Gefaehrten der Finsternis
versuchte es nicht einmal. Er kämpfte genau wie ein Goblin, mit gesenktem Kopf, und schlug aufs Geratewohl zu, wich den Hieben des Gegners aus und versuchte, ihn durch Erschöpfung zu besiegen. Slyman hätte allerdings stundenlang so weitermachen können, ohne zu ermüden, doch die Tatsache, dass der andere so viel kleiner war als er, bereitete ihm große Schwierigkeiten: Es war nicht leicht, ihn an seinen verwundbaren Punkten zu treffen, außerdem musste er ständig den unteren Teils seines Körpers vor den gegnerischen Angriffen schützen. Ein Treffer von diesem Säbel in den Bauch konnte ihm gefährlich werden, und Slyman war zu groß, um die Hiebe des Behaarten mit Leichtigkeit abzuwehren. Er musste ihn entwaffnen, doch dazu würde er kurz die Deckung seines Unterleibes aufgeben müssen. Da das vorerst auch nicht infrage kam, konnte er nur eines tun: seinem Gegner so lange
wie möglich die Stirn bieten und hoffen, dass er einen Fehler machte.
Doch der Behaarte schien im Kampf Mann gegen Mann einige Erfahrung zu besitzen und griff jetzt in seine Trickkiste. Er zog die Bolas aus dem Gürtel und schleuderte sie, bevor Slyman es merkte. Sie wickelten sich um seine Knöchel und er fiel hin, doch er hielt den Griff seines Schwertes dabei fest umklammert und so glitt es ihm im Fallen nicht aus der Hand. Schon war der Behaarte über ihm - allerdings hatte er nicht bemerkt, dass Slyman immer noch bewaffnet war. Der junge Mann drehte sich blitzschnell um, und bevor der andere noch merkte, wie ihm geschah, stieß Slyman ihm das Schwert bis zum Heft in die Brust. Der Behaarte grunzte nur und sah ihn erstaunt an. Als Slyman sein Schwert herauszog, sprudelte schwarzes Blut aus der Wunde, spritzte auf ihn und tränkte seine Kleider. Der Anführer blickte sich mit einem Ausdruck der Verwunderung um, dann legte er eine Hand an seine Brust und sank schwer neben Slyman zu Boden.
Als die Behaarten sahen, dass ihr Anführer gefallen war, machte sich Panik unter ihnen breit. Schreiend vor Angst ließen sie ihre Waffen fallen, flohen Hals über Kopf und verschwanden wieder im Nebel. Kurz darauf herrschte erneut Ruhe, als hätte der Kampf nie stattgefunden.
Keuchend vor Anstrengung stand Slyman mühsam auf, wobei er den noch warmen Körper seines Gegners beiseiteschob. Seine Haare waren zerzaust und vom Blut des Behaarten verklebt, genau wie seine Kleider.
Der Einsame stand einige Meter von ihm entfernt. Er hatte sein Schwert wieder an sich genommen und betrachtete ihn erschüttert. »Slyman …«, stammelte er dann, »… geht … es dir gut?«
Slyman nickte nur stumm. Es fiel ihm schwer, sich darüber klar zu werden, was gerade geschehen war, und er wusste auch nicht, ob er überhaupt ein Wort herausbringen wollte.
Der Einsame reichte ihm eine Wasserflasche und Slyman wusch sich das bespritzte Gesicht.Auf seinen Lippen schmeckte er noch das Blut des Behaarten. Er spuckte es aus und sah dabei traurig auf den zusammengekrümmten Körper zu seinen Füßen.
»Ich habe noch nie zuvor jemanden getötet«, flüsterte er kaum hörbar.
Und dann liefen ihm die Tränen über das schöne Gesicht.
Es war der Abend ihres achten Reisetages, und sie hatten eine ausreichend bequeme Lichtung gefunden, um dort ihr Nachtlager aufzuschlagen. An diesem Abend herrschte um sie herum eine geradezu unnatürliche Stille. Das Pferd stampfte so nervös mit den Hufen, dass Ventel gezwungen war, es an einen Baum anzubinden, damit es nicht weglief oder Schaden anrichtete. Doch das Tier war so unruhig, dass es sich erst festbinden ließ, als Ventel ihm die Hände über die Augen legte.
»Ein schlechtes Zeichen«, erklärte Ventel, als er sich wieder zu den anderen setzte. Das Pferd knabberte hektisch an der Rinde des nächsten Baumes. »Ardir ist ein ausgezeichnetes Tier und stets sehr gehorsam. Seine Unruhe sollte uns warnen. Außerdem ist er nicht der Einzige, der angespannt ist. Ich fühle mich auch ziemlich unwohl hier.«
»Ich ebenfalls«, pflichtete ihm Dalman bei. »Ich spüre irgendetwas. Irgendeine Bedrohung um uns herum. Und das gefällt mir nicht.«
»Dann sollten wir heute Nacht wieder abwechselnd schlafen«, entschied Lyannen. »Wir werden immer zu dritt Wache halten, jede Gruppe die halbe Nacht. Das könnte uns helfen, falls wir angegriffen werden.«
»Wer sollte uns angreifen?«, fragte Drymn besorgt.
Ventel schüttelte nur den Kopf und sagte: »Das weiß ich nicht, aber Lyannen hat sicher recht. Wer auch immer uns angreifen
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