Gefährten des Zwielichts
mit dem Hort, zum toten Ende dieser Sackgasse, als wäre Leuchmadans Zorn selbst ihm auf den Fersen.
Es knackte und rieselte noch ein wenig, als der Fels sich setzte. In der winzigen Felskammer war es so dunkel, dass selbst Wito nichts mehr sehen konnte. Nur sein Raumgefühl verriet ihm, wo seine Begleiter sich befanden.
Er hörte Chaspard in der Finsternis hantieren, dann sprang ein kleiner Funke auf, und der Wichtel entzündete eine winzige Öllampe. Sie sahen sich um, Chaspard auf der einen Seite, Wito auf der anderen. Sie waren eingeschlossen.
»Könnt Ihr uns herausbringen?«, wandte Wito sich an Daugrula.
Daugrula verzog die Lippen zu einem schmerzlichen Lächeln. Sie rutschte ein wenig mit dem Rücken an der Felswand hoch und verharrte in halb sitzender Stellung. Der Schein der kleinen Flamme spiegelte sich in ihren dunklen Augen.
»Ich kann nicht einmal mir selbst helfen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum ihr mich überhaupt aus der Höhle geholt habt.«
»Ja«, sagte Chaspard und schaute auf den eingestürzten Gang. »Jetzt, im Nachhinein, fragt man sich das.«
Wito warf dem Wichtel einen missbilligenden Blick zu. Dann wandte er sich wieder an Daugrula. »Ihr habt diesen Menschen geheilt, Sukan. Könnt Ihr nicht auch Eure eigenen Brandwunden verschwinden lassen?«
Bei der Bewegung seiner Herrin war auch Balgir wieder erwacht. Das Taschentier war übel zugerichtet. Unter einer Schicht von Asche lag verbranntes Fleisch, aus dem geschwärzte Knochen herausragten. Vom Nacken den halben Rücken hinab hatten die Flammen den Echsenleib gezeichnet, und eine schwarze, ölige Flüssigkeit rann aus der Wunde.
Die Echse wimmerte, löste sich von Daugrulas Bein und kroch an der Nachtalbe empor. Daugrula legte Balgir die Hand auf den Kopf und gab einige beruhigende Laute von sich. Ihr Gesicht wirkte müde.
»Ich kann die Brandwunden heilen, aber nicht die tieferen Verbrennungen des Drachenfeuers. Wenn ich die körperlichen Wunden beseitige, drücke ich das Unheil nur in meine Seele, in mein Schicksal - ich werde viel tiefer gezeichnet sein, als die Narben an meinem Leib mich zeichnen könnten.«
»Aber bei Sukan war Euch das egal?«, mischte Chaspard sich ein.
Daugrula blickte zu ihm auf. »Es konnte nicht zu meinem Schaden sein, wenn ein Fluch seine Taten ins Gegenteil verkehrt, seine Wünsche zunichte macht und ihn ins Unglück stürzt. Vermutlich ist es nicht sein Herzenswunsch, uns zu helfen. Der Fluch hätte uns also sogar nützlich sein können. Aber wenn ich bei mir nun dasselbe täte, um euch zu helfen, wäre das weder in meinem noch in eurem Sinne.«
Balgir wimmerte lauter und legte matt den Kopf auf den Bauch seiner Herrin. Unter Daugrulas Berührung schuppte Asche und totes Gewebe von dem Echsenleib ab, und darunter zeigte sich frische, unversehrte Haut. Die Wunden schlossen sich. Dann strich Daugrula über Balgirs Nackenkamm, und im Nu wurde er schlaff. Er formte sich zu einem länglichen Lederschlauch mit Schnallen an beiden Enden.
»Lebe wohl, Balgir«, flüsterte Daugrula und ließ die Arme sinken. Die Tasche rutschte von ihrem Schoß und blieb auf dem Boden liegen - makellos, aber nichts weiter als ein toter Gegenstand.
Wito schaute auf das Ding, das kurz zuvor noch ein Tier gewesen war. »Habt Ihr Balgir geheilt?«, fragte er. »Aber der Fluch!«
Um Daugrulas Mundwinkel lag der ironische Zug, der so typisch für sie war. »Sei nicht dumm, Gnom«, sagte sie. »Das ist nur eine Tasche. Sie kann beschädigt werden, aber ein Fluch darauf wäre doch zu lächerlich.«
Wito sprach hastig weiter: »Ihr solltet Euch um Eure Wunden genauso kümmern. Selbst wenn Ihr unter einem Fluch steht, sind wir mit Euch besser dran als ohne Eure Hilfe. Wir sitzen hier fest, und ich wüsste nicht, was ich ohne Euch ausrichten sollte.«
»Ich habe euch Gnome nie unterschätzt.« Daugrula lächelte. »Ihr werdet eure Aufgabe erfüllen. Wären die Dinge anders verlaufen, hätte ich euch womöglich in meine Dienste genommen. Aber so ... werdet ihr allein weitergehen müssen.«
Wito suchte nach Worten, aber ihm fiel nichts mehr ein. »Gnome sind keine guten Hausdiener«, antwortete er einfach und versuchte, seiner Stimme einen leichten Ton zu geben.
»Darnamur hätte ich womöglich lieber in anderen Häusern beschäftigt«, bestätigte Daugrula. Winzige weiße Zähne blitzten im Rot ihres Mundes auf. »Aber ich bin mir sicher, ich hätte viele geeignete Plätze für ihn gefunden.« Dann wandte sie sich dem
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