Gefaehrten der Finsternis
Aus dem dichten Unterholz waren spitze wütende Rufe zu vernehmen, mit denen die Pixies versuchten, sich abzustimmen. Ganz offensichtlich waren sie sich nicht einig darüber, was sie jetzt tun sollten.
Ventel nutzte die Gelegenheit, um noch einen Stein zu werfen. Ein schriller Schrei machte der Lagebesprechung der Pixies ein Ende.Vielleicht war die Situation der Rebellen doch nicht so aussichtslos.Wenn die Pixies sich nach einer solchen Provokation nicht aus Deckung wagten, scheuten sie vielleicht doch einen offenen Kampf.
»Wirf noch einen«, flüsterte Dalman. »Beim nächsten müssen sie rauskommen. Ganz bestimmt.«
»Ja.« Ventel versuchte ein angespanntes Lächeln, während er noch einen Stein aufhob und zielte. Wieder folgte auf Ventels Wurf ein gellender Schrei. Doch dann bewegten sich die Zweige und dieses Mal brachen die Pixies hervor.
Es waren etwa vierzig kleine Wesen, jedes nicht größer als einen Meter. Doch mit all ihren Waffen wirkten sie angriffslustig und gefährlich, und Lyannen fühlte, wie heftig sein Herz bei ihrem Anblick schlug. Die Haut der Pixies war dunkel und sie hatten große, spitze Ohren, blonde, hellbraune oder rote, zu Pferdeschwänzen oder Zöpfen zusammengenommene Haare und goldenen Ohrringe. Sie trugen kurze, in der Taille gegürtete Wämser und lederne Manschetten. Ihre Knie und Ellenbogen waren mit kreuzweise geschnürten Lederbandagen geschützt und ihre Fußbekleidung bestand aus kunstvoll geflochtenen Bändern.Auf dem
Rücken trugen sie Köcher aus bemaltem Leder, in denen zahlreiche, schwarz gefiederte Pfeile mit scharfen Spitzen steckten. Sie schienen zu fliegen, obwohl sie keine Flügel besaßen, oder besser gesagt: Sie bewegten sich ganz mühelos knapp über dem Boden und hielten ihre langen Bogen aus schwarzem Holz mit gespannten Pfeilen auf die Rebellen gerichtet. Das Grinsen auf ihren spitzen Gesichtern wirkte breit und heimtückisch.
»Werft keine Steine mehr«, flüsterte Ventel, so leise, dass man ihn gerade noch hören konnte.
Er musste einen bestimmten Grund für diese Warnung haben. Mit schwitzender Hand umklammerte Lyannen seinen Dolch. Er hätte alles dafür gegeben, die Lage zu entspannen.
Einer von ihnen, wohl ihr Anführer, schwebte ein paar Meter nach vorn in ihre Richtung, den Pfeil im Anschlag. Er lächelte, nein, das war eher ein Grinsen. »Elben« sagte er.
So, wie er es sagte, klang das Wort äußerst geringschätzig. Seine Stimme wirkte seltsam volltönend männlich, obwohl er so klein war. Lyannen musste sich zurückhalten, damit er ihm nicht den Dolch mitten in die Stirn bohrte.
»Widerliches, eitles Geschmeiß«, fuhr der Pixie fort und verzog verächtlich den Mund.
Warum hatte ihm Ventel nur verboten, den Stein zu werfen? Die Frechheit dieser Gnome war sprichwörtlich, doch der hier übertrieb es wirklich.
»Schaut sie euch an, jetzt liegen sie im Dreck«, fuhr der Pixie unbeeindruckt fort. »Reif für die Schlachtbank.«
Lyannen presste die Zähne aufeinander. Noch ein Wort und er würde sich auf diesen ungehobelten Pixie mit der losen Zunge stürzen. Zum Teufel mit der Zurückhaltung!
»Sie sind nicht nur Verlierer, sondern auch noch Verräter«, warf der Pixie einfach so hin. »Außerdem...«
Bevor er merkte, was er da tat, war Lyannen schon aufgesprungen und hatte mit all seiner Kraft den Dolch nach dem Pixie
geworfen. »Verdammt, nein, Lyannen!«, schrie Ventel und sprang ebenfalls auf. Doch Lyannen hörte nicht auf ihn.
Mit perfektem Timing vollführte der Pixie einen eleganten Salto in der Luft, sodass Lyannens Dolch ihn nur leicht streifte und sich dann in einen Baum hinter ihm bohrte.
»… so schrecklich dumm«, vollendete der Pixie seinen Satz und schwebte wieder gerade in der Luft, als wäre nichts geschehen. Seine Begleiter kicherten. »Sie fallen doch immer wieder darauf rein.«
Lyannen warf Ventel einen schuldbewussten Blick zu, doch der Bruder sah nicht ihn an. Alle Muskeln seines Gesichts wirkten bis zum Zerreißen gespannt. Die Hand mit dem Dolch hielt er hinter dem Rücken verborgen, die Augen hatte er weit aufgerissen und die Lippen fest aufeinandergepresst. Auch der Pixie war nun ernst. Seine Augen bohrten sich misstrauisch in die von Ventel. Zwischen ihm und dem Pixie schien der Kampf jetzt mit Blicken ausgetragen zu werden.
Lyannen stand wie angewurzelt ganz nah bei beiden und konnte ihre Gedanken beinahe hören. Der Pixie spannte seinen Bogen mit kleinen, beinahe unmerklichen Bewegungen. Er ließ Ventel
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