Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
ihm zu. »Das ist nicht gut. Vergiss deine Aufgabe nicht. Am Ende werden wir das Herz an uns bringen müssen, und niemand weiß, auf welchem Wege das geschehen wird.«
 
    Die Nacht draußen musste schon weit fortgeschritten sein, als sie endlich Rast machten. Doch dieses Draußen schien weit entfernt. So tief in den Höhlen blieb es den ganzen Tag über gleichmäßig kühl, es gab kein Licht außer dem, das sie selbst mitgebracht hatten, und die Luft war so rein, dass Darnamur nur den feinen Brandgeruch wahrnahm, der von dem Kampf mit dem Drachen noch in den Kleidern haftete.
    Sie waren tief unter dem Berg, und Darnamur war überzeugt, dass Werzaz längst die Orientierung verloren hatte. Er kannte den Weg vom Seiteneingang zur großen Drachenhöhle, und sie hatten inzwischen ein Vielfaches dieses Weges zurückgelegt.
    Das Gewölbe, in dem sie Rast machten, schien eine natürliche Höhle zu sein. Tropfsteine wuchsen einander entgegen und verbanden sich zu Säulen, die aussahen wie Stundengläser. Werzaz' letzte Fackel war heruntergebrannt, und ihnen blieb nur noch das Licht des Zauberers. Der Stab schimmerte wie durch Wasser, und wo das Licht nicht hinreichte, am Boden zwischen den breiten Sockeln der Tropfsteine, blieben dichte Tümpel aus Schwärze zurück.
    »Wir sind in der richtigen Gegend«, versicherte Werzaz. »Ich kann den schuppigen Herzräuber schon riechen. Wir müssen nur noch das richtige Loch finden, das in seinen Bau führt.«
    »Wir brauchen trotzdem eine Pause«, sagte Gulbert. »Das kleine Volk ist erschöpft und braucht Schlaf. Wenn wir den Drachen finden, wollen wir ihm nicht übermüdet entgegentreten.«
    »Pah. Die kleinen Madenschwänze brauchen die Peitsche. Dann laufen sie schon weiter«, befand Werzaz. Aber er legte sein Gepäck ab und richtete sich ein Lager ein, im Schutze zweier Stalagmiten, die zu einer Art Mauer verschmolzen waren.
    »Allerdings«, stimmte Sukan zu. »Ich weiß auch nicht, wozu wir diese abgebrochenen Zwerge mitschleppen müssen. Ein Drache ist eine Aufgabe für Krieger, nicht für Trollhappen.«
    »Wir sollten besser versuchen, das Herz von Grautaz zu stehlen, als es ihm mit Waffengewalt abzunehmen«, sagte Daugrula.
    »Gerade Ihr solltet nicht so versessen sein auf eine weitere Begegnung mit dem Drachen, Sukan«, fügte Gulbert hinzu. »Außerdem schadet ein wenig Schlaf uns allen nicht.«
    Sukan fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht, rieb sich die Wange und strich dann verlegen ein paar Haarsträhnen aus der Stirn, die unter dem Rand seines Helms hervorschauten. Die Brandwunden waren verschwunden, ohne Narben zu hinterlassen. Aber die Schatten an den Stellen, wo die Wunden gewesen waren, traten im Zauberlicht umso deutlicher hervor. Sukans Züge wirkten ausgezehrter, als Darnamur sie in Erinnerung hatte. Das mochte viele Gründe haben - die lange Reise, das fahle Licht in der Grotte ...
    Darnamur ging nicht aus dem Kopf, was Daugrula über das Drachenfeuer erzählt hatte. Zehrte der Fluch des Drachen weiter an dem Menschenfürsten, unter der nunmehr wieder makellosen Oberfläche?
    »Ich halte Wache, während ihr schlaft«, verkündete Werzaz. »Wer weiß, was für eine faulige Brut sich sonst noch beim Nest des Unkwitt festgesetzt hat.«
    »Ha, damit du uns im Schlaf die Kehle durchschneiden kannst?«, rief Sukan. »Das könnte dir so passen. Ich übernehme mit dir gemeinsam die erste Wache, Goblin.«
    »Hör zu, du Teigwanze«, erwiderte Werzaz. »Wenn ich euch die Kehle durchschneiden will, dann wirst du mich gewiss nicht aufhalten!« Er durchmaß die Höhle und verschaffte sich einen Überblick. Als Goblin bewegte er sich auch in der Finsternis sicher und war nicht auf den Lichtkreis des Zauberstabs angewiesen.
    Sukan blieb in der Nähe der Lichtquelle. Er warf einen missmutigen Blick auf den Stab, setzte sich auf einen Tropfsteinstumpf und legte das Schwert über den Schoß. Die anderen zogen sich zur Ruhe zurück, jeder in einen geschützten Winkel und die beiden verbündeten Gruppen streng voneinander getrennt.
    Darnamur streifte durch die Höhle, wie auf der Suche nach dem besten Platz. Dabei achtete er sorgfältig darauf, wo die anderen sich hingelegt hatten, und in einem unbeobachteten Augenblick versteckte er das Rasiermesser in einer kleinen Felsspalte. Schließlich suchte er sich eine abseits gelegene Nische, in der er sich ausstreckte.
    Immer wieder schrak er aus kurzem Schlummer hoch, blickte kurz auf und prüfte die Lage, schätzte die verstrichene

Weitere Kostenlose Bücher