Gefährte des Wolfes: William
»Was ist mit Dad los? Ich kann Meg nicht finden. Hat Hugo ihn schon behandelt?«
Arthur zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Sienna hat die meiste Zeit bei ihm verbracht und sich um ihn gekümmert. Ich hab Hugo und die anderen Heiler letzte Woche häufig bei ihm gesehen, aber in letzter Zeit nicht. Wahrscheinlich ist er woanders beschäftigt und hat Sienna gesagt, was sie zu tun hat.«
»Nicolai? Die Ältesten? Jemand sollte bei ihm sein, wenn er so krank ist!«
»Ist es wirklich so schlimm? Sienna hat gesagt, es geht ihm besser.« Besorgnis zeichnete sich auf Arthurs Gesicht ab.
Richards Wolf knurrte leise und die Haare in seinem Nacken stellten sich unter der sanften Vibration auf. Arthur hätte riechen müssen, wie ernst es mit der Krankheit des Königs war, Richard kam gerade aus seinem Zimmer.
Ein Schleier aus Angst verdunkelte Richards Augen. Arthur hatte offensichtlich keine Ahnung, was hier vor sich ging. Richard würde Nicolai finden müssen und Artemis allein wusste, was Sienna seinem Vater unter dem Vorwand, ihn gesund zu machen, eingeflößt hatte.
Er war davon überzeugt, dass sie ihn durch Tränke, die sie unter das Essen und Trinken gemischt hatte, kontrollierte. Es war sogar einfacher, seinem Vater etwas als Medizin zu verabreichen. Sie musste dafür nicht einmal den Geruch oder Geschmack verändern.
»Wer ist in der Küche? Ich brauche Brühe und Saft für Dad.«
»Wendy«, sagte Arthur grinsend und seine Wangen wurden rot. »Ich komme mit.«
»Natürlich.« Richard lächelte. Er hatte schon immer vermutet, dass Arthur in Wendy verknallt war, doch es war schwer zu sagen, denn der dünne Werwolf war beim Essen ein Fass ohne Boden und verbrachte ohnehin viel Zeit in der Küche.
Wendy zauberte schnell eine kräftige Rinderbrühe und ein Glas kühlen, frischen Grapfruitsaftes her. Dazu legte sie eine Zuckerschnecke, die der König gerne aß. Das würde ihn dazu bringen, alles andere anstandslos zu essen. Während Wendy das Tablett vorbereitete, brachte Arthur Richard mit finsteren Blicken dazu, ein paar Mal von einem Schinkensandwich abzubeißen.
Richard stand mit dem Tablett in den Händen am Ende der Treppe und wandte sich an Arthur. Er brauchte eine Ausrede, um in seiner ersten Nacht zu Hause nicht mit Sienna essen zu müssen – etwas, das unvermeidbar war, wenn er nicht bereits etwas gegessen hatte.
»Ich hatte nicht die Möglichkeit, ungestört zu jagen, als ich weg war. Kommst du zur Dämmerung mit mir?« Hinterher würde er ein wenig trödeln und Arthur weitere Informationen entlocken, was passiert war, als er weg gewesen war.
»Hört sich gut an. Ich arbeite dann mal lieber schnell meine Liste ab, damit ich rechtzeitig fertig bin«, stimmte Arthur zu. Mit einem Lächeln winkte er Richard zu und eilte zur Haustür, das Handy bereits am Ohr.
Richard stieg die Treppe hinauf. Er hatte Wendy gebeten, Meg zu finden, und er selbst würde versuchen, Hugo vom Telefon seines Vaters aus anzurufen. Er musste wissen, was mit seinem Vater nicht stimmte.
***
Raul lief auf dem ausgetreten Küchenboden seiner Großmutter auf und ab. Wie konnte sich das Blatt nur so schnell wenden? Vor einer Woche war er glücklich gewesen und hatte die Intrigen und Machenschaften seines Geburtsrudels geflissentlich ignoriert.
Er hob die Kaffeekanne an und schüttete den Rest der dunklen Flüssigkeit in den Abfluss. Wenn sie eine Möglichkeit fanden, eher hier wegzukommen, musste er sonst alle halbe Stunde auf die Toi-lette. Er putzte den Rest der Küche, bis die Anrichten glänzten, lief ziellos durch den Rest des Hauses, schob Dinge hin und her, ehe er sie wieder an ihre ursprüngliche Position zurückrückte.
Raul nahm die Zeitschrift, mit der er sich vorhin schon hatte ablenken wollen, und überlegte, auf die Terrasse hinauszugehen und dort zu lesen. Doch die Sorge, die durch seine Adern floss, machte ihn nervös. Er würde sich nicht einfach hinsetzen und stillhalten können.
Ziellos wanderte er draußen umher und nahm einen Pfad, der an den angrenzenden Feldern vorbeiführte. Das Handy hatte er dabei. Wenn Will ihn brauchte, konnte er anrufen. Der Farmer eggte gerade die dunkle Erde und brachte den nassen Geruch von Wachstum und Verfall zu Tage.
Sein Wolf wollte rennen, sich in der frischen Erde rollen und die Vögel jagen, die von den ausgegrabenen Samen angelockt wurden, doch er hielt ihn zurück. Heute Nacht zu jagen, bevor sie morgen aufbrechen würden, war sicher keine schlechte
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