unglücklicherweise nahm Benjamins Wolf den Hauch von Interesse wahr und gab ihn zurück. Rauls Körper war wie eine Stahlfeder – schlank und unheimlich stark. Es war lange her, seit er das letzte Mal einen Mann oder eine Frau in sein Bett geholt hatte. Der Vollmond war schon in zwei Tagen – kein guter Zeitpunkt, um seine Selbstbeherrschung zu testen. Er brauchte dringend Ablenkung.
»Also, wie komme ich hier weg? Vorzugsweise lebend und in einem Stück natürlich.« Was gab es besseres, als über die Verhinderung des eigenen Todes zu sprechen, um das Verlangen zu unterdrücken?
Benjamins Wolf lief unruhig auf und ab, beunruhigt vom plötzlichen Themen- und Geruchswechsel. Benjamin atmete
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