Gefährte des Wolfes: William
Idee, aber seinen Wolf bei Tageslicht herumtollen zu lassen, war nicht klug. Das Letzte, was er brauchte, war eine Schusswunde als Andenken an einen übereifrigen Farmer, der sein Vieh schützen wollte.
Raul griff in seine Tasche und holte das Handy heraus. Er würde sich selbst ablenken und Alex anrufen. Und sollte Alex beschäftigt sein, würde er sicher Benjamin erreichen können. Verdammt, er würde sogar mit Tristan sprechen, wenn er nur nicht mehr an Richard denken musste.
Alex nahm bereits nach dem ersten Klingeln ab. »Was ist los?«
Raul seufzte. Er war wohl kein Buch mit sieben Siegeln. »Es geht mir gut«, versicherte er seinem Gefährten, denn er wusste, dass Alex erste Sorge seiner Gesundheit galt.
»Darüber lässt sich sicher streiten, aber ich bin froh, dass du nicht mit gebrochenen Knochen in einem Graben liegst. Also, was ist los? Geht es Will gut? Tristan wird uns beide umbringen, wenn ihm etwas passiert.«
Alex verstand sich wunderbar darauf, direkt zum Kern der Sache zu kommen. Eine bewundernswerte Eigenschaft für einen Anführer. Für einen Liebhaber jedoch nicht ganz passend. Manchmal wollte Raul auf seine eigene, etwas umständliche Weise an die Sache herangehen.
»Ich habe Will nicht rechtzeitig erreicht.«
»Sie sind Gefährten.«
»Seit heute Morgen. Es hat den Bann gebrochen, der Richards Erinnerungen zurückgehalten halt.«
»Die erste Verbindung ist sehr stark«, stimmte Alex zu. »Weiß Will davon? Hat Richard es ihm gesagt?«
Raul konnte ein Schnauben nicht unterdrücken. »Ich bezweifle, dass Will es nicht merkt, wenn Richard ihn liebt, aber nein, der Idiot hat ihm nichts über ihre Verbindung gesagt. Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass es den Zauber gebrochen hat und er bis dahin gar nicht wusste, dass er ein Werwolf ist. Aber er hat auch anschließend nichts erzählt und bevor er gegangen ist schon gar nicht.«
»Gegangen?«
Alex – König der offensichtlichen Fragen. Raul verdrehte die Augen und lehnte sich an einen Zaunpfahl. Er beobachtete, wie gerade Reihen gepflügter Erde hinter dem Traktor auftauchten.
»Richard ist zurückgegangen, um sich Sienna zu stellen.«
»Ohne dich?«
»Als er den Vorschlag gemacht hat, klang es nach einer guten Idee«, sagte Raul. »Richard wollte, dass Will in Sicherheit ist.«
»Das kann ich gut verstehen. Ihre Verbindung ist noch so neu und für Richard gibt es nichts Wichtigeres – nicht einmal seine eigene Sicherheit.«
»Ich hab das auch verstanden, bis Will aufgewacht ist und Gründe dafür aufgezählt hat, warum Richard unsere Hilfe braucht. Nun sitzen wir hier fest und warten auf einen Leihwagen. Richard hat unser Auto genommen.«
»Ich würde euch helfen, aber der Leihwagen ist sicher vor mir da«, bot Alex an.
Raul erlaubte sich einen Augenblick der Schwäche und murmelte: »Ja, aber du könntest mich festhalten.«
»Oh, Süßer, das würde ich so gern tun. Geh und hilf Richard. Ich sehe, was ich tun kann.«
Raul straffe sich. Er wollte nicht alles auf Alex abwälzen. Sein Gefährte fühlte sich viel zu verantwortlich. »Du musst gar nichts tun. Ich schaffe das schon. Ich bemitleide mich nur gerade selbst. Um Richard und Will fliegen einfach zu viele Pheromone. Deswegen vermisse ich dich.«
»Ich vermisse dich auch. Und ich liebe dich. Dich allein gehen zu lassen, war ein Fehler, und den werden wir nicht noch einmal machen. Du gehörst an meine Seite.«
Raul spürte, wie sich der dunkle Klang von Alex' Stimme wie eine Decke um ihn legte. »Ich liebe dich auch.«
Gedanklich fügte er hinzu: Jetzt muss ich nur noch dieses Durcheinander in Ordnung bringen, damit ich zu dir nach Hause kommen kann.
Kapitel 11
In der Dämmerung wurden die Schatten der Bäume auf der Wiese länger, als Richard und Arthur aus der Tür traten. Richard hatte seinen Vater Megs fähigen Händen überlassen und ihr die Anweisung gegeben, nichts in seinen Magen zu lassen, das nicht aus Richards Händen kam oder von Meg selbst zubereitet worden war.
Der Geruch der Haushälterin war das erste Normale gewesen, seit er zurückgekommen war, und er wusste, dass er sie mit der Pflege seines Vaters betrauen konnte. Meg war eine eindrucksvolle Gegnerin, zumahl sie jetzt den Befehl des Prinzen als Rückendeckung hatte. Sie hatte Sienna nie gemocht und Richard hätte beinahe laut auflachen müssen, als ihre Augen in Erwartung eines kommenden Streits mit der schönen Hexe aufgeblitzt hatten.
Der König schien nach seiner
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