Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
und Decke aufschimmern, als läge eine Schicht aus feinem polierten Glas darüber. Wito sah, wie Darnamur vor ihm mitunter den Finger über die Stollenwand gleiten ließ und prüfte, ob der Stein feucht war.
    »Du nennst mich pflichtbewusster als die Wichtel«, nahm er das Gespräch mit Chaspard wieder auf. »Aber auch ihr kämpft für die Freiheit eurer Völker.«
    »Ach.« Chaspard lachte. »Ich kämpfe für Gulbert, wenn man so will. Meine Sippe arbeitet schon lange für den alten Zauberer. Wir sind auf ... Bergungsarbeiten spezialisiert - beschaffen ihm alte magische Schätze und geheimes Wissen. Er nennt den Ort, wir holen es raus, und Gulbert bezahlt g ut .«
    Der Gang wurde breiter, und sie gelangten an die erste Gabelung. Werzaz verharrte nachdenklich, untersuchte den Boden, dachte laut über die Himmelsrichtungen nach und entschied sich dann für einen Weg.
    Es ging nun spürbar bergab, und es wurde merklich kühler. Die Wände waren stumpf und dunkel, aber die Decke über ihnen glänzte rosa. Es sah ein wenig aus wie Kerzenwachs, das im Zerfließen erstarrt war. Zwischen sanften Riffeln und Mulden sah Wito immer wieder Abdrücke wie von Muscheln und Flossen, Formen wie fremdartige Tentakel oder wie nacktes Geäst von winzigen Büschen und sternförmige Umrisse mit drei, fünf oder noch mehr Zacken.
    Das Licht des Zauberstabs lag auf dem perlmuttschimmernden Höhlendach wie Wasser, und Werzaz' zuckender Fackelschein schuf wogende Schatten und tanzenden Widerschein. Dieses Flackern ließ das in Stein gepresste Getier fast lebendig wirken, und Wito hatte das Gefühl, als würde er von unten auf einen See schauen.
    Der Gang nach dem Abzweig war erst sehr breit gewesen. Aber bald rückten die Wände wieder aufeinander zu, und die Decke senkte sich immer tiefer herab. Von Zeit zu Zeit kamen die Verbündeten durch geräumigere Höhlen und Kammern und Ausbuchtungen, in denen der Troll aufrecht gehen konnte, aber meistens musste er auf allen vieren kriechen. Schließlich gelangten sie zu einem Spalt, durch den sich selbst Menschen nur kriechend hindurchzwängen konnten. Daugrula bat um eine Pause.
    »Wir kriegen Gibrax da nicht durch«, stellte sie fest.
    »Das ist schade«, sagte der Zauberer. »Er wäre ein starker Kämpfer, wenn wir den Drachen ablenken müssen. Aber andererseits, allzu viel könnte er auch nicht ausrichten. Er führt nicht mal eine richtige Waffe.«
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte Daugrula. »Es könnte seine Gefühle verletzen, wenn wir ihn jetzt zurückschicken.«
    »Seine Gefühle verletzen?«, warf Werzaz ungläubig ein. »Er ist ein Troll!«
    »Ha!«, meinte Sukan zustimmend. »Seht ihr? Das weiß sogar ein Goblin!«
    Anerkennend schlug der Fürst mit der Armschiene gegen Werzaz' Fackel, und sie trugen sogleich eine Art Wettkampf im Armdrücken aus. Die beiden Krieger lachten und bedachten sich gegenseitig mit Schmähungen.
    Wito schaute sie an und schüttelte den Kopf. Er hatte geglaubt, die beiden würden einander an die Kehle gehen, sobald sie die Gelegenheit bekämen. Doch Sukan und Werzaz verstanden sich hervorragend und pflegten eine beinahe freundschaftliche Feindschaft.
    Perbias bemerkte Witos Blick und meinte leise: »Oh ja, mein Vater hatte ein Sprichwort ...«
    Chaspard unterbrach ihn gelangweilt. »Ja, ja - Menschen und Goblins kann man nur am Geruch unterscheiden, oder so ähnlich. Ich weiß. Ich hatte bereits ein paar Wochen lang Gelegenheit, elfischen Weisheiten zu lauschen.«
    Der Elf blickte beleidigt drein und schwieg.
    Daugrula zwängte sich zwischen den Gefährten hindurch, bis sie vor dem Troll stand. »Gibrax, du musst umkehren.«
    Gibrax nickte. Der schwache Schein von Stab und Fackel drang kaum noch bis zu ihm. Seine blaue Haut schien das Zauberlicht zu schlucken, und das kantige Gesicht war von Schlagschatten gezeichnet. Nur schwer ließ sich eine Regung ablesen. Aber der Troll wirkte nicht sonderlich betroffen von der Entscheidung.
    »Gibrax geht in Berge«, sagte er.
    »Ja«, bestätigte Daugrula. Sie ließ ihn den Gang zurückkriechen, bis zu einer Kammer, wo er sich aufrichten konnte. Leise redete sie auf ihn ein. Wito schlenderte hinterher und versuchte zu lauschen, aber Daugrula konnte ihre Stimme fast unhörbar werden lassen. Er sah nur, wie der Troll immer wieder nickte und mitunter zustimmend brummte.
    Als Gibrax schließlich in der Dunkelheit verschwunden war, wandte Daugrula sich Wito zu. »Du verbrüderst dich mit diesen Wichteln«, flüsterte sie

Weitere Kostenlose Bücher