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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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zu kämpfen, ob die anderen uns
nun helfen oder nicht. Niemand von euch war je in Feenquell, oder?«
    Lyannen schüttelte den Kopf. »Wie kommt man dort hinein?«, fragte er und warf einen Blick auf das massive Silberportal. Es war schwer vorstellbar, dass es sich ohne einen Schlüssel öffnen ließ.
    »Oh, das ist nicht weiter schwierig«, sagte Ventel lässig. »Ich wundere mich, dass unser Vater dir die Formel nicht verraten hat, die die Tür öffnet. Normalerweise denkt er an diese wichtigen Details.« Dann sah er auf den Sternanhänger, den Lyannen um den Hals trug und meinte: »Ach so, du hast ja den.«
    »Weißt du etwas darüber?«, fragte Lyannen ihn hoffnungsvoll. »Vater hat mir etwas von Zauberkräften des Sterns erzählt … Kannst du mir vielleicht sagen, welche das sind?«
    Ventel lachte. »Das ist allein deine Sache. Du musst es schon selbst herausfinden. Aber als Passierschein für Feenquell taugt er bestimmt.Weißt du... Ich wollte auch immer so einen Anhänger haben. Aber Papa hatte nur einen zu vergeben und du brauchtest ihn dringender als ich.«
    »Verwende aber trotzdem die übliche Formel!«, erwiderte Lyannen barsch. Ventel war zwar sein Lieblingsbruder und er mochte ihn sehr, aber er konnte es nicht ausstehen, wenn sich jemand mit seinem Anhänger beschäftigte. Das war sein persönlichstes Besitzstück. Es gehörte nur ihm. Und keinem anderen.
    Ventel ging bis zum Tor und berührte es zart. Daraufhin zitterten die Kletterpflanzen leicht. Dann legte er die ganze Handfläche auf das kalte Silber, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Öffne dich den Freunden der Morgenröte«, deklamierte er feierlich.
    Wieder begannen die Kletterpflanzen zu zittern.Ventel blieb einige Sekunden unbeweglich in seiner Haltung stehen. Dann zog er langsam den Arm von dem Portal zurück und ließ ihn seitlich an seinem Körper hinunterfallen.
    Das Portal knarrte. Langsam trennten sich die Torflügel. Und
glitten, sanft über das Gras streifend, auseinander. Erst als sich das Tor ganz geöffnet hatte, schlug Ventel die Augen wieder auf. Wortlos nahm er sein Pferd beim Zügel und führte es über die Schwelle. Die anderen folgten ihm schweigend.
    Nachdem das Tor mit einem dumpfen Knall hinter ihnen zugefallen war, ergriff Ventel wieder das Wort. »Willkommen in Feenquell«, sagte er.
    Lyannen hatte noch nie einen so schönen Ort gesehen, ausgenommen vielleicht Dardamen. Nicht einmal die verzauberte Lichtung der Wächterinnen konnte mit ihm mithalten. Der Himmel war immer noch von dem dichten Blätterdach der eng stehenden Bäume verdeckt, aber an den Zweigen aufgehängte Laternen verbreiteten ein gedämpftes, leicht grünliches Licht. Das Gras unter ihren Füßen war hoch und bewegte sich sachte im Abendwind; sein sattes Grün war von kleinen blauen und violetten Blüten durchsetzt. Die Bäume verdeckten den Blick auf einen Wasserfall, den man nur in der Ferne rauschen hörte.Aus ihm speiste sich wohl der kleine Bach, der sich durch das Gras vor ihnen schlängelte. Die vereinzelten Lichter der Laternen wirkten inmitten des Waldes wie leuchtende Augen. Eine geradezu unwirkliche Stille umgab alles, nur ganz hinten zwischen den Bäumen vereinten sich hohe, sanfte Stimmen zu einem Gesang, wie ihn Lyannen noch nie gehört hatte.
    Dem silbern schimmernden Bach folgend, gingen sie auf den Wasserfall zu und zerteilten dabei mit ihren Füßen das taufeuchte Gras. Kurz darauf erreichten sie einen freien Platz im Wald, der den Blick auf einen samtschwarzen, mit flimmernden Sternen überzogenen Himmel freigab. Der Vollmond verbreitete seinen milchigen Schein. Im Osten, wo sich das Dickicht der Bäume lichtete, erblickte man eine steile Felswand, aus der mit Macht der Wasserfall hervorquoll, den sie von fern gehört hatten. Seine Wasser ergossen sich in einen kristallklaren See, aus dem wiederum zwei Bäche abflossen. Den einen, der kleiner und gewundener war, waren sie gerade
entlanggegangen. Der andere, wesentlich größere, verlor sich rechts von ihnen zwischen den Bäumen. Die Lichter der Laternen an den Bäumen umgaben den Platz wie eine Krone.
    »Das ist wunderschön«, sagte Drymn. Mit staunenden großen Augen schaute er sich überwältigt um.
    »Ja, einfach wundervoll.« Lyannen streichelte liebevoll seinen Sternenanhänger, der heller als sonst strahlte, seit sie Feenquell betreten hatten. »Wirklich zauberhaft.«
    »Aber ist hier denn niemand?«, fragte Validen. »Mein Vater hat mir erzählt, das sei der

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