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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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braucht euch jetzt,jeden von euch.«
    Nanas Worte waren nicht als Appell gemeint; sie waren nur eine Feststellung der Tatsachen. Lyannen nahm sie so hin, wie sie waren. Er stand auf, stützte die Hände auf den Tisch. Und dann erhoben sich alle Rebellen einer nach dem anderen, zunächst Validen, der neben ihm stand, dann Ventel, auf dessen Schulter Krystal in aufrechter Haltung saß, dann Elfhall, Dalman und Drymn. So standen die Gefährten in dem großen stillen Raum, Schulter an Schulter, wie eine starke Mauer. Hinter ihnen lag die ewige Nacht von Feenquell und vor ihnen lagen die Benachbarten Reiche.
    »Wir werden sie finden«, sagte Lyannen entschlossen.
     
    Sie wären am liebsten gleich aufgebrochen und ohne eine einzige Rast bis zum Schwarzen Heer durchmarschiert. Nun fühlten sie sich stark, spürten, dass sie es schaffen könnten, auch wenn ihnen nicht klar war, wie. Doch statt loszuziehen, blieben sie noch einen Tag in der friedlichen Stille von Feenquell. Aus dem einen Tag wurden zwei und Lyannen kam jede Stunde in der Nacht dieses Ortes so lang wie ein ganzes Jahrhundert vor.
    In Feenquell nahm alles seinen ganz eigenen Lauf in einer beinahe traumwandlerischen Atmosphäre. Die vollkommene Stille des Ortes unter einem stets wolkenlosen Sternenhimmel, im Einklang mit dem Rauschen des Waldes und dem ununterbrochenen Sprudeln des Quells … All das wirkte, als verdichte sich hier ein einziger ewiger Augenblick. Jedes Mal, wenn Lyannen in seiner
Hängematte aus dem Schlaf erwachte, kam es ihm vor, als habe er sich gerade erst hingelegt, und trotzdem fühlte er sich erholt wie nach einem jahrzehntelangen Schlaf. Er hatte mit den anderen in dem großen, friedlichen See gebadet, dessen Oberfläche so glatt und klar wie ein Spiegel wirkte, und alle hatten es wie ein fast heiliges Ritual empfunden, sich in dieses klare Wasser zu tauchen. Wie im Traum streiften die Rebellen durch die Straßen des Sternenreiches, die von den bunten Lichtern der Laternen erleuchtet wurden, und vergaßen alles bis auf die Notwendigkeit, ausreichend Kräfte zu sammeln, um demnächst wieder der grausamen Welt draußen vor den Toren entgegentreten zu können. Die Versuchung, für immer zu bleiben, alles Leid und alles Gesagte zu vergessen, war stark, und zwar für jeden von ihnen.
    Nur der ständige Gedanke an Eileen hinderte Lyannen daran, alles aufzugeben und für den Rest der Ewigkeit in diesem Traumreich zu bleiben. Und indem ihm das klar wurde, begriff Lyannen, dass es jedem seiner Gefährten so gehen musste, dass jeder für sich etwas in der Welt da draußen gefunden haben musste, das den scheinbaren Wahnsinn rechtfertigte, dorthin zurückzukehren. Ventel dachte bestimmt an seine Verlobte Irmya, die in der Letzten Stadt auf seine Rückkehr wartete. Dalman trug das Schwert seines im Kampf gefallenen Vaters wie ein Versprechen. Jeder von ihnen begriff, dass sie die Rast in Feenquell brauchten, dass sie sie aber keinesfalls über Gebühr ausdehnen durften. Und trotzdem hätte Lyannen nicht sagen können, wie lange sie sich schon dort aufhielten: einige Stunden, ein paar Tage oder ihr ganzes Leben lang.
    Wenn Lyannen durch die Straßen lief, vermischten die Lichter in den Bäumen sich mit den funkelnden Sternen des Himmels und dem Schein um die Feen, die in halber Höhe in der Luft schwebten und ihn mit ihren freundlichen Stimmen begrüßten. Und wenn er in seiner Unterkunft saß und Schritte an der Tür hörte, lächelte er jeden Besucher ohne einen bestimmten Grund
an und musste auch gar nichts weiter hinzufügen, um dieses Lächeln zu rechtfertigen. Denn in der magischen Atmosphäre von Feenquell wirkte alles, was man sagte oder tat, vollkommen natürlich und bedurfte keiner weiteren Erklärung. Auch aus diesem Grund verspürte Lyannen, als der Tag ihrer Abreise nahte, keinerlei Bedauern.Von Feenquell fortzugehen, war genauso natürlich wie alles andere, was sie in diesen Tagen getan hatten. Das wurde ihm unvermittelt klar, als er sich für das große Abschiedsfest ankleidete, das die Feen zu ihren Ehren gaben. Er wusste zwar, dass er den friedlichen Momenten nachtrauern würde, sobald er sich einmal mitten im Kriegsgetümmel befand. Doch er wusste genauso, dass er in den Kampf zurückkehren musste. Und obwohl sich mit jeder Minute ihr Aufenthalt in Feenquell weiter und weiter seinem Ende zuneigte, bereiteten sie alles in Ruhe und ohne Hast vor, denn sie wussten, dass die Zeit ihnen auf jeden Fall reichen würde und dass sie genau

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