Gefährte des Wolfes: William
Zeugenpublikum.
Sofort nachdem Richard sich wieder aufgerichtet hatte, sank Raul auf die Knie und senkte den Kopf. »Mein Bruder, Erbe des Cayuga-Rudels und Teil meiner Seele. Ich hab mich an Alex Hanover, Anführer des Onondaga-Rudels in New York, gebunden. Ich bin gekommen, um offiziell zu deinen Gunsten auf mein Geburtsrecht zu verzichten. Führe unser Rudel gut.«
Das Keuchen zweier Personen erklang gleichzeitig: eins von Sienna, das andere von Will.
Kapitel 12
»Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?« Will hatte angefangen, Raul anzuschreien und ihm gegen die Schulter zu schlagen, kaum dass sie allein gewesen waren. Sie waren nach oben in Rauls Räumlichkeiten gegangen, um sich frisch zu machen, bevor sie Rauls Vater offiziell begrüßten.
Raul sah verwirrt von der Kommode auf, in der er eben gewühlt hatte. »Was meinst du?«
»Du hast Sienna alles, was sie wollte, praktisch auf einem Silbertablett serviert, Raul. Du warst der Einzige, der sie davon abgehalten hat, Richard zu benutzen, den Thron für sich zu beanspruchen.«
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht... Ich hatte nur die Nase voll, dass das andauernd zwischen mir und Richard stand.«
»Du hast überhaupt nicht gedacht.« Will wanderte im Zimmer auf und ab. »Warum hat er sich noch nicht blicken lassen?«
Raul zog ein sauberes T-Shirt aus der Kommode und roch daran, um festzustellen, ob es vielleicht zu muffig war. Richards Verhalten hatte auch ihn verwirrt. Seinen Zwilling Arm in Arm mit Sienna am Ende der Treppe stehen zu sehen, war wie ein Schlag in die Magengrube gewesen.
»Ich bin sicher, dass er sich bemüht, aber er muss die Etikette beachten. Er ist immer noch mit ihr verheiratet und muss ihr nicht noch Munition für eine langwierige Scheidung geben, indem er sich zu dir bekennt.«
»Ich dachte, du hast gesagt, sie wären nur symbolisch und nicht gesetzlich miteinander verheiratet.«
»Das hat er gesagt, aber hier in Ohio wird eine Ehe auch ohne Trauschein anerkannt. Ich weiß nicht, inwieweit die beiden unter diese Regelung fallen. Wir gehen besser auf Nummer sicher.«
»Vielleicht hast du recht«, räumte Will ein und ließ sich müde in einen gepolsterten Ohrensessel sinken.
Ihre Ankunft war enttäuschend gewesen. Er hatte sich auf einen Kampf eingestellt und auf ein leidenschaftliches Wiedersehen mit Richard gefreut. Was er bekommen hatte, war eine höfliche Begrüßung und eine Einladung vom König. Er seufzte. Die aufgestaute Energie machte ihn nervös.
Raul setzte sich neben den jungen Hexer und zog ihn in einer festen Umarmung an seine Brust. »Alles wird gut. Zumindest ist er in Sicherheit.«
»Ich warte mit meinem Urteil, bis wir mit ihm unter vier Augen gesprochen haben. Ohne sie.«
»Na dann, bringen wir es hinter uns«, sagte Raul und stand auf. Er zog sich das Shirt über den Kopf und schlüpfte in das etwas elegantere Hemd. »Bereit, meinen werten Herrn Vater kennenzulernen?«
»Jederzeit.« Will stand ebenfalls auf. Er freute sich tatsächlich darauf, Randolf Carlisle zu treffen. Jeder Mann, der zwei Söhne wie Richard und Raul hervorgebracht hatte, musste interessant sein.
Sie liefen durch den Flur zu einem schmalen Treppenhaus, das offensichtlich für Bedienstete angelegt worden war, damit sie sich unauffällig zwischen den Etagen bewegen konnten. Will musterte die Bilder an der Wand und stellte fest, dass auf vielen dieselbe wunderschöne Frau abgebildet war.
»Ist das deine Mutter?«, fragte er und zeigte auf das Bild einer Frau, die auf Knien im Garten arbeitete.
»Ja«, antwortete Raul mit einem traurigen Lächeln. »Sie hat ihre Blumen geliebt.«
»Wie alt wart ihr, als sie gestorben ist?«
»Achtzehn. Dad konnte vor Trauer über ein Jahr lang seinen Pflichten nicht nachkommen. Ich hatte damals den Vorsitz im Rat.«
Will streckte sich und drückte Rauls Hand. »Du warst verdammt jung, als du das auf dich genommen hast. Dabei hast du sie sicher genauso vermisst.«
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Rauls Lippen. »Auf andere Weise. Er war ihr Gefährte und ich hatte Richard. In diesem Jahr haben wir alles zusammen gemacht. Wir waren uns nie näher, weder davor noch danach. Wir…« Er hielt inne, als ein Wächter aus dem Schatten trat.
»Prinz Raul«, begrüßte ihn der muskelbepackte Werwolf mit einer höflichen Verbeugung. »Willkommen zu Hause.«
»Schön, dich wiederzusehen, Tim. Er erwartet uns bereits«, sagte er und deutete mit einem Nicken in Richtung der
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