Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
Vom Netzwerk:
sag mir jetzt nicht, das hättest du nicht bemerkt. Darum, pass ja auf, dass du mich nicht wütend machst. Es kostet mich gar nichts, dich vier von meinen Dämonen zu übergeben, und dann sehen wir mal, ob die genauso nett zu dir sind wie ich.«
    Eileen starrte ihn an. Ihr Herz klopfte wie wild. »Das würdet Ihr nicht tun«, flüsterte sie.
    »Wirklich nicht?« Der Herr der Finsternis hob spöttisch eine
Augenbraue und auf seinen Lippen machte sich ein böses Lächeln breit. »Ihr müsst nur abwarten.«
    Dann verschwand er schnell, ehe er das letzte Wort noch ganz ausgesprochen hatte, und ließ Eileen wieder in dem steinernen fensterlosen Raum allein. Doch das Blitzen in seinen Augen und das Licht des umgedrehten Sterns auf seiner Stirn schien noch eine Weile im Raum zu bleiben, obwohl er längst gegangen war.
    Zitternd und erschöpft ließ Eileen sich zu Boden sinken. Immer stärker befiel sie die Angst, dass die Ewigen ihm nicht die Stirn bieten konnten, dass sie diesmal einen Feind finden würden, der stärker war als sie.
    Sie hätte gern für Lyannen gebetet, doch sie konnte sich kaum vorstellen, dass einer der Götter sie in diesem Raum und in diesem Augenblick hören würde.

ACHT
    E S WAR WIEDER Abend geworden, als die Golems die zwischen den Blättern verborgenen Tore erreichten. Der Wald war zwar auch hier dicht, doch er wirkte wesentlich freundlicher. Seine mannigfaltigen Grün- und Brauntöne waren heller und lebendiger und die Laute der Tiere darin klangen auch nicht mehr so beängstigend. Die hohen, schlanken Bäume kamen Lyannen wieder bekannt vor. Sie waren unverwechselbar mit ihren hellgrauen Stämmen, die wie geschnitzte Säulen aus Holz wirkten und nicht wie etwas Lebendiges. Die Zweige mit den saftig grünen Blättern und kleinen blauen Blüten schienen das massive, mindestens sechs Meter hohe und mit Reliefs verzierte Silberportal vor ihnen einzurahmen. Das Massaker an den Feen durch Algus’ Kobolde war auf diesen Tor dargestellt und Ranken von zartlila blühenden Kletterpflanzen wanden sich anmutig darüber. Obwohl das Portal so massiv und mächtig war, konnte es nur der finden, der den Weg zu ihm schon kannte. Der Zauber der Feen beschützte es.
    »Viel Glück und möge das Schicksal euch beschützen«, sagte Sylvian. Sie saß auf einem schon zum Aufbruch bereiten Golem und winkte ihnen zu.»Wir werden dafür beten, dass ihr heil und gesund wiederkehrt.«
    »Vielen Dank für alles«, erwiderte Lyannen leise. Er hatte gehofft, die Wächterinnen würden jemanden zur Unterstützung
mitschicken, doch jetzt begriff er, dass ihre Aufgabe allein darin lag, über den Wald zu wachen. Sylvian winkte ihnen noch einmal zu, dann rief sie »Vorwärts, Wald!«. Und die Golems setzten sich in Bewegung und verschwanden mit ihrem feierlichen Schritt im Wald. Bald war der Bund der Rebellen wieder allein.
    »Jetzt müssen wir aber wirklich nach Feenquell«, meinte Ventel seufzend, während er das Gepäck auf dem Sattel seines Pferdes festzurrte. »Also, insgesamt haben wir bisher ziemlich viel Glück gehabt: keine Goblins, keine anderen Übergriffe, keine besonders gefährlichen Situationen und auch unser Proviant hat gereicht. Doch von Feenquell an wird es nicht mehr so einfach sein.«
    »Und dazu kommt, dass uns anscheinend niemand unterstützen will«, fügte Lyannen hinzu. »Damit meine ich nicht nur die Wächterinnen. Mir scheint, es versuchen wirklich alle, sich so weit wie möglich aus diesem Krieg herauszuhalten. Deshalb werden wir ja so oft besiegt:Wir halten einfach nicht zusammen. Dabei müssten wir doch gerade jetzt vereint kämpfen.«
    Validen nickte. »Mein Onkel, der König, sagt, wenn unsere Verbündeten aus dem Nebelreich ihre Truppen schicken würden, wie es eigentlich vereinbart ist, wäre unsere Lage nicht so verzweifelt. Doch wir haben schon zwanzig Boten zu ihnen gesandt und von denen ist keiner zurückgekehrt. Entweder haben sie unsere Nachrichten nicht erhalten oder sie wollen uns tatsächlich nicht helfen.«
    »Vielleicht sind sie dazu auch gar nicht in der Lage«, sagte Drymn. »Es kann doch sein, dass sie sich in Schwierigkeiten befinden, von denen wir nichts wissen.«
    »Sicher, das möchte ich gar nicht ausschließen«, sagte Validen achselzuckend. »Aber das ändert nichts daran, dass unsere Leute auch für sie sterben.«
    »Sehen wir jetzt lieber zu, dass wir nach Feenquell kommen und lassen wir das Thema«, beschloss Ventel ernst. »Es ist unsere Pflicht, für die Freiheit aller

Weitere Kostenlose Bücher