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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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erleidest.«
    Lyannen warf einen flehentlichen Blick auf seinen Vater und den Statthalter, und dann noch einen in Richtung des Halbdämons, der etwas abseits saß und die Szene amüsiert lächelnd beobachtete. Er hätte jetzt so gerne einen seiner Freunde gesehen, jetzt, wo sie alle nicht mehr in Lebensgefahr schwebten. »Ich bitte euch«, bettelte er. »Könnt ihr sie nicht schon jetzt reinlassen? Ich verspreche auch, dass ich kein Wort sagen werde und mich nicht zu sehr anstrenge.« Zur Beteuerung legte er wie in einem feierlichen Schwur die Hand aufs Herz. »Ach bitte,Vater, mach schon!
Tyke ist auch da draußen, oder? Und Slyman? Und Irdris und Ventel und die anderen?« Er hielt den Atem an, ehe er die letzte Frage stellte, die ihm am meisten auf der Seele brannte. »Und ist Eileen auch da?«
    Vandriyan und Greyannah tauschten einen verschwörerischen Blick und mussten beide lächeln. »Ich denke, dass Eileen später zu dir kommen wird, vielleicht ja auch nur sie allein«, sagte der Hauptmann. »Schließlich seid ihr beide nun verlobt und habt euch so lange nicht gesehen, da werdet ihr wahrscheinlich wer weiß wie viele Dinge ungestört zu besprechen haben. Aber mit den anderen liegst du völlig richtig. Ach ja, wenn du dich an Tyke von Mirnar wendest, dann solltest du ihn besser mit Königliche Hoheit anreden. Anscheinend hatte das Volk nach Lucidious’ Tod recht klare Vorstellungen hinsichtlich des neuen Königs, allerdings ist das bisher nur ein unbestätigtes Gerücht. Und auch wenn er gar nicht so aussieht wie die alten gestrengen Könige des Nebelreichs.«
    »Das freut mich für ihn.« Lyannen lächelte, aber irgendwie lag ein wenig Bitterkeit darin. »Und es freut mich, dass Slyman seinen Vater und seine Herkunft zurückbekommen hat, und dass Eileen wieder gesund bei uns ist. Ich freue mich für alle.« Log er? Er freute sich doch wirklich aufrichtig für sie. Doch trotzdem fühlte er sich wie ein Heuchler.Was war da nicht in Ordnung?
    Vandriyan betrachtete ihn und wurde schlagartig wieder ernst. »Ach, Lyannen«, sagte er wie jemand, dem gerade noch etwas Wichtiges eingefallen ist. »Egal, was geschieht, wenn du mit Slyman sprichst, dann erwähne niemals Sire Myrachon. Auf gar keinen Fall, verstanden? Der König war nämlich in einen sehr heftigen Kampf mit einem Dämon verwickelt, weil er Slyman verteidigen musste, und jetzt liegt er bewusstlos in seinen Gemächern. Ich will dir nicht verhehlen, dass sein Zustand äußerst ernst ist. Um die Wahrheit zu sagen: Die Heiler denken, dass es
keine Hoffnung mehr für ihn gibt. Und das haben wir Slyman noch nicht erzählt.« Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen und seufzte auf. »Er ist wirklich ein so guter Junge. Obwohl es seinem Vater so schlecht geht, gibt er sich alle Mühe, die Angelegenheiten des Reiches zu ordnen. Zum Glück ist der Einsame hier, der ihm zur Hand gehen kann, sonst hätte er versucht, es allein zu schaffen. Die beiden sind unglaublich eng miteinander verbunden. Ich habe den Eindruck, dass das beiden guttut.« Als Vandriyan daran dachte, wie der Einsame damals endgültig geschworen hatte, dass er niemals wieder das Ewige Königreich betreten würde, und wie er nun doch unerwartet wiedergekehrt war, verzog sich sein edles Gesicht so belustigt, dass Lyannen überrascht die Augen aufriss. Er hatte seinen Vater noch nie so befreit lachen sehen. Jetzt wirkte er beinahe wie eine ältere Ausgabe von Greyannah. Früher hatte wohl auch er fröhliche Stunden gekannt, ehe die drückenden Sorgen dieses Lächeln fast vollständig aus seinem Gesicht vertrieben hatten. Ein großer Mann, dachte Lyannen, das war er bestimmt schon immer gewesen.
    »Nun denn, ich denke, wir drei alten Kerle haben diesen armen Jungen nun genug gelangweilt«, sagte Greyannah und ging zur Tür. »Jetzt sollten wir ihn ein wenig seinen Freunden überlassen. Kommst du, Vandriyan?«
    Der Hauptmann folgte ihm kommentarlos und zwinkerte Lyannen bedeutungsvoll zu. »Theresian«, rief er leise, »gehen wir.«
    Theresian nickte schweigend und stand so schwungvoll auf, dass sich sein langes fuchsiafarbenes Gewand blähte. Er starrte immer noch zu Boden, während seine beiden Gefährten das Zimmer verließen. Doch danach schaute er blitzschnell auf, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass Greyannah die Tür angelehnt hatte, trat er schnell an Lyannens Bett heran und zog ein kleines, in ein Taschentuch gewickeltes Päckchen aus der Tasche. Er hielt es Lyannen hin, der

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