Gefaehrten der Finsternis
Validen und sah ihn respektvoll an. »Dalman und Ventel lagen schon geschlagen am Boden
und das furchtbare Ungeheuer hätte sie beide getötet. Du hast versucht, zu ihnen zu gelangen, aber Irdris hat dich festgehalten. Und dann hast du dich losgerissen, hast die Hand erhoben und auf einmal war da all dieses Licht: Du sahst aus wie ein Gott. Und dann hast du Ventel und Dalman gerufen und hast geschrien und deine Stimme klang ganz verändert. Es gab einen gleißend hellen Blitz und einen Knall, dann war alles wieder wie vorher, nur der Aglaël war tot und du lagst ohnmächtig auf dem Boden.«
Lyannen rieb wieder den Anhänger unter dem Hemd. »Das war der Stern, den mir mein Vater geschenkt hat«, wiederholte er. »Er hat mir auch erzählt, dass er über gewisse Kräfte verfüge und ich zu gegebener Zeit schon wissen würde, wie ich ihn benutzen müsste. Bei unserer Begegnung war Sylvian, die Wächterin des Waldes, erstaunt, ihn an meinem Hals zu sehen, und in Feenquell hat selbst Ventel gesagt, wie kostbar er sei. Und gestern Nacht, als ich ihn so umklammert hielt, ist etwas Seltsames passiert. Es war, als würde eine Welle purer Energie meinen ganzen Körper durchströmen, und ich habe eine enorme Kraft in mir gefühlt. Und dann habe ich das getan, was ich getan habe, ohne überhaupt etwas davon mitzubekommen. Ich habe Stimmen in meinem Kopf gehört, aber nicht verstanden, was sie gesagt haben. Dann habe ich Ventels Namen gerufen, weil ich spürte, dass ich selbst explodieren würde, wenn ich es nicht täte.«
Ventel kam zu ihm. »Kann ich dein Schmuckstück mal sehen?«, fragte er sanft. »Ich werde es auch nicht anfassen. Ich weiß ja, dass du das nicht magst. Ich möchte es einfach nur sehen.«
Ein wenig zögernd holte Lyannen den Anhänger hervor, der hell auf seiner Handfläche glänzte.Ventel sah ihn sich ganz aus der Nähe an. »Genau wie ich dachte«, murmelte er dann. »Du kannst ihn jetzt wegstecken.«
Lyannen strich liebevoll über das kalte Silber, bevor er ihn wieder unter sein Hemd gleiten ließ. »Ich hatte schon erraten, dass es
sich dabei um ein Amulett handelt«, gab er zu. »Aber warum habe ich noch nie so einen Anhänger gesehen?«
»Weil es ein ebenso einzigartiges wie besonderes Stück ist«, erklärte Ventel. »Jedem von den Ersten war es gewährt, einen Stern vom Firmament zu holen, um ihn einer Person zu schenken, die er liebte - aber das nur einmal im Leben. Dieser Stern besaß dann ungeheure magische Kräfte und war ein wertvolles und zugleich gefährliches Geschenk. Dieser Anhänger kann dir das Leben retten, aber er kann dich auch zerstören, wenn du nicht über die richtige Macht verfügst, ihn zu gebrauchen. Nur drei der Ersten lebten lange genug, um jemanden zu finden, dem sie so einen Stern zum Geschenk machen wollten; in allen anderen Fällen wurden die Talismane vorher zerstört. Ich wusste, dass Vater seine einzige Möglichkeit ergriffen und dir seinen Stern anvertraut hatte.Aber ich hatte nicht geglaubt, dass du in der Lage sein würdest, ihn zu benutzen.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich es nicht kann.« Lyannen wandte den Blick ab. »Ich könnte das auch nicht wiederholen, selbst wenn ich es wollte. Und dann hat sich die Magie quasi gegen mich selbst gewandt. Da war ein schrecklicher Schlag in einen Magen. Sie hat mich weggefegt.«
»Weil die Magie eine ungeheure Macht ist«, erklärte Ventel. »Dem, der sie einsetzt, fügt sie immer einen gewissen Schaden zu. Und da sie eine freie, unabhängige Kraft ist, gleichsam über einen eigenen Willen verfügt, kann sie die Oberhand gewinnen, wenn der, der sie benutzt, nicht stark genug ist. Sie ergreift von denen, die sie verwenden, Besitz, und treibt sie dazu, nach ihrem Willen zu handeln, gerade wenn sie glauben, dass sie alles selbst entscheiden. Mit dieser Kraft ist nicht zu scherzen. Und du hast geschrien, weil du es nicht ausgehalten hast, all die Magie in dir zu tragen, und du sie loswerden musstest. Ich glaube, du hättest es auch lassen können.Worte helfen, die Magie zu lenken, doch ihre Macht hängt allein von der Kraft des Amuletts und der Intensität
deiner Gefühle ab. Du kannst Magie auch ohne Worte ausüben, aber sie ist etwas Unvorhersehbares, das sich zeigt, wenn du ein sehr starkes Gefühl empfindest. Jedenfalls, solange du nicht in der Lage bist, sie heraufzubeschwören, wann es dir beliebt.«
Lyannen stand auf. »Ich habe das Gefühl, ich werde sie noch brauchen, aber es ist sinnlos, weiter darüber zu
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