Gefaehrten der Finsternis
schüttelte den Kopf, womit er dem einen oder anderen Zöpfchen die Gelegenheit gab, der Spange zu entkommen. Dann wandte er sich in Richtung Dienstboteneingang. »Jungs, wenn ihr auch ein Gläschen mit uns leeren wollt, dann nur hereinspaziert!«
Die Tür öffnete sich und neun vermummte Gestalten betraten den Raum. Als sie alle versammelt waren, ließen sie fast gleichzeitig ihre Umhänge fallen.
Mit einem Aufschrei der Überraschung und Freude sprang Vandriyan auf. »Lyannen! Ventel!«, rief er aus. »Jungs! Na, kommt schon her, setzt euch hin und nehmt euch was zu trinken!«
»Dieser Einladung kann sich der Hausherr nur anschließen«,
sagte Greyannah fröhlich und fing schon einmal an, die Gläser zu füllen. Der Bund der Rebellen kam näher und setzte sich in die Sessel. Slyman wirkte sehr verlegen, Irdris schaute zu Boden und Rabba Nix trug auf seinem grünlichen Gesicht eine Miene zur Schau, die sich nicht zwischen Hochmut und Demut entscheiden konnte. Lyannen schien sich stark zusammenzureißen, um nicht vor aller Augen seinem Vater in die Arme zu fallen. Vandriyans Blick glitt von Dalman zu Slyman und bemerkte verwirrt dessen hellgrüne Augen. Schließlich sah der Hauptmann irritiert zu Irdis und Rabba Nix - und dann voller Wohlwollen zu Lyannen. »Habt ihr euch doch dazu entschlossen, in Syrkun Station zu machen?«, fragte er strahlend. Er war schon sehr überrascht, dass sie nun hier vor ihm saßen, denn eigentlich hätten sie ja viel weiter westlich auf dem Weg zum Druidenkreis sein sollen. »Habt ihr Neuigkeiten von Eileen?«
»Unsere geliebte Prinzessin scheint am Leben zu sein«, antwortete Lyannen und wählte seine Worte äußerst sorgfältig.Vandriyan seufzte erleichtert auf und zeigte, wie zufrieden er darüber war. Ehe Lyannen fortfuhr, trank er von dem Wein, den Greyannah ihm eingeschenkt hatte. »Nach unseren Informationen ist sie im Gefolge der Schwarzen Truppen auf ihrem Weg an die Front. Ich fürchte, Genaueres erfahren wir erst am Tag der Schlacht.«
»Ich bezweifle, dass du ihren Kerkermeister persönlich kennenlernen wirst«, sagte Vandriyan finster. »Wenn er schlau ist, wird er sich nicht einmal blicken lassen. Und ich befürchte, dass er sehr schlau ist. Wer sind deine Gefährten? Ich sehe, dass eure Gruppe sich verdoppelt hat.«
»Ventel brauche ich wohl kaum vorstellen.« Lyannen lächelte vor sich hin, doch Ventel wechselte gleich einen beredten Blick mit seinem Vater und beide zwinkerten einander stillschweigend zu. »Dalman hier kommt aus Mymar, er ist Elfhalls Cousin. Ich muss ihm ganz besonders dafür danken, dass er uns vorgestern Abend aus einer äußerst misslichen Situation in den Weißen
Sümpfen befreit hat. Das hier ist Irdris, eine Amazone. Ohne ihre Hilfe wären wir jetzt immer noch Gefangene ihrer Gefährtinnen oder schlimmstenfalls sogar tot. Und sie ist eine Halbsterbliche.« Irdris hielt stolz dem Blick des Hauptmanns stand, der aufmerksam ihre Züge musterte, als wolle er darin die Spuren von jemanden wiederfinden, den er kannte. »Das hier sind Slyman und sein Freund Rabba Nix. Der übrigens ein Ka-da-lun ist und kein Gnom.« Rabba Nix strahlte erfreut auf.
Vandriyan allerdings hatte nur Augen für Slyman. Er hatte das Gefühl, diesen Jungen schon einmal irgendwo gesehen zu haben. »Und du, Slyman, woher stammst du?«, fragte er so freundlich wie möglich.
»Ich bin überall herumgekommen«, antwortete der Junge etwas scheu. »Eigentlich bin ich ohne Herkunft und Familie. Ich habe nicht einmal Eltern. Ich habe nie welche gehabt.«
»Und dann trägst du am Hals den Schmuck eines der Ersten?«, fragte Vandriyan, der schlagartig noch viel interessierter klang. »Woher hast du den?«
»Ich schwöre Euch, dass ich ihn nicht gestohlen habe«, sagte Slyman beinahe flüsternd. »Den hat mir mein Beschützer gegeben. Also, ich meine, derjenige, der sich all die Jahre um mich gekümmert hat.«
»Ein Beschützer!« Vandriyan strich sich mit einer Hand über sein glattes Kinn. Er ließ sich nichts anmerken, doch er wurde immer aufgeregter. Konnte das der Junge sein? Doch er trug keine Ohrringe. Und er war bei Lyannen und den anderen! »Wer war dein Beschützer?«, fragte er plötzlich.
Slyman biss sich verlegen auf die Unterlippe. »Vielleicht glaubt Ihr mir ja nicht«, sagte er, »aber ich schwöre Euch, dass es wahr ist. Ich kenne seinen Namen nicht. Für mich war er immer nur der Einsame.«
Vandriyan konnte gerade noch einen Jubelschrei unterdrücken. Hatte er
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