Gefährte des Wolfes: William
nicht in Gefahr.«
»Wärst du aber, wenn sie eure Verbin…«
»Wenn sie was? Machst du dir Sorgen, dass Sienna herausfindet, dass ich ein Hexer bin? Ich hatte nie vor, zu verstecken, was ich bin. Richard liebt dich. Richard hat dich und das Rudel immer geliebt. Wenn es ihr gelungen ist, das einmal zu zerstören, wird sie es wieder schaffen. Wir müssen Richard einholen. Sie hat einmal erfolglos versucht, ihn umzubringen. Sie wird es wieder versuchen.«
Raul sackte am Geländer zusammen. Richard gehen zu lassen, hatte heute Morgen, als die Gefühle seines Bruders für Will durch ihre Verbindung geflossen waren, noch ganz logisch geklungen, doch Wills Argumente waren objektiv betrachtet viel einleuchtender. »Verdammt!« Wie oft konnte er dieselbe Situation noch versauen? »Richard hat das Auto genommen. Ich muss die Leihwagenfirma anrufen, damit sie uns ein anderes bringen.«
»Raul!« Will atmete tief ein. Es machte keinen Sinn, Energie für eine Sache zu verschwenden, die nicht mehr geändert werden konnte. Jetzt war es wichtig, Richard so schnell wie möglich einzuholen. Und dann lässt du ihn nie wieder aus den Augen , flüsterte die kleine Stimme in seinem Kopf.
»Du rufst die Leihwagenfirma an. Ich sehe, ob ich Richard erreichen kann.«
»Er hat kein Handy.« Noch eine Sache, die Raul nicht bedacht hatte – er hätte Richard sein Handy geben können. Sie hätten immer noch Wills gehabt und eine Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu bleiben.
Will sprang über das Geländer und landete mit nackten Füßen im Gras. »Ich habe nicht vor, ihn anzurufen.«
»Oh…« Raul konnte Alex' Gefühle durch ihre Verbindung spüren, doch es war nicht so, als könnten sie dadurch konkret miteinander sprechen. »Das kannst du?«, fragte er, doch Will war schon auf halber Strecke zum See.
Entschlossen ging Will auf den See zu, konzentrierte sich dabei auf das blaue Wasser und die helleren Nuancen des Himmels darüber. Mit jedem Schritt versuchte er, die Gefühle, die seinen Geist blockierten, freizulassen. Um Richard zu erreichen, musste er die reine, konzentrierte Verbindung zur Erde herstellen, wie es ihm heute Morgen bereits gelungen war.
Er verlangsamte seine Schritte und konzentrierte sich auf das Gefühl der Erde unter seinen Füßen. Am Rand des Sees hielt er an, seine Zehen tauchten nur leicht in das kühle Wasser. Er schloss die Augen und rief die Erinnerungen an Richard wach: das Gefühl seiner Haut, der Geschmack seines Mundes, das dunkle Vibrieren seiner Stimme, und der einzigartige Geruch, der allein ihm anhaftete.
Will spürte, wie sein Penis hart wurde. Anstatt den Fluss der sexuellen Energie jedoch zu blockieren, regte er ihn weiter an und verstärkte damit die elektrischen Funken, die aus seinem Körper strahlten. Innerhalb weniger Minuten erinnerte er sich an das Gefühl von Richards stoppeliger Wange an seinen Hüftknochen. Er wand sich ein wenig, um seiner Erektion mehr Platz zu geben, und war sich sicher, dass er das Wasser zum Dampfen bringen würde, wenn das so weiterging.
Richard durchdrang nun seine Gedanken und seine Sinne, sodass Will erneut auf die Verbindung von heute Morgen zurückgriff. Dieses Mal spürte er jedoch weder die Welle der Wärme noch die Leere, nachdem Richard die Verbindung getrennt hatte.
Als er sich näher zu Richards Energie zog, fühlte er sich müde und teilnahmslos, als würde er durch nassen Zement waten. Er konnte Richards Aura sehen, doch sie war dumpf und grau, nicht leuchtend und stark wie sie sich gezeigt hatte, als sie sich geliebt hatten.
Will versuchte, nach Richard zu rufen, doch er bekam keine Antwort. Er konnte Richard deutlich spüren, doch obwohl die Verbindung offen war, schien Richard ihn nicht zu bemerken.
Ein unheilvoller Schauder lief seinen Rücken hinab. Sie brauchten ein Auto. Sofort. Er konnte unmöglich eine Stunde oder länger warten. So lange würde es wahrscheinlich dauern, bis der Wagen bei ihnen war.
Will wandte sich wieder dem Haus zu und stellte eine Verbindung zu seinem Zwilling her. Da er sich bereits vorbereitet hatte, war es ein leichtes, sich auf Tristans vertraute Signatur zu konzentrieren.
Als er erfolgreich eine Verbindung hergestellt hatte, grinste er über Tristans verschlafenes Grummeln. Er saß auf der Kante des großen Doppelbetts und stupste seinen Bruder an, erlaubte sich, seine Nerven durch den Moment der Normalität zu beruhigen.
»Also wirklich… ich hatte gedacht, ich hätte den halben Tag verschlafen.
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