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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Zeit ab. Bald war es still geworden, und nur fernes Plätschern hallte durch die Höhle, übertönte die Atemzüge der Schlafenden. Die Luft war so feucht, dass Darnamurs Kleidung sich schon bald klamm anfühlte.
    Nach ungefähr zwei Stunden wechselte er die Größe. Käfergroß eilte er durch die Grotte, vorbei an Stalagmiten und Wasserlachen, die für ihn nun beachtliche Tümpel waren.
    Darnamur blieb vorsichtig und hielt die Knochenklinge in der Hand, aber diese Höhle tief unter dem Berg war ohne Leben. Die einzige Gefahr hier waren feine Risse im Boden, die für den winzigen Gnom zu bedrohlichen Felsspalten wurden. Darnamur wich diesen Hindernissen aus oder sprang darüber, bis er einen verborgenen Winkel beim Lager der anderen erreicht hatte.
    Aus einer Kuhle ertönte lautes Schnarchen. Darnamur nahm wieder seine natürliche Größe an und hob das Rasiermesser auf, das er zuvor bei seinem Rundgang hier abgelegt hatte. Er klappte die Klinge auf, ging um den großen Kalksteinsockel herum - und vor ihm lag Gulbert, der Zauberer.
    Der alte Mann atmete laut und gleichmäßig und hielt den Zauberstab umklammert, den er neben sich an eine Steinsäule gelehnt hatte. Gulberts Hand zuckte im Schlaf. Vermutlich würde das leiseste Geräusch ihn hochschrecken lassen. Außerdem wachte Fürst Sukan gleich hinter dem nächsten Sims, nur zwei Schritte entfernt im Lichtkreis des schimmernden Stabes.
    Darnamur atmete flach und ruhig und kroch näher heran.
    Die graue schmutzige Robe breitete sich über den Boden um den Magier herum aus. Das blaue Licht sickerte über den Mann, und Darnamur sah die Flecken und Risse im Gewand. Die Klaue des Drachen hatte Spuren hinterlassen, als er Gulbert das Kästchen entrissen hatte, auch wenn Grautaz anscheinend nicht versucht hatte, den Zauberer zu töten.
    Darnamur verharrte und suchte die weite Kutte Zoll um Zoll mit den Augen ab. Schließlich bemerkte er einen feinen Umriss unter dem Stoff und streckte den Arm aus. Mit der Klinge erweiterte er einen schon vorhandenen Riss, griff in die verborgene Tasche hinein und zog etwas Schweres, Rundes hervor.
    Es war eine Metallscheibe, etwa so groß wie die beiden aneinander gelegten Hände des Magiers. Das Material sah aus wie dunkle Bronze.
    Darnamur war aufgefallen, wie oft der alte Zauberer an sein Gewand griff, wie er schützend die Hand auf etwas legte, was darunter verborgen war. Was mochte Gulbert so Kostbares am Leib tragen?
    Rasch zog sich der Gnom wieder hinter den nächsten Tropfstein zurück und betrachtete seine Beute. Die Scheibe bestand aus mehreren Ringen, die sich gegeneinander verdrehen ließen. Sie waren mit Symbolen verziert, die Darnamur nicht zu deuten vermochte. Die Scheibe wurde von einer Kordel umrandet, die an einer Stelle eine kleine Schlaufe bildete, und daran festgeknotet hing ein Metallstab.
    Darnamur kratzte sich am Kopf. Er konnte die Größe des Metalls nicht verändern und die Scheibe daher nicht in seiner kleinen Gestalt mitführen. Also schlich Darnamur von Deckung zu Deckung bis zum rückwärtigen Ende der Höhle. Unbemerkt erreichte er einen schmalen Spalt, zwängte sich hinein und ging ein gutes Stück tiefer in den Berg.
    Als der Gnom weit genug von der großen Höhle entfernt war, hielt er inne. Inzwischen war es so dunkel, dass selbst er nichts mehr sehen konnte. Die schwere Scheibe lag kalt in seiner Hand, und Darnamur tastete noch einmal über die mit Gravuren und Riefen übersäte Oberfläche. Er nahm den Metallstift und schlug damit sacht auf die Scheibe.
    Der Klang war unerwartet kraftvoll, und Darnamur zuckte zusammen. Ihn fröstelte.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ihm bewusst wurde, dass der Ton tatsächlich kaum zu hören gewesen war. Der Gong schlug rein und reich unter dem winzigen Klöppel, mit Untertönen, die Darnamur die Haare zu Berge stehen ließen und ihm eine Gänsehaut machten. Aber es war eine Vibration, die sich eher in seinen Knochen auszubreiten schien, die in seinem Inneren lebendig wurde - aber kaum mit den Ohren wahrzunehmen war.
    Es war ein fühlbarer Klang.
    Wie bei Baskon.
    Warum trug dieser verdammte Zauberer einen Gong in seiner Tasche, dessen Klang fast an jenes merkwürdige Summen, an jenes schwer zu benennende, Furcht einflößende Geräusch erinnerte, das immer mitschwang, wenn der Wardu da war?
    An jenen Ton, der - nach allem, was Daugrula erklärt hatte - durchaus der Wardu sein konnte?
    Darnamur erschauderte.
    Trug Gulbert etwa seinen eigenen Wardu in einem

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