Gefaehrten der Finsternis
glitschigen
Algen und Schlamm bedeckt. Am oberen Ende dieses schlangenartigen Ungeheuers schaukelte ein platter dreieckiger Kopf, von dem Zotten aus schwarzer schuppiger Haut herabhingen und über dem sich zwei gekrümmte Hörner in der gleichen Farbe erhoben. Die Augen waren nicht mehr als zwei giftgrüne blitzende Schlitze. Der weit aufgerissene Rachen entblößte dolchscharfe Zähne. Ein glänzend schwarzer Schwanz zuckte aus dem Wasser auf und knallte wie eine Peitsche wieder herab. Die Kreatur zischte und aus ihrem Maul schnellte eine lange, gespaltene Zunge heraus.
Lyannen war vor Schreck wie gelähmt und konnte seine Augen nicht von dem Untier abwenden. »Großer Gott«, stammelte er mit zitternder Stimme.Was war das?
Dinge, die bis zu drei Meter lang werden. Sie leben unter Wasser. Und kommen nachts hervor.
»Ein Aglaël!«, schrie Dalman und sprang auf seine Füße, während er das blitzende Schwert seines Vaters zog.
Ventel war ebenfalls mit gezückter Waffe aufgesprungen und hatte dabei seinen Umhang zu Boden fallen lassen. Die Augen hielt er fest auf das Untier gerichtet, beinahe als wollte er es herausfordern. »Zurück!«, befahl er. »Bleibt zurück! Kommt nicht näher! Ich kümmere mich um ihn!«
Das Ungeheuer zischte und wandte seine Aufmerksamkeit Ventel zu, wobei es wie ein Pendel hin und her schwang.Ventel trat ihm entgegen, aufrecht, alle Muskeln gespannt und aufs Äu-ßerste konzentriert. Die Schlange oder was dieses Wesen sonst sein mochte, zog den Kopf ein wenig zurück, zum Angriff bereit. Sie zischte wieder und starrte ihren Gegner mit halb geschlossenen Augen an. Dann schnellte sie vor. Das geschah so blitzartig, dass Lyannen schon fürchtete,Ventel würde ihr nicht mehr ausweichen können. Aber der warf sich zu Boden und rollte sich gerade noch rechtzeitig nach rechts, sodass die Fangzähne der Bestie sich neben ihn ins Erdreich bohrten.
Dann ging Ventel zum Angriff über. Er schwang sein Schwert hoch in die Luft und führte es gegen den Hals des Untieres. Doch dem gelang es, seine Zähne aus dem Boden zu befreien, und er führte einen furchtbaren Schlag mit seinem dreieckigen Kopf gegen Ventel. Diesmal wurde der junge Ewige davon überrascht und konnte nicht schnell genug ausweichen. So traf die Bestie ihn voll in die Brust und Ventel stürzte stöhnend zu Boden. Doch seine Augen waren weiterhin starr auf die Schlange gerichtet und er hielt sein Schwert noch fest in der Hand. Das Ungeheuer beugte sich über ihn.Ventel schwang sein Schwert und stieß mit aller Kraft zu. Man hörte ein dumpfes Geräusch. Ventel hatte einen der Zähne getroffen und ihn zur Hälfte abgeschlagen. Mit wütendem Zischen wich das Untier zurück. Erneut stand Ventel auf und trat ihm entgegen. Und wieder griff ihn die Schlange an. Ventel trat zur Seite, dann schlug er noch einmal zu und verpasste seinem Gegner eine Wunde kurz unterhalb des Kopfes. Das Monstrum krümmte sich mit giftigem Zischen zusammen. Erneut versuchte es, Ventel zu treffen, und wieder wich der aus.
Doch wenn es ihm auch gelang, dem Kopf auszuweichen, hatte er den Schwanz des Tieres nicht bedacht. Lyannen sprang auf und wollte seinen Bruder warnen, aber er kam zu spät. Der schwarze Schwanz zuckte und traf Ventel zwischen den Schulterblättern. Mit einem Schmerzensschrei krümmte sich Ventel nach vorn und sank in sich zusammen. Lyannen konnte gerade noch sein zu einer Maske des Schmerzes verzerrtes Gesicht sehen. Die violette Seide seines Hemdes war an der Stelle zerrissen, wo ihn der Schwanz des Ungeheuers so brutal getroffen hatte, und auf der nackten Haut zeichnete sich eine lange, blutende Wunde ab. Die Schlange schoss erneut auf ihr Opfer zu. Noch einmal schaffte es Ventel, sich rechtzeitig zur Seite zu werfen und dem Schlag auszuweichen, der ihn sonst tödlich getroffen hätte. Das Untier kroch nun vollends aus dem Wasser. Ventel versuchte,
sein Schwert nach oben zu stemmen, doch es gelang ihm nicht; er war am Ende seiner Kräfte. Das war wirklich zu viel.
Lyannen zog seine Waffe und wollte zu ihm stürzen. Doch Irdris packte ihn am Mantel und hielt ihn zurück.
»Du verrückter Kerl!«, schrie sie ihn an. »Was hast du vor?«
Lyannen versuchte, sich loszureißen, aber Irdris hielt ihn mit eisernem Griff fest. Ihr zarter Körper verfügte über mehr Kraft, als es den Anschein hatte.
»Ich muss ihm helfen«, sagte Lyannen keuchend, und sein Herz hämmerte laut in der Brust. »Er ist doch mein Bruder! Und allein schafft er es
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