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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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kroch über den Boden und formte sich neu. Er versuchte nicht, die verlorene Substanz zu ersetzen. In etwas kleinerer Gestalt erhob er sich, mit neuen Waffen in der Hand, gerade als der Drache wieder über ihm war.
    Grautaz stürmte heran, ein tobender Koloss und außer sich vor Zorn. Er schlug die Zähne in Baskons Leib und riss ihn hoch und schüttelte ihn. Das eigene Gewicht zerrte an der Kraft des Wardu, und er fühlte einen ziehenden Schmerz. Mit dem goldenen Schwert hieb er gegen den Unterkiefer des Drachen, doch es war, als würde er auf einen Felsen schlagen.
    Mit seinen Klauen hobelte Grautaz goldene Späne aus Baskons Leib. Da ließ der Wardu seinen Körper ein wenig nach, und wie ein goldener Tropfen rann er aus dem Drachenmaul, klatschte auf den Boden und wurde im selben Augenblick wieder fest.
    Er schleuderte einen Speer, der sirrend gegen Grautaz' Brust schlug und abprallte.
    Baskon versuchte, einem Prankenhieb auszuweichen, aber er war zu langsam. Er flog durch die Höhle, gab freiwillig Substanz ab und fühlte sich zunehmend verzweifelt: Er brauchte mehr Masse, um gegen den Drachen zu bestehen, doch er musste auch schneller werden - was er nicht konnte, solange sein Leib zu schwer war.
    Aber er war ein Wardu! Er musste mehr erreichen!
    Er stand auf und schleuderte einen Speer auf den anstürmenden Unkwitt. Grautaz bog den Kopf zur Seite, und das Geschoss schrammte über seine gepanzerte Nase und verschwand im Höhlendämmer. Wieder schlug der Unkwitt seine Zähne in Baskons Brust.
    »STIRB ENDLICH!«, knurrte er tief in seiner Kehle. Feuer begleitete seine Worte und erfasste Baskon, der erneut aufglühte und erstrahlte. Doch er bestand nur noch aus Gold, und die Flammen richteten nichts aus.
    »Ich kann nicht sterben«, rief er. »Ich bin der Stahl, der zum Leben erwacht ist ...« Er verstummte, hielt inne und setzte neu an, während der Drache die Klauen in seine Beine grub: »Ich bin dein Gold, das sich gegen dich wendet!«
    Und Baskon hob den Arm und stieß einen langen Spieß, den er plötzlich an seiner Hand gebildet hatte, in das Auge des Drachen.
 
    Wito streckte vorsichtig die Hand nach der Nachtalbe aus, doch er zögerte, sie zu berühren. Da bemerkte er, dass ihre Augenlider sich bewegten.
    »Daugrula?«, hauchte er. »Ihr lebt!«
    »Geh fort, Gnom«, flüsterte die Nachtalbe. »Das Drachenfeuer hat mich gezeichnet.«
    Wito fasste ihren linken Arm, der vom Ellbogen abwärts unversehrt schien. Er zog daran. »Ich bringe Euch hier heraus«, sagte er. »Könnt Ihr aufstehen?«
    »Es ist zu spät«, murmelte Daugrula. Sie blieb schlaff auf dem Boden liegen. »Geh, solange der Drache abgelenkt ist. Du musst dich um das Kästchen kümmern.«
    »Gulbert hat es!«, rief Wito verzweifelt. »Werzaz ist mit den anderen gegangen, aber er ist so dumm. Sie werden ihn übertölpeln, noch ehe sie die Katakomben verlassen, und dann ist Leuchmadans Herz wieder in ihren Händen. Und Darnamur ist bei dem Drachen - wenn er überhaupt noch lebt. Wir brauchen Euch!«
    Sie versuchte, sich auf die Füße zu stemmen, aber die Kräfte verließen sie. Sie taumelte ein paar Schritte auf den Seitengang zu, und Wito stützte sie, so gut er konnte. Balgir umklammerte ihre Beine und ließ sich mitziehen. Er wimmerte und winselte. Vom anderen Ende der Halle erklangen donnernde Schläge, als würde der Berg über ihnen einstürzen.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Wito. »Wir müssen hier raus! Ich weiß nicht, was der Unkwitt dort anstellt.«
    »Dann geh allein«, stieß Daugrula keuchend hervor, aber sie kämpfte sich weiter. Sie schleppten sich bis zum Rand der Höhle, da schälte sich eine kleine Gestalt vor ihnen aus dem Dunst.
    »Darnamur!«, rief Wito. Aber es war Chaspard.
 
    Baskon legte all seine Kraft in den Stoß und verstärkte den Speer mit allen Schwingungen seiner Seele. Aber das Auge des Drachen war hart wie Stein, und die Spitze drang nur wenige Fingerbreit in die Pupille. Dort steckte sie fest, umgeben von einem Netz milchiger Sprünge. Grautaz bäumte sich auf.
    Sein Auge war trüb wie ein blind gewordener Spiegel, das Rot darunter ausgelöscht. Doch mit der Pranke fegte der Unkwitt den Spieß aus der Kerbe, ein goldenes Flimmern zeigte sich an den Rissen, und die Wunde heilte.
    Baskon drang erneut auf den Drachen ein. Mit der Linken schleuderte er kleinere Geschosse gegen Grautaz' Kopf, während er mit der Rechten das Schwert schwang und nach einer Lücke zwischen den Schuppen suchte.
    Grautaz raste.

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