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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Gegner her, den er gegen die Sonne nicht mehr ausmachen konnte. »Ich bin Werzaz, und du bist geschlagen!«
    Dann stützte er wieder die Hände auf die Knie und atmete dreimal tief durch. Das Pferd neben ihm schnaubte kurz und krampfartig in den flockigen Staub, der mit dem Speichel aus den Nüstern zu einem grauen Brei verklebte. Werzaz tat einen Schritt auf das Tier zu, zog den Speer aus dem Rücken und stieß ihn dem Pferd dreimal in die Brust. Die Atemzüge erstarben, und die Flanke sank herab.
    Werzaz zog die Waffe heraus, setzte mit der Kante der Speerspitze einen tiefen Schnitt in den Pferdehals und trank das Blut, das hervorquoll. Als der Strom verebbte, riss der Goblin mit Zähnen und Eisen einen Streifen Haut ab und labte sich an dem warmen Fleisch darunter.
    Auf seiner Wanderung zur Sternenklippe hatte er gedarbt. Aber das Blut und das Fleisch von Sukans Ross würden ihm Kraft geben, würden seine Wunden schneller heilen lassen und ihm helfen, sein Ziel zu erreichen: Daugazburg oder irgendwann vorher eine Patrouille.
    »Danke für die Wegzehrung, du Knecht«, knurrte er ins Leere. »Du hast mich nicht aufgehalten, Sukan. Nicht in der Drachenhöhle, nicht hier. Lauf in die Wüste und brenne, hörst du mich?«
    Dann wandte er sich wieder dem Mahl zu und hörte nicht auf, bis sein Wanst ihm schwer herabhing und fast in die Kniekehlen drückte. So erhob er sich wieder und setzte wankend den Weg fort. Den Speer hielt er fest in der Hand - endlich war er wieder bewaffnet und ein Krieger; auch wenn der hölzerne Schaft ihm im Augenblick mehr als Krücke diente.
 
    Baskon führte sie die Stufen hinunter und durch in den Fels getriebene Kammern, die gewaltig waren, verwinkelt und verschachtelt. Es ging unentwegt bergab. Das spärliche Licht vom Eingang blieb bald hinter ihnen zurück. Gnome waren an Dunkelheit gewöhnt, und Wito erahnte genug von seiner Umgebung, um nicht gegen eine Wand zu laufen oder in eine der Spalten zu stürzen, die sich unvermittelt vor ihnen auftaten. Aber er hätte nicht zu sagen vermocht, ob die Gänge und Gewölbe um sie her verfallen wirkten oder eine gewisse Pracht ausstrahlten.
    Der Wardu fand den Weg, als wäre er hier aufgewachsen. Er zögerte nie, sondern bog mal hierhin, mal dorthin ab, und es war klar, dass er ein Ziel vor Augen hatte. Nun, rief Wito sich ins Gedächtnis, der Wardu hat keine Augen. Also bedeutete die Dunkelheit ihm nichts.
    Unterwegs kamen sie durch Kammern, in denen alte Waffen lagen, Werkzeuge, Truhen und Ausrüstung. Das Scheppern und Scharren hallte von den Wänden wider, wenn der Wardu Stahl aufnahm und in seinen Leib einfließen ließ. Wito spürte, wie sein Begleiter an Größe und Substanz gewann.
    Ein Summen breitete sich um ihn aus. Wito spürte es tief in den Eingeweiden. Mit jedem Schwert, mit jedem Hammerkopf, den Baskon aufhob, wurde es kräftiger. Wito glaubte, Stimmen darin zu hören. Er verstand nicht, was sie sagten, aber wenn er sich darauf konzentrierte, haschten sie nach seinen Gedanken, setzten sich darin fest und nagten an ihm. Furcht kroch in seine Seele.
    Unwillkürlich blieb der Gnom zurück.
    Baskons Ausstrahlung war so stark wie früher, und seine Schwäche war vergangen. Schlimmer noch: Nie zuvor war der Gnom mit dem unheimlichen Geschöpf aus lebendigem Metall auf so engem Raum zusammen gewesen, dicht an dicht, allein. Ihm war, als wäre die Einsamkeit eine Leere, die der Wardu ausfüllen konnte und von der er sich nährte. Die Felsen ringsum warfen Baskons Aura zurück, und Wito schien der einzige Punkt zu sein, in dem sie sich sammeln konnte.
    Aber Wito senkte den Kopf und drängte voran, dichter an seinen Anführer. Er wollte nicht zurückbleiben, denn er traute dem Wardu nicht. Baskon hatte zu viele Fehler gemacht, und ihre Mission war zu wichtig, um sie einem überheblichen Krieger zu überlassen, so kraftstrotzend und erfüllt von Magie dieser auch sein mochte. Wito war entschlossen, in Baskons Gegenwart nicht klein beizugeben.
    Je tiefer sie kamen, umso heller schien es zu werden. Plötzlich war genug Licht da, dass der Gnom seine Umgebung sehen konnte, grau in grau und verschleiert. Baskon war ein verwaschener Fleck vor ihm im Gang. Schwarze Schatten wallten von ihm fort wie ein Mantel. Die Wände waren glatt, aber schmucklos; spitz zulaufende Gewölbebögen trafen sich hoch über Witos Kopf.
    Der Gnom sah sich um. Das Licht schien von überall her auf ihn einzuströmen, wie in der Drachenhöhle, und doch anders. Es war so,

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