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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Wichtel zu: »Du weißt, dass euer Zauberer Gulbert den Elfenkönig verraten hat?«
    Chaspard zuckte die Achseln. »Gulbert meinte, wir würden es niemals schaffen, das Kästchen vom Drachenhort zum Ausgang zu bringen. Deshalb wollte er Perbias opfern, um den Drachen abzulenken und in Sicherheit zu wiegen. Gredin und ich sollten uns in der Nähe bereithalten.«
    »Und so einem Anführer vertraust du?«, fragte Wito fassungslos. »Wenn er seinen Kampfgefährten verrät, kannst du das nächste Opfer sein!«
    Chaspard blickte zur Seite. »Das ist etwas anderes. Der Zauberer hat seine eigenen Pläne, und wer weiß, was der Elfenkönig ihm bedeutet. Aber meine Familie arbeitet schon seit drei Generationen mit Gulbert zusammen, und beide Seiten haben ihren Nutzen daraus gezogen. Wir sind wichtig für ihn. Er würde mich nicht so hintergehen.«
    »Ihr arbeitet für ihn - als Diebe!«, stellte Wito fest.
    »Das ist meine Profession«, erwiderte Chaspard. »Ich habe nie etwas anderes behauptet. Und was machst du? Wir gehen beide unserer Arbeit nach und stellen nicht viele Fragen, wenn es um die Taten und die Beweggründe der Großen geht. Das ist nicht gut für unsereinen.«
    »Ich kämpfe für mein Volk!«, widersprach Wito. »Für alle Völker der Grauen Lande.«
    »Für den Goblin?« Chaspard grinste. Seine Zähne funkelten im Lampenschein. »Der war dabei, als wir den ›Verrat‹ an Perbias planten. Er sollte darauf achten, dass wir euch nicht verraten - aber gegen den Tod des Elfenkönigs hatte er nichts einzuwenden. Der Plan gefiel ihm sogar. Gulbert hat das schon vorher gewusst. So laufen die Spiele der Großen nun mal, und eure Goblins und Nachtalben würden jederzeit dasselbe tun. Also, schweig mir davon. Wir haben jetzt andere Schwierigkeiten.« Er wies in Richtung des eingestürzten Gangs.
    Daugrula nickte und hob den Arm. »Gut. Gulberts Verrat ist also bekannt. Das war die eine Sache, die ich noch sagen wollte. Die andere betrifft nur Wito und mich. Du gehörst nicht zu uns, Wichtel, also zieh dich zurück.«
 
    Darnamur erreichte die große Höhle, außer Atem, aber unbeschadet. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr sich der Ort verändert hatte. Von dem großen Hort war kaum etwas geblieben. Die Schätze lagen in der ganzen Halle verstreut, und viele wertvolle Kleinodien waren zerschlagen. An manchen Stellen glitzerten die Splitter von Rubinen und Smaragden, von den Pranken des Drachen zu farbigem Sand zertreten.
    Es war düsterer geworden. Das brennende Gold war erloschen, nur hier und da leuchteten noch einzelne Münzen im Drachenfeuer und funkelten am Boden wie geisterhafte Kerzen. Staub und Rauch dämpften das diffuse Leuchten in der Luft. An vielen Stellen hatte der Dunst sich schon gehoben, nur vereinzelt ballten sich dichtere Schwaden, die durch den Raum krochen wie lebende Schatten.
    Der Boden war überall aufgerissen und von Spalten durchzogen. Auch wenn die große Kluft, die einen Teil des Schatzes verschlungen hatte, inzwischen wieder zugeschüttet war, wirkte der Grund trügerisch. Durch die vielen Risse hörte Darnamur das Wasser in der Tiefe rauschen. Auch die Höhlenwände waren nicht unbeschadet geblieben. Der Unkwitt hatte durch die Masse seines Leibes oder mit kraftvollen Schwanzhieben große Scharten in den Fels geschlagen und das Geröll weit in der Höhle verteilt. Die hohe Decke verschwand in der Dunkelheit, hinter Nebeln von schillerndem Qualm, aber angesichts der schweren Tropfsteine, die den Boden bedeckten, konnte es dort oben nicht besser aussehen.
    Darnamur hoffte nur, dass der Berg nicht über ihm einstürzte.
    Er rannte an der Wand entlang weiter. Sein Unbehagen blieb, auch wenn Darnamur nicht genau sagen konnte, woher es rührte. Er suchte im Schatten von Vorsprüngen oder hinter frisch losgetreten Steinhaufen nach weiteren Zugängen zur Höhle, nach einem Fluchtweg. Der Gang, den Werzaz für sie gefunden hatte, konnte doch nicht der einzige gewesen sein.
    Er wollte schauen, ob von dem geheimen Stollen zumindest noch so viel übrig war, dass er sich in kleiner Gestalt hindurchzwängen konnte. Doch bei all dem Geröll am Boden und an der Wand hatte er Mühe, den Zugang überhaupt wiederzufinden - und ihm blieb keine Zeit zum Suchen.
    Aus den Augenwinkeln erblickte Darnamur eine Bewegung. Grautaz kam zurück!
 
    Chaspard zog sich gehorsam in den äußersten Winkel des kleinen Hohlraums zurück. Daugrula winkte Wito näher zu sich, so nah, dass er ihre verbrannte Haut riechen

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