Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Leuchmadan. Ich werde es ihm zurückbringen.«
    Grautaz öffnete das Maul einen Spalt, und es sah fast aus, als ob er grinste. Eine dünne Zunge zuckte kurz hervor. »Du würdest einem Drachen seinen Schatz aus den Krallen rauben?«, meinte er mit leisem Spott. »Ich glaube nicht.«
    »Ihr habt recht«, sagte Baskon. »Jetzt ist nicht die Zeit für Scherze. Leuchmadan wird Euch seine Dankbarkeit erweisen. Ihr könnt Gold erwarten und Edelsteine, aber dieses Kästchen ist nicht Euer Schatz. Es war niemals für Euch bestimmt.«
    »Mag sein, dass Leuchmadan es nicht für mich bestimmt hat«, erklärte der Drache. »Aber dieses Kästchen war von Anfang an der Grund, warum ich meinen Hort und mein Lager verlassen habe. Was glaubst du denn, kleiner Wardu? Soll ich mich um Kämpfe weit im Süden kümmern, oder um ein paar Menschen, Elfen und Wichtel in meinem Tal?«
    »Es war noch ein Zwerg dabei«, berichtigte Baskon den Drachen.
    Grautaz schnalzte mit seiner langen, dünnen Zunge. »Oh ja«, meinte er versonnen. »Der Zwerg. Für einen Zwerg fliege ich schon ein kleines Stück. Aber dieser Schatz ...« Er klopfte mit der Klaue auf das Kästchen »... war es, was ich wirklich holen wollte, nachdem du ihn mir freundlicherweise angemeldet hattest.«
    »Ich habe Leuchmadans Herz und die Schatulle nicht erwähnt.«
    »Aber natürlich. Denk daran, kleiner Wardu: Du hast keine Augen. Also kannst du sie auch nicht vor mir verschließen. Ich höre jeden unbedeutenden Gedanken, der deine nackte Seele zum Schwingen bringt, und in dem Augenblick, da du vor mir standest, wusste ich alles, was du vor mir verbergen wolltest.«
    Baskon wich zurück und schaute zu dem Drachenkopf hinauf. Die Augen des Unkwitt ruhten auf ihm, die schmalen Pupillen wie blutige Wirbel, die an ihm rissen. Baskon fasste sein Schwert fester. »Leuchmadan wird es nicht zulassen«, klirrte er. »Ich werde es nicht zulassen! Ihr fangt einen Kampf an, den Ihr nicht gewinnen könnt ... Für ein magisches Ding, an dem Leuchmadans Leben hängt und die Macht seiner Wardu; für eine Waffe, die den Krieg im Süden entscheiden kann. Nichts von alldem ist für einen Drachen von Belang!«
    Grautaz lachte grollend. »Seltsame Vorstellungen hast du von dem Unkwitt. Meine Magie ist stark, und ebenso die Magie dieser Schatulle. Wir gehören zusammen.«
    »Das Kästchen gehört mir«, sagte Baskon fest. Entschlossen hob er die Klinge, und in einem Bogen ging er näher zu dem Drachen hin. »Ich werde es mir holen.«
    Grautaz' Blick folgte ihm. Baskon musterte den massigen Leib, suchte nach einer Lücke zwischen den Schuppen. Der Drache schaute auf ihn herab wie auf ein possierliches Insekt. Baskon fühlte Zorn in sich aufsteigen.
    Das Kästchen gab ihm Kraft. Endlich war der Quell seines Seins unverhüllt, und Baskon nährte sich daran. Während er versuchte, an die Flanke des Drachen zu gelangen, trank er von Leuchmadans Herz, bis seine Rüstung von einem Netz feiner Schwingungen überzogen war, die sich mit dem Metall vereinten, die es härteten, geschmeidig machten und stark.
    Der Stahl sang seine Seele.
    Baskon hieb nach Grautaz' Bein, ein Scheinangriff, dennoch riss der Drache hastig die Pranke zurück. Das Kästchen lag schutzlos da. Baskon sprang vor. Er griff danach, doch sein linker Arm war ein wenig zu kurz, und er verschätzte sich. Baskon strauchelte und musste nachgreifen.
    Und da schoss die Tatze des Drachen vor wie der Wurfarm einer Belagerungsmaschine.
    Baskon riss das Schwert hoch, aber die Klinge glitt an der glänzenden Klaue ab. Grautaz drückte Baskon mitsamt dem Kästchen tief in den Schlamm. Baskons Leib presste sich um das unzerstörbare Silber des Kästchens, Panzerplatten rissen auf, und das Kästchen bohrte sich tief in Baskons Brust. Endlich lag der Wardu da, hilflos zu Boden gedrückt und von Drachenklauen eingesperrt wie in einen Käfig.
    Aber das Kästchen war der Quell von Baskons Sein, Ursprung all seiner Macht. Und jetzt war dieses Artefakt förmlich mit ihm vereint, mit ihm verschmolzen. Leuchmadans Herz schlug in Baskons Brust. In dieser engen Verbindung flossen dem Wardu ungeheuere Kräfte zu. Seine Rüstung summte und schrillte, sie versuchte, die Wunden zu schließen, die der Drache mit seinem Gewicht hineindrückte. Aber diese Macht reichte nicht aus, um sich aus der Umklammerung des Unkwitt zu befreien.
    Grautaz schaute auf ihn herab, den Kopf wiederum schräg gelegt und mit Spott in der Stimme: »Baskon, in der Tat, du prickelst ja

Weitere Kostenlose Bücher