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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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und auch Wito wandte seine Aufmerksamkeit nun der Umgebung zu.
    Die Goblins hatten eine hässliche Schneise in den einstmals unberührten Wald geschlagen. Abgetrennte Blätter und kleine Zweige waren in den schlammigen Boden eingestampft, während Stämme und größere Aste, in klobige Scheite gespalten, die qualmenden Feuer nährten. Kleine braune Zelte erhoben sich aus der aufgewühlten Erde wie Maulwurfshügel.
    Von der einen Seite her zerrten die Goblins mit dicken Tauen weitere gefällte Bäume zwischen die Maulwurfszelte. Mit ihren lauten, krächzenden Stimmen schienen die Bewohner des Lagers einander pausenlos anzuschreien, und kein Gnom mochte unterscheiden, ob diese Stimmen im Streit erhoben waren und Mord und Totschlag drohte oder ob die Sprecher sich gerade sehnsüchtige Geschichten von den Familien zu Hause erzählten. Andererseits, es waren Goblins! Vermutlich ging es selbst bei ihren rührseligen Familiengeschichten noch um Mord und Totschlag.
    Die drei Gnome suchten sich einen Weg durch das Feldlager der kriegerischen Geschöpfe. Wito hielt Ausschau nach einem Befehlshaber, bei dem sie sich melden konnten, und Skerna half ihm dabei, möglichst viel Abstand zu allzu streitlustigen Gesellen zu halten.
    Neben dem Rauch und dem üblichen Gestank eines Goblinlagers lag noch ein Geruch nach Verwesung in der Luft. Die Häute über den schäbigen Zelten waren anscheinend ein wenig zu frisch. Wito hatte ein flaues Gefühl im Magen.
    »Ich bin noch nie auf einem Greif geritten«, stellte Darnamur fest und strich sich die lederne Weste glatt. »Ich komme mir so wahnsinnig wichtig vor.«
    »Hast du eine Ahnung, wo wir hier sind?«, fragte Skerna.
    Wito schüttelte den Kopf. »Nicht genau. Weit im Norden und jenseits des Flusses. Ich wusste gar nicht, dass unsere Krieger so tief in den Landen des Feindes stehen. Das hier muss ein Vortrupp sein. Wahrscheinlich kriegen wir bald eine wirklich heikle Erkundungsmission.«
    »Nun, ein paar Stunden länger hätten sie wohl warten können. Bis wir den letzten Auftrag abgeschlossen haben«, mäkelte Skerna. »Die Goblins hier sehen nicht so aus, als wollten sie gleich aufbrechen. Und dafür müssen unsere Leute jetzt wieder von vorn anfangen. Die Bitaner hocken sicher in ihren Grotten, sie sind gewarnt und können jeden Augenblick einen weiteren Überfall starten.«
    »Das gefällt mir auch nicht«, sagte Wito. »Vor allem nicht, nachdem wir es schon alle in die Höhlen geschafft hatten.«
    »Mh.« Darnamur räusperte sich. »Genau genommen haben es nicht alle geschafft.«
    Wito blieb stehen. »Was meinst du?«
    »Nun, Nidhogir hat es nicht geschafft.«
    »Wie das?«
    Darnamur zuckte die Schultern. »Eine Spinne hat ihn erwischt.«
    »Ihr solltet aufeinander aufpassen. Dafür habe ich die Zweiergruppen eingeteilt. Du solltest auf Nidhogir aufpassen!«
    »So was passiert eben«, erwiderte Darnamur. Er zog den Kopf zwischen die Schultern und ging einfach weiter. Wito lief hinter ihm her, während Darnamur weitersprach: »Ich hatte immerhin einen Auftrag zu erfüllen, und Nidhogir war nicht meine Hauptaufgabe. Schade, dass sein Opfer ganz umsonst war. Verfluchte Greife.«
    Er blieb kurz stehen, wandte sich um und sah Wito direkt ins Gesicht. »Ich dachte, es wäre wichtig, was wir dort in der Höhle vorhaben. Verstehst du? Ich dachte ... Nidhogirs Opfer hätte einen Sinn.«
    Dann ging Darnamur weiter, und Wito blickte ihm verständnislos nach.
    »Man könnte fast meinen, Nidhogirs Tod ginge ihm nahe«, hörte er Skerna hinter sich sagen, mit einem neckischen Ton in der Stimme. »Ich hätte nicht gedacht, dass er den Unfall eines Kameraden so schwer nimmt.«
    »Nein«, sagte Wito, und ging weiter. »Er wirkt normalerweise nicht so zart besaitet. Vermutlich fühlt er sich für Nidhogir verantwortlich. Verantwortung nimmt er ernst.«
    Tatsächlich grübelte Wito eher über seine eigene Verantwortung nach. Seine Patrouille hatte einen Gnom verloren. Wieso hatte er nichts davon bemerkt?
    Gut, es war ein überstürzter Rückzug gewesen. Unten am Berg hatten die Greife schon auf ihn gewartet. Die eigentümlichen Kreaturen, die sie lenkten, hatten Wito befohlen, seine beiden besten Späher auszuwählen und sie zu begleiten. Sie hatten zum sofortigen Aufbruch gedrängt. Trotzdem hätte Wito sich die Zeit nehmen müssen, seine ganze Schar zu sammeln und abzuzählen. Er war für seine Leute verantwortlich, und in dieser Pflicht hatte er versagt.
    »Vielleicht ist Darnamur doch

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