Gefährten des Zwielichts
magisches Herz ist ein Gegenstand, der die Lebensenergie seines Besitzers trägt und ihm mancherlei zauberische Fertigkeiten verleiht. Viele Zauberer fertigen sich ein solches Artefakt, aber natürlich ist jenes, welches Leuchmadan geschaffen hat, besonders mächtig.«
»Habt Ihr auch ein magisches Herz?«, fragte Skerna. »Ihr seid eine Zauberin.«
Daugrula schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ein magisches Herz ist den Mächtigen vorbehalten, seine Erschaffung erfordert besondere Kräfte und Fähigkeiten. Wenn wir unseren Auftrag vollenden, wird mir womöglich die Macht verliehen, eines zu erschaffen.«
»Warum?«, wandte Darnamur ein. »Ich meine, was für Vorteile bringt Euch das? Ihr seid doch jetzt schon eine mächtige Zauberin.«
»Danke«, bemerkte Daugrula mit gekräuselten Lippen. »Diese Worte, aus dem Mund eines Gnoms, bedeuten mir sehr viel. Nun, ein magisches Herz bietet viele Vorzüge, weswegen jedes magische Geschöpf von Rang eines begehrt. Doch am bedeutsamsten ist der Schutz, den es vor Leuten mit schnellen Dolchen gewährt: Solange das magische Herz die Lebensenergie seines Schöpfers bewahrt, wird dieser nicht sterben. Seine Wunden schließen sich von selbst, und sogar sein toter Leib wird stets wieder erwachen, solange das Herz an einem sicheren Ort geborgen ist.«
»Womit wir wieder bei der entscheidenden Frage wären«, stellte Wito fest. »Die Elfenfestung Keladis kann man wohl kaum als sicheren Ort für Leuchmadans Herz bezeichnen. Warum also haben seine Feinde es nicht zerstört, wenn sie Leuchmadan damit schaden können?«
»Oho, kleiner Gnom«, erwiderte Daugrula. Sie lächelte nun offen, und in der heranziehenden Morgenröte schimmerten die feinen Zähne blutig rot in ihrem Kindergesicht. »Was weißt du schon, an welchem Ort Leuchmadans Herz am sichersten geborgen wäre? In Daugazburg, meinst du? Selbst in den alten Tagen hat Leuchmadan diesen kostbaren Schatz nicht in der Hauptstadt verwahrt. Und wer weiß: Vielleicht gibt es anderswo Leute, denen noch mehr daran gelegen wäre als den Elfen, Leuchmadans Herz ein Leid anzutun.«
»Bei mir wäre es jedenfalls sicher«, behauptete Werzaz. »Mein Leben für Leuchmadan! Ich werde sein Herz behüten und in seine Hände legen, auch wenn alle fahlhäutigen Steinhaushocker von hier bis zu den Grauen Landen es mir wieder entreißen wollen!«
»Nun, erst müssen wir es erringen«, sagte Daugrula. »Ich beschreibe es euch, so gut ich kann. Also, hört gut zu, ihr Gnome!
Leuchmadans Herz ist in einem kleinen Kästchen geborgen. Das Behältnis glänzt wie Silber und ist mit kunstvollen Ornamenten bedeckt.« Mit den Händen maß sie eine Größe ab, die vage dem Kopf eines Gnoms entsprach. »Dieses Kästchen ist der Grund, weshalb die Elfen und die Menschen und die übrigen Feinde Leuchmadans sein Herz nicht zerstört haben. Denn es lässt sich nicht öffnen, und es wurde in Leuchmadans geheimen Werkstätten mit dem Blut der Grauen Lande gehärtet.
Diese gewaltige Magie macht das Metall unzerstörbar. Nur die Quelle des Blutes könnte die Schatulle auflösen und das magische Silber weich und geschmeidig machen. Aber die Quelle des Blutes liegt in unserer Heimat, und sie ist geheim und für Leuchmadans Feinde nicht zu erreichen. Daher ist Leuchmadans Herz selbst in den Händen seiner Gegner vollkommen sicher.«
»Gut«, befand Werzaz. »Ich hoffe, die Schweine ersticken vor Arger darüber. Dann können wir das Herz einfach aus ihrer Festung holen und zurückkehren.«
»Ich fürchte, ganz so einfach wird es nicht«, sagte Daugrula. »Die Macht, die in dem Kästchen steckt, ist auch ein Grund, warum unsere Gegner bisher nichts unternommen haben, um Leuchmadans Herz zu zerstören. Leuchmadans Herz liegt in dem Behältnis, und über das Herz kann Leuchmadan alle Macht kontrollieren, die es aufgenommen hat. Aber unsere Feinde hoffen, selbst die Herrschaft über das Kästchen an sich reißen zu können.
Ihr müsst verstehen: Das Kästchen ist beständig mit der Quelle des Blutes verbunden, daher zehrt es an der Lebenskraft der Grauen Lande. Die Macht, die es dabei in den letzten Jahrhunderten aufgenommen hat, muss unvorstellbar sein. Wer auch immer diese Macht kontrolliert, beherrscht die Grauen Lande - und womöglich noch viel mehr. Jeder König der Elfen, oder auch der Menschen oder der Zwerge, könnte mit diesem Kästchen zum König aller Völker werden.«
»Die Grauen Lande sind öd und wüst«, sagte Wito nachdenklich. »Ich habe die
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