Gefaehrten der Finsternis
hat: Du hast geschlafen.«
»Und deswegen haben wir den ganzen Morgen verloren? Bei allen Zentauren!« Lyannen sprang auf. »Ihr hättet mich wecken können, ihr dämlichen Holzköpfe!«
»Ach, ist das der Dank dafür, dass wir dich auf dieses wahnwitzige Abenteuer begleiten?«, fragte Validen mit gespielter Empörung. »Wenn das so ist, dann rette deine Kleine doch allein!«
»Jetzt lasst uns aber keine Zeit mehr verlieren!« Lyannen ging nicht weiter auf Validens Bemerkung ein und legte seine Decke zusammen. »Also, beim nächsten Mal weckt mich bitte auf. Hiermit gestatte ich euch, mich notfalls mit Fußtritten von meinem Lager zu treiben.«
»Mit dem größten Vergnügen«, meinte Validen abschließend. »Kommt, es ist ein wunderbarer Tag, bestes Wetter für einen guten Marsch, würde ich sagen. Ich hätte heute Nacht nämlich gerne ein Dach über dem Kopf.«
»Ein Dach über dem Kopf?« Lyannen starrte ihn überrascht an. »Meinst du, wir finden eine Höhle, die nicht schon von Bären belegt ist?«
»Nein, ich hatte eigentlich gehofft, bis zum Abend Mymar in den Wäldern zu erreichen«, entgegnete Validen. »Es ist nicht allzu weit und wenn wir uns beeilen... Na ja, wenn sie dein hässliches Gesicht sehen, schießen sie vielleicht mit ihren Pfeilen auf uns, aber probieren sollten wir es trotzdem.«
»Die Stadt im Wald? Aber liegt die denn so nahe bei Dardamen?«, unterbrach ihn Lyannen völlig verwirrt.
»Sag mal, hast du jetzt gestern Abend die Karte studiert, oder nicht?« fragte ihn Elfhall grinsend. »Mymar liegt hier mitten im Wald, in der Gegend um die Felder von Nuna. Hier leben alle meine Verwandten. Also ist das doch gar keine so schlechte Idee, oder?«
Lyannen runzelte die Stirn. »Eigentlich hatte ich ja vor Feenquell keinen Aufenthalt eingeplant«, meinte er.
»Entschuldige mal, was macht das für einen Unterschied, ob wir unser Lager im Freien oder in der Stadt aufschlagen?«, fragte Drymn und zuckte mit den Schultern.
»In Ordnung, überredet«, gab Lyannen nach. »Außerdem glaube ich, dass mittlerweile sowieso alle von unserer Reise wissen, einschließlich unserer Feinde.«
»Hey, ich glaube nicht, dass wegen eines kleinen Feuerchens wirklich alle von hier bis zum Druidenkreis wissen, dass wir zur Rettung Eileens aufgebrochen sind!«, widersprach Validen.
»Das meinst du«, sagte Lyannen rätselhaft.
»Weißt du etwa was, das wir nicht wissen?«, fragte Elfhall.
»Nein, nichts«, antwortete Lyannen schnell. »Los, lasst uns gehen, es ist spät.«
Sie brachen auf. Die ineinander verschlungenen Äste der Bäume bildeten ein grünes Blätterdach über ihnen, durch das einige angenehm wärmende Sonnenstrahlen drangen. Das dichte, grüne Gras unter ihren Füßen, in dem viele kleine Blumen blühten, war noch feucht vom Tau.Vögel zwitscherten in den Zweigen, als würden sie Drymn antworten, der fröhlich vor sich hin pfiff.Validen summte ein altes Kriegslied und Elfhall schien seinen Gedanken nachzuhängen. Auch Lyannen gingen jede Menge Gedanken durch den Kopf, die ihn trotz des schönen Sonnentages bedrückten. In Wahrheit hatte er die ganze Nacht lang bis zur ersten Morgendämmerung keinen Schlaf finden können. Das
Bild von Eileens zartem Gesicht, verzweifelt und tränenüberströmt, wollte einfach nicht aus seinen Gedanken weichen. Klar und fast greifbar zeichnete es sich unwirklich weiß schimmernd vor dem nächtlichen Dunkel des Waldes ab. Die Vorstellung, jetzt zu schlafen, während Eileen irgendwo unvorstellbare Qualen litt, war für ihn unerträglich. Leise, um die anderen in ihrem Schlaf nicht zu stören, war er aufgestanden und hatte sich ein wenig die Beine vertreten. Validen, der mit der Wache an der Reihe war, hatte ihn nicht bemerkt. Lyannen war wieder ein Stück den Weg zurückgegangen, den sie gekommen waren, aber nur so weit, dass er den Schein des Feuers noch sehen konnte. Ziellos war er umhergestreift und hatte versucht, ein bisschen Frieden zu finden und an etwas anderes als Eileens Entführung zu denken.
Dann war ihm ein merkwürdiger Schauder über den Rücken gelaufen und plötzlich hatte er eine seltsame Unruhe verspürt. Instinktiv hatte er zu seinem Sternenanhänger gegriffen. Und da hatte er sie gesehen:
Eine große, geheimnisvolle Gestalt, die in eine Kapuze gehüllt war, bewegte sich etwa fünfzig Schritte von ihm entfernt im Unterholz. Ihre Bewegungen wirkten anmutig und elegant, fast schien es, als würde sie nicht gehen, sondern geräuschlos über
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