Gefaehrten der Finsternis
mitbekommen hatte, dass sie unterwegs waren, wusste er es spätestens jetzt. Lyannen dachte dabei an Raubtiere, aber auch an mögliche Bewohner des Waldes, sogar ein paar versprengte Goblins.
Er seufzte wieder. »Sollten wir dieses Feuer nicht lieber löschen?«, fragte er seine Freunde.
»Warum?«, fragte Validen und führte behutsam ein Stück geröstetes Brot zum Mund. »Hey, wir sind gerade mal ein paar Meilen von Dardamen entfernt.Vorsicht ist ja schön und gut, aber man kann es auch übertreiben.«
Lyannen schnaubte. Er hasste es, seinen Freunden gegenüber den Pedanten zu spielen, schließlich brannte auch er darauf, in irgendeiner Auseinandersersetzung seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Doch wenn sie wirklich eine Chance haben wollten, Eileen zu befreien, sollten sie besser umsichtig sein und Kämpfen nach Möglichkeit aus dem Weg gehen.
»Lyannen hat recht«, kam ihm Elfhall überraschend zu Hilfe, der bislang in einer Ecke gesessen und seinen Gedanken nachgehangen hatte. »Bei diesem Rauch wissen alle Lebewesen hier im Wald, dass wir unterwegs sind.«
»Naja, jetzt kann man eh nichts mehr dran ändern«, sagte Lyannen. »Heute Nacht können wir das Feuer ruhig brennen lassen. Zumindest wird es ein paar Tiere fernhalten.Aber versprecht mir, dass wir in Zukunft keines mehr anzünden werden.«
»In Ordnung«, stimmte Validen nicht gerade begeistert zu.
»Dann sollten wir jetzt das Brot essen«, meinte Elfhall, nahm sich eine Scheibe und blickte zum Himmel auf. »Morgen früh werden sich wahrscheinlich alle Ungeheuer dieser Gegend rund um unser Lager scharren wie Falter um eine Laterne.«
»Tja, du bist immer so ein Optimist.« Drymn gähnt laut auf. »Ich bin hundemüde, ich leg mich hin.«
»Ich auch.« Lyannen streckte sich, dabei knackten seine Gelenke nicht gerade elegant und er lächelte. »Die Decken sind in meinem Reisesack, Drymn.Vielleicht brauchen wir sie auch gar nicht, die Nacht wird mild sein. Ich könnte jetzt glatt auf der Stelle einschlafen, hier im weichen Gras, während ich dabei zuschaue, wie über den Tannenwipfeln die Sterne aufleuchten.«
»Was bist du heute mal wieder poetisch«, sagte Validen lächelnd und reichte ihm eine Decke. »Leg dich wenigstens darauf, sonst
bist du morgen früh ein Poet voller Stiche und Zeckenbisse. Manchmal ist es besser, Mutter Natur ein wenig zu misstrauen.«
Lyannen stieß ein faules Knurren aus, legte sich aber gehorsam auf die Decke. Hinter dem schwarzen Gewirr der Äste leuchtete der Himmel mit seinen Sternen hervor. Lyannen fielen die Augenlider zu. Der Geruch von verbranntem Holz kitzelte ihn angenehm in der Nase. Einen Augenblick lang dachte er, wie schön es wäre, wenn sie nur einen Ausflug zu ihrem Vergnügen machen würden. Er gab seiner Müdigkeit nach und schloss die Augen.
»He, Lyannen? Bist du wach?«
»Ja.« Doch er war selbst nicht von seinen Worten überzeugt. Schlaftrunken richtete er sich auf. Drymn kniete am Boden und sammelte die Brotreste in ein Tuch.Validen saß auf einem Baumstumpf und stützte seinen Kopf in die Hände. Elfhall stocherte träge im Feuer herum.
»Was gibt’s denn noch?«, fragte er.
»Die Wachen für heute Nacht«, erinnerte ihn Elfhall. »Zum Glück bist du ja so ein umsichtiges Kerlchen und denkst an alles, nicht wahr, Lyannen? Ich übernehme die erste Wache.«
»Weck mich in einer Stunde«, sagte Lyannen gähnend und rollte sich wieder auf seiner rauen Decke ein.
»Schaut ihn euch an: Hier liegt der Held von ganz Dardamen und schläft!«
»Und wie der schläft!« Drymn lachte spöttisch auf. »Nicht einmal eine Horde wütender Goblins würde den wach bekommen.«
»Ich bin doch wach«, grummelte Lyannen und richtete sich auf. Er rieb sich die Augen. Zwischen den Bäumen schien der helle Sonnenschein des Spätvormittags. All seine Gefährten saßen reisefertig um ihn herum.
»Guten Morgen, Meister Murmeltier«, begrüßte ihn Validen lachend. »Wir befürchteten schon, dass du uns im Schlaf gestorben wärst.«
Lyannen schaute sich verwirrt um. »Hätten wir nicht am frühen Morgen aufbrechen sollen?«
»Oh ja, du hast recht, wir hätten am frühen Morgen aufbrechen sollen«, sagte Drymn. »Aber du hast geschlafen!«
»Ich habe geschlafen?«, wiederholte Lyannen bestürzt. »Und was war mit euch?«
»Nein, wir nicht«, antwortete Elfhall und schob sich die letzten Reste des Brotes vom Vorabend in den Mund. »Wir sind bei Tagesanbruch aufgewacht, aber wie Drymn schon gesagt
Weitere Kostenlose Bücher