Gefährten des Zwielichts
Er sprang durch die Höhle und schlug wild mit dem Schwanz um sich. Steinbrocken hagelten durch die Luft. Baskon verlor an Substanz. Sein goldener Leib wurde wieder zu einer Rüstung, hohl im Inneren und nur noch so groß wie ein Mensch. Das machte den Wardu flinker. Geschickt wich er den Angriffen des Drachen aus und versuchte wieder, seine Augen zu treffen, nach der Zunge zu schlagen oder nach irgendeinem anderen Körperteil, das weniger gepanzert wirkte.
Der Kampf wogte von einer Seite der Grotte zur anderen. Immer wieder hieb Grautaz gegen die Felswände. Tropfsteine prasselten von der Höhlendecke, gefolgt von Felsbrocken und Teilen der Wand. Der beißende Qualm ballte sich zu dichten Schwaden, und der Hort war überall verstreut. Bei jedem Schritt trat der Drache seine Schätze und Trophäen unter den Pranken platt.
Baskon musste zurückweichen, bis in den vorderen Teil der Höhle. Und schließlich drängte Grautaz ihn durch den Hauptzugang nach draußen.
Wito blickte den Wichtel überrascht an. »Du bist zurückgekommen, um uns zu helfen?«, fragte er fassungslos.
Chaspard schaute ebenso überrascht drein wie der Gnom und schüttelte den Kopf. Dann verzog er den Mund zu einem gequälten Lächeln und streckte Daugrula die Hände entgegen. »Nein«, sagte er. »Eigentlich habe ich kehrtgemacht, um nach Gredin zu suchen. Gulbert ist mit dem Kästchen zufrieden, aber Gredin war schon so lange mein Gefährte - ich werde ihn nicht bei dem Drachen zurücklassen. Habt ihr Gredin gesehen? Was soll's. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch euch beiden helfen. Ihr habt's genauso nötig, scheint mir.«
Behutsam fasste er unter Daugrulas anderen Arm, der viel schlimmer zugerichtet war. Die Nachtalbe unterdrückte einen Aufschrei. Aber mit der Hilfe des Gnoms und des Wichtels kam sie schneller voran, und bald waren sie bei dem Gang, durch den sie in die Drachenhöhle eingedrungen waren.
»Wir bringen sie in Sicherheit, dann kehre ich mit dir zurück, um nach deinem Freund zu suchen«, versprach Wito. »Ich habe auch noch einen Gefährten in der Halle. Der Unkwitt hat ihnen den Weg abgeschnitten.«
Chaspard nickte. »Das habe ich gesehen«, sagte er.
Sie ließen die große Grotte hinter sich. Daugrula atmete schwer. Balgir war inzwischen verstummt, aber wann immer der tobende Drache kurz verstummte, konnte man seine zischenden Atemzüge hören. Er ringelte sich um Daugrulas Bein und presste den Kopf an ihren Oberschenkel.
»Noch ein Stück«, sagte Wito, und sie zogen die verwundete Albe tiefer in den Gang. Das Donnern des Drachen kam näher. Wito blickte beunruhigt zurück in die Höhle. »Tiefer in den Gang«, flüsterte er.
Es wurde dunkel um sie. Ein gewaltiger Leib schob sich vor den Zugang. Die Wände des Ganges wankten.
»Leuchmadans Gnade«, rief Wito. »Weiter!«
Sie zogen und zerrten Daugrula weiter, zwängten sich um Biegungen, krochen unter Überhängen hindurch. Der Boden erzitterte unter den Tritten des Drachen. Ein Knirschen tönte aus dem Fels.
Über ihnen taten sich Risse auf, Staub und Steine rieselten herab. Und dann gaben die Höhlenwände nach. Mit einem einzigen Ächzen sackte hinter ihnen der ganze Gang ab, und die Öffnung schloss sich, als hätte es sie nie gegeben. Staub quoll durch den Schacht, und an den Seiten sackte Stein nach. Die Brocken von der Decke wurden größer. Plötzlich kreischte Balgir wieder und schlug mit dem Schwanz um sich. Ein dumpfes Dröhnen drang aus dem Gestein, als würde ein Riese den ganzen Berg als Trommel gebrauchen.
»Dorthin! Dorthin!«, rief Wito.
»Wohin?«, fragte Chaspard.
Gemeinsam stolperten sie bis zu einem kurzen Abschnitt, wo der schmale und unregelmäßige Schacht eine fast gewölbeartige Decke hatte. Wito hatte richtig gesehen: In diesem Teil waren kaum Risse, und der Gang wirkte stabil.
Aber um sie herum prasselten immer größere Gesteinsbrocken herab. Felsen rollten in den Stollen und trafen ihre Füße, so dass die drei sich gegen die Wand pressten und verzweifelt auswichen. Mehr und mehr Gestein rutschte nach, türmte sich auf.
Dann wurde es still.
15. K APITEL:
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