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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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eintätowiert, die sich bei jedem Blick zu verändern schienen. Der Wind zerzauste seine schwarzen Haare. Seine intensiv blauen Augen schienen fast zu leuchten und er verzog seine schmalen Lippen zu einem Lächeln. Mit Silberfarbe
hatte er sich ein magisches Symbol auf seine Stirn gemalt, einen umgedrehten Stern, der seltsam zu funkeln schien. So sah er aus wie einer von den Druiden, die vor Tausenden von Jahren ihre magischen Riten in eben diesem Kreis abgehalten hatten. Er ähnelte mehr einem Geist aus der Vergangenheit als einem Wesen von dieser Welt, und man hätte beinahe bezweifelt, dass er wirklich aus Fleisch und Blut war. Scrubb hatte sich neben ihm auf dem Boden niedergelassen. Genau wie der Herr der Finsternis beobachtete er die Versammlung der Truppen, doch sein Blick wirkte kritisch.
    »Dies, mein lieber Scrubb«, sagte Gylion feierlich, während er auf sein riesiges Heer zeigte, »bedeutet das Ende der Herrschaft der Ewigen.«
    »Willst du etwa diesen Wesen die Welt überlassen?«, fragte Scrubb zurück und betrachtete angewidert die Goblins, die den Riesenork immer noch nicht unter Kontrolle gebracht hatten. »Und wofür? Damit sie sie zerstören?«
    »Nein, damit sie sie mir übergeben«, verbesserte ihn Gylion. »Damit ich sie beherrsche und mir das nehme, was mir zusteht. Muss ich dich erst erinnern, dass eigentlich ich auf dem Thron dieses Königreichs sitzen sollte? Bin ich etwa nicht Algus’ Sohn?«
    »So genau weiß das niemand«, platzte Scrubb heraus. »Du bist ein Findelkind, das ist die Wahrheit, und niemand kann mit Bestimmtheit sagen, wer dein Vater war.«
    »Was meinst du?«, fragte Gylion und wandte sich zu ihm um. Er lächelte zwar noch bei diesen Worten, doch nun wirkte sein Lächeln aufgesetzt und er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    Scrubb seufzte. Dann sagte er: »Ja, leider bist du wohl tatsächlich Algus’ Sohn. Das hat deine Mutter gesagt, bevor sie starb. Und selbst wenn sie geschwiegen hätte, wäre es doch offensichtlich.«
    »Meine Mutter?«, fragte Gylion leise, setzte sich auf den Steinhaufen und ließ die Beine herunterhängen. »Ich habe keine Mutter,
Scrubb. Ich bin ein Kind der Vergangenheit und des Nichts. Ich habe nichts, was mir gehört.«
    »Du hast mich«, erinnerte ihn Scrubb.
    »Das reicht mir nicht mehr, Scrubb«, widersprach ihm Gylion. »Als wir Kinder waren, genügte es mir, einen Bruder, einen Freund zu haben. Jetzt will ich mehr.Viel mehr.«
    »Das gesamte Ewige Königreich?«, fragte Scrubb und hoffte, dass er damit unrecht hätte.
    »Ja, das Ewige Königreich«, bestätigte Gylion stattdessen.
     
    »Was sollen wir tun, Herr, was sollen wir nur tun?«
    Der Einsame presste die Lippen zusammen und antwortete nicht. Seine Hände schlossen sich fest um den Griff des Schwertes. Er stand Rücken an Rücken mit Slyman und konnte genau spüren, wie das Herz des Jungen heftiger schlug. Natürlich wusste er, dass er ihn unter dem Einsatz seines Lebens beschützen musste, aber diesmal war die Lage wirklich sehr ernst.
    Zum Glück hatte er sich seit Langem abgewöhnt zu schlafen, sonst hätte er den hinterhältigen Überfall, der sich um sie herum zusammengebraut hatte, noch nicht einmal bemerkt, und sie wären im Schlaf überrascht und getötet worden. Der Einsame hatte zusammengerollt auf dem Boden gelegen, das Schwert in Griffweite. Gedankenversunken hate er in den undurchdringlichen, ewigen Nebel gestarrt, als plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit erregte.Alarmiert hatte er sich aufgerichtet und sein Schwert genommen. Der Nebel war so dicht, dass man nicht die Hand vor Augen sah, doch der Einsame besaß einen scharfen Blick und hatte die dunklen Gestalten ausmachen können, die auf sie zukamen - bestimmt, weil sie sie im Schlaf überraschen wollten. Vorsichtig hatte er Slyman geweckt und jetzt standen sie Rücken an Rücken mit gezückten Schwertern. Leider hatte der Einsame das Feuer ausgehen lassen, das ihnen jetzt als Schutz hätte dienen können. Nun denn, sie würden sich so gut wie möglich verteidigen.
Sie hatten ihre beiden Schwerter und den Mut der Verzweiflung.
    Die unbekannten Feinde hatten sie umzingelt und beobachteten sie. So wirkte es jedenfalls auf den Einsamen: eher neugierig als feindlich gesinnt. Es waren knapp fünfzig und die Größten reichten dem Einsamen gerade bis zur Taille. Seltsame Wesen, wie er sie noch nie gesehen hatte: Plump und gedrungen von Gestalt, gingen sie aufrecht auf zwei Beinen, und ihr Körper war überall von

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