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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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trinken. Er trank, bis er keinen Tropfen mehr runterbekam. Das Wasser war eiskalt. Gleich fühlte er sich erfrischt. Endlich, dachte er erleichtert. Nach all der Zeit hatte er beinahe vergessen, wie gut frisches Wasser schmecken konnte. Als er fertig war, füllte er seine beiden Flaschen. In diesem Wald schien es zwar ausreichend Wasser zu geben, doch man konnte nie wissen …
    Slyman schaute sich um. Liebend gern hätte er sich ausgiebig gesäubert und sich von den Flöhen befreit, aber dafür hätte er sich ausziehen und alle seine Sachen unbewacht am Ufer liegen lassen müssen. Das bedeutete ein großes Risiko, da sich überall hier
Feinde verbergen konnten, die nur auf einen falschen Schritt von ihm lauerten. Doch dieses Risiko musste er eingehen. Er konnte den Dreck nicht länger ertragen. Zunächst schaute er sich um, ob irgendwelche feindlichen Wesen auf der Lauer lagen. Er sah niemand. Dann setzte er sich ans Flussufer, zog Stiefel und Strümpfe aus und legte sie neben sich. Das Wasser war eiskalt, aber er hätte sich auch hineingestürzt, wenn es kochend heiß gewesen wäre. Dann zog er sich das Hemd aus und legte es neben die Stiefel. Jetzt fehlten nur noch sein Reiseumhang und die Hose. Und der breite Waffengurt mit dem Dolch und seinem Schwert.
    Das eigentliche Problem war dieser Gurt. Sobald er ihn abnahm, würde er unbewaffnet und jedem möglichen heimtückischen Angriff hilflos ausgeliefert sein. Ein solcher Angriff war sehr ziemlich unwahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen. Die Mächte des Bösen waren bekannt dafür, wie schnell ihnen Nachrichten zugetragen wurden. Es konnte sein, dass sie schon wussten, wer er war und wohin er wollte, und dass sie deshalb jemanden geschickt hatten, um ihn aufzuhalten. Er würde das Schwert in Greifnähe am Ufer zurücklassen. Also los! Wo lag das Problem? Er musste einfach selbstsicherer sein und zu seinen Entscheidungen stehen. Mit einem Seufzer legte er Schwert und Waffengurt ab und ließ sie auf den Boden neben sich fallen. Auf einmal fühlte er sich nackt und verwundbar.
    Je schneller ich alles erledige, desto besser, dachte er. Dann zog er die Hose aus und sprang ins Wasser.
    Zu seinem Glück war es an dieser Stelle nicht tief, denn die Strömung zog sehr stark an ihm. Das Wasser war wunderbar und hatte eine belebende Wirkung, wie ein Heilmittel. Er blieb darin, bis er sicher war, dass er alles Ungeziefer los war. Dann kam er zähneklappernd, aber zufrieden heraus. Eigentlich war es doch nicht so schlimm gewesen und jetzt ging es ihm viel besser.Als er draußen war, griff seine Hand nach dem Schwert. Doch da war keins.

    Es war verschwunden. Genau wie seine Kleider und das Gepäck.
    Hektisch sah Slyman sich um und hätte sich dabei beinahe die Füße an den spitzen Steinen verletzt.Verdammt! Damit hatte er doch gerechnet. Er hätte nie so unvorsichtig sein dürfen. Jetzt war er waffenlos und auch noch nackt. Er schaute forschend ins Gebüsch, vielleicht hatte ja irgendein Spaßvogel seine Sachen dort versteckt. Ach was, da war nichts zu machen.
    »He du, Jüngelchen, suchst du vielleicht was?«
    Slyman drehte sich um und schämte sich sofort für seine Nacktheit. Die Stimme klang so hell wie die eines kleinen Jungen oder eines Gnomen. Der anscheinend Schabernack treiben wollte. Diese Gnome hatten wirklich einen seltsamen Sinn für Humor, das war allgemein bekannt. Ungeschickt bedeckte er sich mit einem belaubten Zweig und sah sich nach dem Dieb um.
    Aber da war niemand. Und doch hatte er eine Stimme gehört. Der verdammte Kerl versteckte sich wohl vor ihm.
    »Ich bin direkt vor dir«, sagte das dünne Stimmchen. »Du brauchst bloß hochzugucken, du Holzkopf.«
    Slyman schaute beleidigt auf. Der Kerl da erlaubte sich, ihn Holzkopf zu nennen, weil er momentan im Vorteil war. Doch sobald er sein Schwert wieder hatte, würde er es diesem Unverschämten schon zeigen! »Komm heraus!«, rief er großtuerisch.
    »Bin doch längst draußen«, erwiderte die Stimme. »Genau vor dir.«
    Slyman spähte in die Bäume, diesmal aufmerksamer als vorher, und schließlich entdeckte er ihn.
    Es war ein Ka-da-lun. Ganz unverkennbar ein Waldgnom. Er saß ganz oben auf einem Ast und beobachtete ihn kichernd. In seinem Schoß lagen Slymans Kleider. Und der Gurt mit dem Schwert hing neben ihm in den Zweigen.
    »Was tun wir jetzt, wollen wir dich in deiner nackten Schönheit dem ganzen Wald präsentieren?«, fragte der Ka-da-lun.

    Slyman erhob drohend einen Finger gegen ihn und

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