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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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den Abgrund zu rollen.
    Da schlug krachend ein riesiger Fuß neben ihm auf die Stufe, und der winzige Gnom wurde in die Luft geschleudert. Darnamur ruderte mit den Armen und suchte nach Halt, da hob der Mann den anderen Fuß, und das federnde Holz schlug dem Gnom entgegen, als der wieder auf die Stufe prallte. Der Schlag raubte ihm fast den Atem.
    Keuchend grub Darnamur die Finger in einen Riss des Brettes und hielt sich fest, während er von der vibrierenden Stufe fast in den Abgrund geschüttelt wurde. Darnamur sah, wie sich die gewaltige Ferse des Bitaners hob und der Mann weiter hinunterstieg.
    Während er noch um sicheren Halt kämpfte, zog ein Grinsen über sein Gesicht. Wenn er sich jetzt groß machte, konnte er womöglich den Fuß packen und den Mann zu Fall bringen. Der Bursche würde die Treppe hinunterrollen, ohne seinen Angreifer auch nur zu sehen. Vermutlich würde er nicht einmal etwas von dem tückischen Angriff ahnen, sondern einfach glauben, er wäre gestolpert.
    Aber, nein. Das würde nur die Aufmerksamkeit der anderen Bitaner auf die Treppe lenken. Und wer wusste, ob er unentdeckt bliebe, wenn er jetzt die Größe änderte? Skerna hätte sich die Gelegenheit zu einem solchen Streich niemals entgehen lassen. Aber das würde seinen Auftrag gefährden.
    Er wartete einen Augenblick, bis der Mensch noch ein paar Stufen hinuntergegangen war. Die Schwingungen auf der Treppe hatten inzwischen nachgelassen, so dass Darnamur wieder stehen konnte. Er spähte zu dem Bitaner hinüber, aber er sah keine Schlüssel in dessen Hand.
    Entweder hatte der Mensch sie eingesteckt, oder er hatte sie oben abgelegt, irgendwo hinter dieser Tür. Darnamur dachte nach. Es mochte schwer werden, dem Mann weiterhin zu folgen. Aber welchen Sinn hätte der Gang ins Obergeschoss gehabt, mit den Schlüsseln zu Gibrax' Ketten in der Hand, wenn der Bitaner diese Schlüssel nicht dort irgendwo hingebracht hatte?
    Darnamur wartete ab, bis die Schritte auf der Treppe verklangen. Dann machte er sich vorsichtig wieder groß, vergewisserte sich, dass keiner der Menschen unten auf ihn aufmerksam geworden war, und schlich weiter die Treppe hinauf.
 
    Strentor bewohnte ein Zimmer im »Grünen Mann«, demselben Gasthaus, in dem auch Wito und seine Freunde untergekommen waren. Seine Kammer war noch kleiner als die der Gefährten und wirkte wie gewaltsam in den Winkel gepresst.
    Die Deckenbalken waren so niedrig, dass Strentor den Kopf einziehen musste, und sie sahen so zerfressen und verkohlt aus, als wären sie nach einem Hausbrand gerettet und wieder eingesetzt worden. Die winzigen Fenster waren so schmal wie die Luken eines Taubenschlags, und außer dem Bett gab es nur noch einen dreibeinigen Hocker mit einer eisernen Waschschüssel darauf.
    In seinem Zimmer angekommen, setzte der fürstliche Bote sich gleich aufs Bett und zog die Stiefel aus. Diesen Augenblick nutzten Wito und Skerna, um abzuspringen, über die Bettdecke zu laufen und sich am Fußende der Matratze in Sicherheit zu bringen.
    Skernas Finger spielten mit dem Seil, das sie sich um den Körper gewickelt hatte. »Was meinst du?«, fragte sie. »Wollen wir dem Burschen ein paar von seinen Bettwanzen wegfangen und sie zureiten?«
    »Ich hoffe, die Wanzen treiben ihn gleich wieder nach draußen, damit er uns doch noch dahin bringt, wo die Schlüssel sind«, erwiderte Wito.
    Skerna zuckte die Achseln. »Gib es auf. Ist eben schiefgelaufen. Der Kerl bringt uns nicht weiter, und wir müssen auf eigene Faust weitersuchen.«
    Strentor ließ mit einem Ächzen den Waffengurt zu Boden fallen. Er legte die dicke Jacke ab, dann ließ er sich einfach zurücksinken, zog die Decke zu sich, so dass die Gnome erschrocken zur Seite sprangen, und fing nach wenigen Augenblicken an zu schnarchen. Die Gnome warteten noch eine Zeit lang, dann ließen sie sich an einer überhängenden Falte der Decke hinunter und entfernten sich ein Stück vom Bett.
    »Er schläft wirklich schon«, befand Wito schließlich. »Ich denke, wir können uns groß machen und uns kurz umsehen. Vielleicht bewahrt er hier etwas auf, was wir brauchen können. Danach schlüpfen wir in unser altes Zimmer und halten nach Balgir Ausschau. Damit wäre der Ausflug zumindest nicht umsonst.«
    Skerna nickte. Gemeinsam nahmen sie wieder ihre natürliche Gestalt an. Dabei fiel auch der Schmutz von ihnen ab, der nicht mit ihnen größer werden konnte, und die eben noch dreckverkrusteten Gnome standen halbwegs sauber in Strentors Zimmer. So

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